Egon Rieble wird heute 90 Jahre alt. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Egon Rieble ist seiner Heimat stets treu geblieben / Um Kunst und Kultur verdient gemacht

Von Stefanie Siegmeier

Rottweil-Göllsdorf. "Altwerden geht nur mit Schaffen", ist Egon Rieble überzeugt. Und vermutlich ist genau dies sein Geheimrezept, denn Rieble schafft unermüdlich: schreibt Bücher, organisiert Atelierbesuche oder den Literaturtreff der VHS.

Am heutigen Mittwoch, 20. Mai, feiert der Kunsthistoriker und Lyriker seinen 90. Geburtstag. Atelierbesuche und der VHS-Literaturtreff sind seit Jahrzehnten mit dem Namen Egon Rieble verknüpft.

Das Schreiben faszinierte ihn schon in Kindertagen. Aufsätze verfasste er stets mit Leidenschaft und so war es denn auch nicht verwunderlich, dass er nach seiner Zeit als Jagdflieger – die Fliegerei war nämlich seine zweite große Leidenschaft – Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie in Tübingen studierte. In dieser Zeit beschäftigte sich Rieble auch mit dem Werk Friedrich Hölderlins, das ihn faszinierte und zugleich inspirierte. Bereits während seines Studiums verfasste Rieble Gedichte, aber auch Texte für den Rundfunk und die Presse.

Etwa 20 Bücher hat Rieble bis heute geschrieben, in Mundart und Hochsprache. Lyrik, Kunstführer und zwei Kinderbüchlein hat er seiner Enkelin Marie gewidmet. Ein neuer Lyrikband ist in Arbeit.

Nach dem Studium zurück in Rottweil, wurde er Kulturdezernent im Landratsamt und hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Menschen vor allem die sakrale Kunst der Region näher zu bringen. Und so organisierte er Fahrten zu Ausstellungen und bot bei der Volkshochschule (VHS) Atelierbesuche bei Künstlern der Region an.

Das war vor mehr als 40 Jahren. Noch heute gibt es diese Atelierbesuche. Erst kürzlich stattete Rieble mit einer ganzen Schar Interessierter dem Künstlerehepaar Angelika M. Flaig und Josef Bücheler in Hausen einen Besuch ab. "Früher sind wir mal mit 100 Leuten unterwegs gewesen. Ganz so viele sind es heute nicht mehr, aber das Interesse ist noch immer sehr groß", erzählt Rieble.

Seit Jahrzehnten fester Bestandteil des VHS-Programms ist auch der monatliche Literaturtreff. "Hier kommt es mir darauf an die Literatur mit der Kunst und der Musik zu verbinden", erzählt er. Dem Publikum gefällt’s. "Die Leute kommen von überall her", freut sich Rieble. Und mit der Erfindung der Göllsdorfer Rübengeister hat es die Göllsdorfer Saukirbe dank ihm sogar in die Liste der Europäischen Herbstbräuche geschafft. Seit mehr als einem halben Jahrhundert bereichern die schön schaurigen Rübenfratzen das Heimatfest, das Besucher aus nah und fern in den Rottweiler Teilort lockt. Ursprünglich hatte der Göllsdorfer Gemeinderat an ein Laternenfest gedacht. Aus Sicht von Rieble undenkbar. "Es muss etwas Bäuerliches sein, das mit dem dörflichen Charakter des Ortes vereinbar ist", dachte er sich. Und so kam er schließlich auf die Rübengeister, oder in Mun dart auch "Riabagoaschter".

Rübengeister hatte Rieble zu Kinderzeiten noch selbst geschnitzt. Und diese Tradition wollte er wieder aufleben lassen. Dass dies in der modernen Zeit noch jemanden interessiere, daran zweifelte lediglich der Göllsdorfer Rat, nicht aber Rieble. Und er sollte Recht behalten. Der Rübengeisterumzug bei der Saukirbe ist einmalig. Übrigens stammt auch das Rübengeisterlied, wie könnte es anders sein, aus der Feder Riebles. Vertont hat es Josef Sohm. "Die Saukirbe wäre ohne Deine Idee mit einem Rübengeisterumzug um eine Attraktion ärmer", betont Göllsdorfs Ortsvorsteher Wolfgang Dreher in einem Brief. "Du bist ein großer Förderer des Eigenlebens Deiner Ortschaft", heißt es weiter. Und um die Verdienste Riebles entsprechend zu würdigen, gibt die Ortschaftsverwaltung ihm zu Ehren einen Empfang.

Aber nicht nur die Rübengeister, die Fliegerei und Kunst sind es, die es Egon Rieble angetan haben. Neben den Engeln, zu denen er beinahe ein fast schon persönliches Verhältnis pflegt, ist es vor allem seine siebenjährige Enkelin Marie, die ihrem Opa täglich Freude bereitet und ihm neue Kraft gibt, verrät er. Mit ihr möchte er noch viel Zeit verbringen, um ihr sein umfänglichen Wissen weitergeben zu können.