Dies tat denn auch zunächst Ortsvorsteher Willy Schaumann, der die Grundsatzentscheidung des Ortschaftsrats verteidigte. Gegen eine Gewerbeansiedlung mit 150 zukunftssicheren Arbeitsplätzen zu stimmen, das hätte wohl ebenso einen Aufschrei gegeben. In Anbetracht der Tatsache, dass in Neufra jährlich zwei bis drei Bauplätze nachgefragt würden, sei man weiter mit Bauland gut versorgt.
ENRW-Chef Christoph Ranzinger, der bislang mit näheren Infos zu den Plänen höchst zurückhaltend gewesen war, erklärte: "Wir sind ein moderner Energiedienstleister und kein Bauhof." Auf dem Gelände entstünde ein Verwaltungsgebäude für 90 der 139 Mitarbeiter, ein überdachtes Lager und ein Logistikbereich. "Ein Großteil der Fläche wird für Parkplätze genutzt", versicherte er mit Blick auf die befürchtete Verkehrsproblematik. Der Fuhrpark umfasse 45 Fahrzeuge, zudem gebe es pro Stunde höchstens eine Anfahrt. Er zeigte sich überrascht, dass die Ansiedlung so kritisch aufgenommen wird. Woanders würde man die ENRW mit Kusshand aufnehmen.
Gegner beklagen Verlust von Bauplätzen
Dies würden sich etliche Neufraer wünschen, allen voran Reinhold Fetzer, der engagiert die Sicht der Interessengemeinschaft schilderte, auf den Verlust von Bauplätzen hinwies und Alternativ-Standorte ins Spiel brachte. Man habe einiges geprüft, so Broß. Was das Gewerbegebiet Inkom angehe, so mache man sich "unglaubwürdig", wenn man einen städtischen Betrieb in Zimmern ansiedle. Vor allem wenn dieser, wie die ENRW, die Nähe zu Spaichingen sucht.
Bürgermeister Christian Ruf und Fachbereichsleiter Lothar Huber gingen auf Details der Bebaungsplanänderung und die noch vorhandenen Bauplätze – inklusive Baulücken – ein, konnten damit aber die Bedenken der Kritiker nicht zerstreuen. Manchmal, so eine Anliegerin in einem emotionalen Appell, müsse man eben mit dem Herzen entscheiden. Die große ENRW-Ansiedlung sei nicht das Richtige für Neufra und seine Entwicklung – dabei wisse sie wohl, dass das Gebiet irgendwann bebaut werde.
OB Broß appellierte, "nicht im Streit" auseinanderzugehen, sondern gemeinsam im Bebauungsplanverfahren nach einer verträglichen Lösung zu suchen. Auf zahlreiche Einwendungen muss die Verwaltung gefasst sein.
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