Die weitere Entwicklung rund um die Kreuzung Heer-/Stadionstraße ist ein Thema, das den Gemeinderat in Zusammenhang mit der Einzelhandelskonzeption auf Grundlage des CIMA-Gutachtens beschäftigt. Foto: Nädele

Das Herz von Rottweil: Im Gemeinderat steht Konzeption zur Debatte. Hugger: "Nur ein Lippenbekenntnis?"

Rottweil - Es geht um nicht weniger als um das Herz von Rottweil: die Innenstadt, historisches Pfund einerseits, Lebensmotor mit dem Einzelhandel und den Bewohnern andererseits. Jetzt steht im Gemeinderat der Schwur an, wohin die Entwicklung gehen soll. Mehr als 120 Seiten schwer ist die Einzelhandelskonzeption, die die Stadt von der CIMA Beratung + Management GmbH hat ausarbeiten lassen. Diskutiert wurde das Werk im vergangenen Jahr schon bei verschiedenen Gelegenheiten – unter den Stadträten ebenso wie bei Einzelhändlern und unter Mitgliedern des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) Rottweil.

Die Erkenntnisse aus dem Gutachten liefern die Grundlage für Weichenstellungen, mit denen sich der Gemeinderat in den nächsten Jahren zu beschäftigen hat: etwa bei der Weiterentwicklung der Innenstadt Richtung Nägelesgraben auf der einen Seite oder der Abgrenzung zur anderen Seite Richtung Stadion- und Heerstraße.

Zwei Diskussionsthemen haben sich bislang herauskristallisiert: nämlich die Frage, ob die sogenannte Rottweiler Liste, auf der innenstadtrelevantes Sortiment erfasst ist, überarbeitet werden soll, und die Frage, welcher Bereich als Innenstadt definiert wird. Der GHV hat sich zu beiden Punkten klar positioniert und unterstützt die Erkenntnisse der CIMA. Eine ähnlich eindeutige Aussage erhoffen sich die Vorsitzende Karin Huonker und ihr Stellvertreter Magnus Hugger nun vom Gemeinderat. "Es geht um die Frage, ob das Innenstadtbekenntnis nur ein Lippenbekenntnis ist oder echt", sagt Hugger.

Für Huonker und Hugger geht es um das "urbane Zentrum" der Stadt. Und darum, wie das Erscheinungsbild künftig erhalten werden kann. Es seien schließlich die Eigentümer der Gebäude und der Geschäfte, so Huonker, die die Fassaden, Gehwege und Schaufenster buchstäblich "herausputzen". In der von der CIMA empfohlenen Begrenzung des Innenstadtbereichs sieht der Gewerbe- und Handelsverein einen wichtigen Beitrag, um Einzelhändler hier zu halten oder gar neue anzulocken.

Knapp neben diesem Zentrum sieht man im b2 Biomarkt an der Kreuzung von Heer- und Stadionstraße die Dinge etwas anders. Dieser Bereich wäre laut Gutachten keine Innenstadtlage. Die b2-Geschäftsführer Sabine Franz und Stefan Schopf haben deshalb eine eigene Stellungnahme zur CIMA-Konzeption verfasst und sehen sich als "innenstadtrelevanter Einzelhändler" – durchaus noch fußläufig zu erreichen. "Die Förderung einer Ansiedlung vom Mokkerareal bis zur Stadtmitte könnte für die Zukunft gesehen eine immense Bereicherung für das Einkaufserlebnis der Stadt Rottweil bedeuten", schreiben sie. Bei manchem Stadtrat stießen sie damit auf offene Ohren.

Und eine weitere Entwicklung in diesem Bereich zeichnet sich bereits ab. Jedenfalls weiß Hugger von mindestens vier Kollegen, denen der Umzug aus der Innenstadt dorthin angeboten worden ist.

"Immense Bereicherungfür das Einkaufserlebnis"

Wenn sich der Gemeinderat morgen Abend im nicht öffentlichen Teil der Sitzung mit dem Gutachten befasst, wird aber noch ein anderer Punkt von zentraler Bedeutung sein: die Rottweiler Liste, also die Festlegung, welche Sortimente nur in der Innenstadt angeboten werden dürfen. Zur Steuerung von Neuansiedlungen ist das ein gebräuchliches Instrument.

Sportartikel, Schreibwaren und Bücher oder etwa Haushaltswaren gelten im Moment als innenstadtrelevante Artikel. Für Spielwaren gilt das ebenso, allerdings hat es für diesen Bereich nicht verhindern können, dass der letzte Einzelhändler seine Segel gestrichen hat. Vielmehr hat es dazu geführt, dass sich das Rofu Kinderland in Zimmern angesiedelt hat und nicht auf der Saline. Die CIMA spricht in diesem Zusammenhang von "deutlichen Kaufkraftabflüssen aus der Stadt Rottweil".

Auch weil eine solche "Rottweiler Liste" kein Allheilmittel für den Einzelhandel in der Innenstadt ist, sehen Huonker und Hugger die anstehende Debatte im Gemeinderat aus dem pragmatischen Blickwinkel des Händlers. "Die Stadträte müssen sagen, was sie aus der Stadt machen wollen", fordert Hugger diese Fairness gegenüber den Einzelhändlern und Hausbesitzern ein. Dann könnten sich diese darauf einstellen.