Ein Scan des Seekriegsmuseums Jütland zeigt das U 3523 auf dem Meeresboden (linkes Bild). Zu seiner Besatzung gehörte Friedrich Rumpel, von 1941/43 auf dem U 456 im Nordmeer im Krieg. Foto: Schwarzwälder Bote

Schicksal: Vor einigen Tagen entdeckt / Einer der letzten Toten des Zweiten Weltkriegs stammte aus Rottweil

In der dänischen Nordsee ist das Wrack eines seltenen deutschen U-Boots aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden: Diese Meldung vom 14. April elektrisierte Dieter Rumpel aus Rottweil. War es das Boot, auf dem sein Vater, Friedrich Rumpel, stationiert war?

Rottweil. Ja, es war jenes U-Boot. Mit der Nummer U 3523, wie Dieter Rumpel prompt recherchiert hat. Rumpels Vater starb damals am 5. Mai 1945, als einer der letzten Toten des großen Weltenbrandes, der am 1. September 1939 begonnen hatte. In der eiskalten See. Im Skagerrak. Abgesoffen. Wie die gesamte Mannschaft. 57 Tote, Totalverlust, teilte das U-Boot-Archiv Möltenort einst der Familie Rumpel mit.

Friedrich Rumpel wurde am 13. März 1919 in Rottweil-Altstadt geboren. Er besuchte die Johanniterschule, Realschule und dann die Feintechnikerschule in Schwenningen. Er habe sich immer für Technik interessiert, sagt sein Sohn Dieter, der im Juli 1944 auf die Welt kam und seinen Vater somit im Prinzip ausschließlich aus Erzählungen seiner Großmutter kannte.

Friedrich Rumpel absolvierte eine Lehre bei der Firma Diem als Heizungsmonteur (Ruhe-Christi-Straße) und wechselte anschließend zur Firma Letters, Vorgänger der Firma Conzmann (Stadtgraben). Er spielte Trompete bei der Musikkapelle Rottweil-Altstadt. Mit 21 Jahren ging er 1940 zur Kriegsmarine, ab März 1941 gehörte er zur U-Boot-Flotte.

Aus den Unterlagen der "Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" erfuhr Dieter Rumpel 1997, dass sein Vater in Gotenhafen, Plön und Kiel stationiert und ab dem 18. September 1941 auf dem U 456 im Einsatz war (Kommando: Max Teichert, der im Dezember 1943 posthum das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt). Das U-Boot manövrierte im Nordatlantik gegen die Konvois der Alliierten, die die Sowjetunion versorgte.

Glück für Friedrich Rumpel: Als das U 456 am 13. Mai 1943 durch Flugzeuge beschädigt wurde, tauchunfähig war und schließlich sank, befand er sich nicht an Bord. Entweder hatte er Urlaub oder war auf Lehrgang in der Marineschule Wesermünde. Der Mai 1943 gilt als Wendepunkt im U-Boot-Krieg, als laut Literatur in diesem Monat 43 deutsche U-Boote versenkt wurden.

Auf verbesserte Jagdtechniken der Alliierten reagierten die Deutschen mit technischen Verbesserungen. Etliche davon kamen den U-Booten des Typs XXI zugute, aber letztendlich nicht der Besatzung des U 3523.

Von den 15 bestellten Exemplaren in einer Danziger Werft seien lediglich zwei fertig geworden, weiß Dieter Rumpel. Das andere befinde sich im Museum in Bremerhaven. Diese Boote waren "topmodern und ihrer Zeit weit voraus", wird der Direktor des Seekriegsmuseums Jütland, Gert Normann Andersen, zitiert. Vor allem ihre hohe Unterwassergeschwindigkeit erschreckte die britische Marine im Winter 1944/45, als sie Details erfuhr.

Einst eine "Wunderwaffe"

Ihre gefährlichste Waffe waren ihre Elektromotoren, die 17,2 Knoten unter Wasser fuhren (und damit etwas mehr als doppelt so schnell wie damals gängige deutsche Modelle). Ein Schnorchel machte es möglich, dass die Boote sogar unter Wasser mithilfe der laufenden Dieselmotoren die Batterien aufladen konnten. Sie konnten somit ständig unter Wasser operieren und sich ihren Opfern mit hoher Geschwindigkeit nähern.

In der Fama hieß es sogar nach dem Krieg, dass hochrangige NS-Funktionäre mit solchen U-Booten und wertvoller Fracht Richtung Südamerika geflohen seien. Schließlich verfügten die Boote der XXI-Klasse über eine Reichweite von rund 29 000 Seemeilen. Nicht jedoch das U 3523, das am 23. Januar 1945 Indienst gestellt wurde.

Es sollte in den letzten Kriegstagen von Helsingör aus Norwegen anlaufen. Zwar gab es einerseits den Befehl von Großadmiral Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und nach Adolf Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 dessen Nachfolger, dass die U-Boote unter keinen Umständen in Feindeshand fallen sollten (Selbstversenkung), aber auch seit dem 4. Mai, seit einer Teilkapitulation gegenüber einer britischen Heeresgruppe, nach Norwegen zu gelangen.

Für die deutsche Gruppe mit dem U 3523 (Kommandant Willi Müller), die nördlich dieser Zone lag, hieß das Ziel Norwegen. Sie wurde schließlich entdeckt und angegriffen. Einerseits existieren Angaben, dass Öl und Wrackteile gesichtet worden seien, andererseits teilte das Seekriegsmuseum mit, dass auf den Scans des Museums, als es im April 2018 den Meeresboden abgesucht habe, keine Schäden auf dem U-Boot zu sehen seien. Überhaupt gibt es unterschiedliche Aussagen über Befehle und Geschehnisse in diesen letzten Kriegstagen im Zusammenhang mit den U-Booten zwischen Nord- und Ostsee.

Kurios: Das Wrack liegt auf 123 Meter Meerestiefe mit dem Bug tief in dem Meeresboden begraben, das Heck steht etwa 20 Meter hoch. Niemand aus dem Museum habe früher etwas Ähnliches gesehen, schrieb Knud Jakobsen Dieter Rumpel. Nichts deute darauf hin, dass das Wrack jemals besucht worden sei. Das Seekriegsmuseum Jütland habe derzeit keine Pläne für eine Bergung. Das Wrack sei ein Kriegergrab und werde als solches respektiert.

Dafür plane das Museum, grundsätzlich auf den Ersten Weltkrieg spezialisiert, eine Ausstellung über das U 3523. Wahrscheinlich, so Dieter Rumpel, werde er dann nach Norddänemark fahren. Bisher hat das Museum nach eigenen Angaben etwa 450 Wracks in der Nordsee und im Skagerrak registriert und vermessen, davon drei britische und neun deutsche U-Boote.

Die Familie Rumpel, Friedrich Rumpels junge Frau Barbara mit Dieter und ihren Schwiegereltern, musste nach Kriegsende mehr als zwei Jahre warten, bis sie die traurige Bestätigung erhielt, dass Maschinenmaat Rumpel tot sei.

Das Schreiben vom 23. Januar 1946 an die Marine-Personal-Dokumenten-Zentrale beim Britischen Marineoberkommando in Hamburg wurde am 20. Oktober 1947 beantwortet. Darin heißt es, dass das U-Boot am 5. Mai zwischen Seeland und Jütland durch englische Luftstreitkräfte versenkt worden sei. "Von der Besatzung wurde niemand gerettet."

Der Sterbefall wurde am 22. Dezember 1947 dem Standesamt Rottweil-Altstadt zur Beurkundung angezeigt. Etwa 30 000 der 40 000 deutschen U-Boot-Fahrer starben im Zweiten Weltkrieg.