Waheed Ahmed hat sich in den letzten drei Jahren erfolgreich integriert. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlingsserie: Waheed Ahmed erzählt, warum er aus seiner Heimat Pakistan floh

Von Nadine Klossek

Waheed Ahmed verließ seine Heimat, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Seit drei Jahren wartet er auf die Entscheidung seines Asylantrags. Wenn die Behörden grünes Licht geben, möchte er sich seinen größten Wunsch erfüllen.

Rottweil. Essen, Arbeiten, Schlafen – das ist Waheed Ahmeds Alltag. Der 27-jährige Pakistaner ist vor drei Jahren mit dem Flugzeug nach Deutschland gekommen. In seiner Heimat hatte er nach eigenen Angaben keine Zukunft mehr. Ahmed ist Ahmadiyya Muslim. "Love everybody, hate nobody", liebe jeden, hasse niemanden – das sei das Prinzip dieser religiösen Gemeinschaft. In Pakistan gelten die Ahmadiyya Muslime als Minderheit.

Ahmed erzählt, dass er aufgrund seiner religiösen Überzeugung seinen Job als Bankkaufmann verlor. Man macht ihm klar: Leute wie dich brauchen wir in Pakistan nicht. Sein Vater besitzt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Familie verkauft die Firma, um dem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

15 000 Euro zahlt Ahmed einem Mann, damit dieser für seine Reise nach Deutschland alles vorbereiten soll. Doch als Ahmed mit dem Flugzeug in Frankfurt ankommt, ist alles anders. "Der Mann ist nicht aufgetaucht", erzählt der 27-Jährige. Stundenlang habe er auf ihn gewartet, seine Mutter in Pakistan angerufen, geweint. Am Ende ruft er einen Bekannten an, der ihm die Adresse einer Aufnahmestelle nennt. Abholen will ihn der Freund nicht – aus Angst, man halte ihn für einen Schleuser. Ahmed kämpft sich alleine durch den Großstadtdschungel. "Das war eines meiner schlimmsten Erlebnisse", sagt er.

Erste Zeit in Deutschland war anders als erwartet

In Hessen hat man für den Flüchtling keinen Platz. Er wird in die Aufnahmestelle nach Karlsruhe geschickt, wo er drei Monate lebt. Für den Pakistaner aus relativ gutem Hause, sind die Umstände in der Aufnahmestelle zuerst schockierend. "Da stand ein Mann, der am Kopf blutete, aber den Beamten war das egal", erzählt er. "Homeless and hopeless", heimat- und hoffnungslos, habe sich der junge Mann gefühlt. Seinen Start in Deutschland hatte er sich anders vorgestellt.

Heute steht Ahmed mitten im Leben

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Heute, drei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, steht Ahmed mitten im Leben. Er spricht mittlerweile Deutsch, wohnt in einer WG und hat einen Job bei einer Fastfood-Kette. Dort wurde er bereits befördert. Mehrere Ehrenamtliche haben ihm bei seinem Start in Deutschland geholfen. Eine davon ist Christa Demeter-Zernich. "Waheed ist ein großartiger Mensch", meint sie.

Für die Zukunft wünscht sich Ahmed, dass er irgendwann im IT-Bereich arbeiten kann. Das wird allerdings erst möglich sein, wenn die Behörden seinen Asylantrag genehmigen. Und wenn sie ihn ablehnen? Bei dieser Frage muss Ahmed kurz schlucken. Nach Pakistan kann er nicht zurück. Da er in einem anderen Land Asyl beantragt hat, würden die Behörden dafür die Gründe wissen wollen. Als Ahmadiyya Muslim müsste er sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Und so hofft Ahmed weiter darauf, dass ihm die Behörden endlich grünes Licht geben. Dann nämlich möchte er seinen größten Traum erfüllen: Einmal nach Berlin reisen und den Reichstag besuchen. "Seit ich als Kind eine Dokumentation über Berlin gesehen habe, möchte ich dort hin", erzählt Ahmed und seine Augen strahlen. Der Freundeskreis wollte ihm diesen Wunsch bereits erfüllen, bekam allerdings eine Absage. Nur mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung dürfe man den Reichstag besuchen. Ahmed muss also weiter warten. Mittlerweile hat der junge Pakistaner darin schon Übung.