Der Siegentwurf für den Gefängnisneubau steht beim Bürgerinformationsabend in Rottweil im Mittelpunkt. Foto: Nädele

Knapp 100 Interessierte in Rottweil bei Bürgerinformation zum Architekturwettbewerb.

Kreis Rottweil - Um 25.000 Quadratmeter Hauptnutzfläche mit Besenkammer und Sporthalle, um Magistrale und lebendige Mauern ging es am Donnerstag in der Informationsveranstaltung zum JVA-Neubau in Rottweil. Es ging um das Feng-Shui-Gefängnis der Staatsrätin.

Es werde ein schönes Gefängnis hatte Staatsrätin Gisela Erler vor dem Bürgerentscheid versprochen. Und den Architekturwettbewerb hat sie da gleich noch oben drauf gelegt – oben drauf auf eine beispiellose Bürgerbeteiligung. Seit Dienstagabend hat sie Gewissheit, den Mund nicht zu voll genommen zu haben. "Ich bin überrascht von der Schönheit", ergriff Gisela Erler zum Ende der Veranstaltung in der Rottweiler Stadthalle nochmals das Wort. Sie tat es nicht, um die Erläuterungen zum Gewinnerbeitrag für das Projekt im Esch zu wiederholen. Sie legte auch nicht nochmal mit einen Geständnis nach, nachdem sie zuvor schon bekannt hatte, der Ministerpräsident habe aus strukturpolitischen Gründen lange nicht gewollt, dass der Gefängnisneubau in Rottweil entsteht. Nein, es ging ihr darum, die Weichen zu stellen für eine weitere Beteiligung der Bürger – auch an den weiteren Planungsschritten.

Dass mancher Abgeordneter in Stuttgart vom Feng-Shui-Gefängnis der Staatssekretärin spreche, lieferte den Anlass. Nicht weil sich Gisela Erler dadurch gekränkt fühlte, sondern weil es der Staatsrätin für Bürgerbeteiligung deutlich macht, dass Aufklärung Not tut: "Die Menschen müssen wissen, warum wir so ein Konzept haben."

Knapp 100 Zuhörer haben das in der Stadthalle schonmal aus erster Hand erfahren und auch die Gelegenheit genutzt, den Architekten Fragen zu stellen und die Wettbewerbsbeiträge in der benachbarten Stallhalle anzuschauen. Die Arbeit der Sieger aus München überzeugte dabei nicht nur die Jurymitglieder. Gewiss: Das Thema JVA-Neubau hat in der Vergangenheit schon mehr Menschen in die Stadthalle gelockt. Doch: Ein Café und ein kleiner Laden mit Produkten aus der Anstalt, Pflanzungen, die die Lichtemissionen reduzieren, eine JVA zwischen Niedrigenergie- und Passivhausstandart mit Hackschnitzel-Blockheizkraftwerk und Fotovoltaik auf der Werkstatt und extensiv begrünten Dächern – die Wünsche und Anregungen der Bürger finden sich zahlreich im Siegerentwurf wider.

Bis 2026 möglicherweise der Gefängnisbetrieb auf dem Esch anläuft, muss noch einiges passieren. Allein dreieinhalb Jahre Bauzeit sind einkalkuliert, wenn zuvor bis Anfang 2020 die Entwurfsplanung mit der Kostenbe-rechnung fertig ist, dann das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden und im Sommer 2022 der Spatenstich stattfinden kann. Vom Beschluss von 1975, auf dem Stallberg ein Gefängnis zu bauen, bis zur Vorzeigeanlage im Esch mit Modellcharakter war es dann ein weiter Weg – einer, der sich gelohnt hat, wie Oberbürgermeister Ralf Broß meint.

2026 wäre übrigens das Jahr, in den Gisela Erler ihren 80. Geburtstag feiern würde. Mit Blick auf ihre Verbundenheit mit dem Projekt sollten sich die Planer also ranhalten.