Ganztagesbetreuung: Viele Kinder verbringen außerhalb des Unterrichts Zeit an der Schule. Symbolfoto. Foto: © Christian Schwier / Fotolia.com

Stadt plant Gebühren für Angebot an Schulen. Verwaltungspläne kommen nicht überall gut an.

Rottweil - Womöglich wird die Ganztagesbetreuung an Rottweiler Schulen künftig etwas kosten – zumindest in vielen Fällen. Für manche Eltern trifft die Gebühr allerdings die Falschen.

Längst sind Kinder nicht mehr nur zum Lernen in der Schule: Selbst vor oder nach dem Unterricht sind sie dort gut aufgehoben. Das gilt für Grundschüler genauso wie für Gymnasiasten. Etwa, weil die Eltern arbeiten müssen, oder weil es zum Konzept gehört. So ist das bei Ganztagesgrundschulen wie der Römer-, Eichendorff- und bald der Konrad-Witz-Schule (KWS). Auch die Gemeinschaftsschule, ebenfalls an der KWS, ist auf längere Schultage ausgelegt. Diese Kernbetreuung muss kostenlos sein. Das, was darüber hinausgeht, sowie die Betreuung an anderen Bildungseinrichtungen in Rottweil sollen künftig kosten. So schlägt es die Verwaltung vor, so hat es der Gemeinderat bei seiner Klausurtagung besprochen.

Bisher mussten nur wenige Eltern zahlen, nämlich die, deren Kinder eine sogenannte verlässliche Grundschule besuchten, beispielsweise in Göllsdorf oder Neufra. Künftig soll es, geht es nach der Verwaltung, nur noch eine Ausnahme geben: die Achert-Schule, die städtische Förderschule. Dort sei die Nachmittagsbetreuung immens wichtig, da sie eine "große erzieherische und fördernde Rolle einnimmt". Der Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hat das Thema bereits nicht öffentlich beraten. Im Gemeinderat stand es für den 19. Oktober auf der öffentlichen Tagesordnung. Allerdings wurde daraus nichts – der nächste Termin ist für den 23. November angesetzt. Zuvor findet eine außerordentliche Sitzung des Gesamtelternbeirats statt.

Pro Stunde 4,40 Euro

4,40 Euro pro angefangener Zeitstunde in der Woche setzt die Stadt als Monatspreis regulär an. Das wären pro Monat also 44 Euro, wenn das Kind jede Woche zehn Stunden lang betreut wird. Ein Geschwisterkind zahlt 3,30 Euro. Zudem sind gestaffelte Ermäßigungen über den Familienpass vorgesehen – im günstigsten Fall müssen Eltern dann noch 1,76 pro Stunde fürs erste Kind (bei zehn Betreuungsstunden jede Woche dann 17,60 Euro im Monat) und 1,32 Euro für weitere Kinder bezahlen.

Diesen Plänen steht Paul Kirch, der Elternbeiratsvorsitzende am Leibniz-Gymnasium, äußerst kritisch gegenüber. "Warum trifft es mal wieder die, die kein Geld haben?", fragt sich Kirch. Denn viele Eltern, die ihre Kinder betreuen lassen, tun dies, weil sie beide voll arbeiten müssen, um ihre Familie versorgen zu können. Schule ist per Gesetz kostenlos, sagt Kirch, dann müsse sie es auch nachmittags sein. "Schule muss für alle erreichbar sein, nicht nur für Reiche."

Die Stadt rechnet, wenn genauso viele Schüler betreut werden wie bisher, mit über 10 000 Euro an Mehreinnahmen. Paul Kirch fragt sich angesichts dieser recht niedrigen Summe, ob das Geld nicht besser an anderer Stelle eingespart werden könnte.

Mit Bernd Pfaff, Fachbereichsleiter Bürgeramt, Ordnungs- und Schulverwaltung, hat Kirch darüber bereits gesprochen. Auch über den verschobenen Termin für die Beratung im Gemeinderat. Für ihn hat die Verschiebung "ein Gschmäckle". Ob es überhaupt erst wegen der Elternproteste vom LG zu der außerordentlichen Sitzung des Gesamtelternbeirats im November gekommen sei?

Thema in Sitzung

Dem widerspricht Pfaff. "Ich will das nicht im stillen Kämmerchen machen", sagt er. "Ich will die Eltern ja mitnehmen." Für ihn sei der erste Ansprechpartner aber der Gesamtelternbeirat (GEB). Das sei ganz normales Vorgehen. Die Verschiebung im Gemeinderat erklärt Pfaff damit, dass eben zuerst ein Termin gefunden werden musste für die GEB-Sitzung.

Gabi Hils, die GEB-Vorsitzende, pflichtet ihm bei: Es sei der richtige Weg, wenn sich zuerst der GEB mit Pfaff an einen Tisch setze. Zudem sei das Gremium in ständigem, sehr gutem Kontakt mit dem Schulträger.

Bernd Pfaff sagt, er wisse, dass das Thema Gebühren ein schwieriges ist. Doch die Ausgaben steigen. Die Alternative wäre, Angebote zu streichen. "Das wäre nicht in unserem Sinne", erklärt er. Über die Familienpass- und Geschwisterregelung sollen sich alle Familien die Betreuung leisten können. Und was sagt Gabi Hils zu den Bedenken bezüglich der finanziellen Belastungen von Familien? "Dafür ist die Sitzung da."