Glaubensorte: Christliche Grundsätze prägen das Leben der Familie / Sonntag hat besondere Bedeutung

Rottweil-Göllsdorf. Sie sind eine fünfköpfige Familie in einem 1800-Seelen-Dorf und vor allem eines: katholisch verwurzelt und engagiert in der Gemeinde. Aber auch "ganz normal", betont Dominik Burkard, Bankkaufmann, 37 Jahre alt. "Da sehe ich keinen Widerspruch", sagt der Kantor und Kommunionhelfer, für den und für seine Familie die Kirche noch der zentrale Glaubensort ist. Vor allem auf die Kirche am Sonntag, dem "Ruhetag", legen die Burkards großen Wert.

Der Gottesdienst stehe an diesem Tag an erster Stelle, strukturiere den Tag und gebe ihm seine Bedeutung, sagt Stefanie Burkard, eine Ur-Göllsdorferin, die in der zweiten Amtsperiode im Kirchengemeinderat sitzt. Dort werden nicht nur Bauprojekte besprochen, sondern auch pädagogische Konzepte entwickelt oder praktische Ideen für den Dienst am Nächsten, erläutert Gemeindereferentin Karin Baumann.

Die Burkards sind auch in einer katholisch geprägten Ortschaft wie Göllsdorf eine Ausnahme. In dem Dorf leben nach Angaben der Gemeindereferentin Karin Baumann zwischen 900 und 1000 Katholiken, davon gingen maximal zehn Prozent regelmäßig in den Gottesdienst. "Wenn es hoch kommt, besuchen 80 Menschen am Sonntag die Kirche", so Baumann.

Das Haus, in dem wir die Familie Burkard besuchen, hat der Großvater von Stefanie Burkard im Jahr 1934 gebaut. Auch einen Hausaltar mit einer Maria und einem Fenster hat der gelernte Maurer errichtet. Somit hat die Familie auch in ihrem Haus einen konkreten Glaubensort.

Mit den Festen und Bräuchen des katholischen Glaubens sei sie aufgewachsen, sagt sie. "Das hat mich schon sehr geprägt", sagt die Mutter dreier Kinder, die diese Glaubenswurzeln an den Nachwuchs weitergibt.

Wichtig ist ihr dabei die Leichtigkeit des Glaubens. "Er soll keine Last sein für die Kinder", betont Stefanie Burkard. Sohn Lorenz, neun Jahre alt, ist voll dabei und sagt: "Ich gehe lieber in den Gottesdienst als zum Handball." Was nicht heißen soll, dass er nicht auch gern Handball spiele oder zur Jugendfeuerwehr gehe, betont er.

Außerdem ist er Ministrant. Das sei für ihn immer klar gewesen, dass er das mache, sagt er. Er gehört nach Angaben der Gemeindereferentin damit zu einer Gruppe von zehn bis zwölf Ministranten, die abwechselnd aktiv am Gottesdienst mitwirken. Schon Lorenz’ Vater Dominik war Oberministrant. Julia, zwölf Jahre, ist ebenfalls Ministrantin. Sie besucht die katholische Maximilian-Kolbe-Schule und komme bald in eine Phase des Umbruchs – die Pubertät – sagt ihre Mutter. Sie erhofft sich eine selbstständige Entwicklung. "Wir wollen unsere Kinder zu jungen selbstbewussten Christen erziehen", so Stefanie Burkard.

"Die Familie, das ist für uns Glaube pur", sagt sie. Zum Familienalltag gehören feste Rituale, die morgens beginnen. Sie weckt die Kinder, begrüßt mit ihnen den neuen Tag. "Wir danken jeden Morgen fürs da sein", sagt sie. Dann beginnt das gemeinsame Frühstück am Tisch. Die Eltern segnen ihre Kinder danach, indem sie ihnen ein Kreuz auf die Stirn machen und wünschen einen guten Tag. "Die Kinder werden von uns bewusst verabschiedet", sagt Dominik Burkard. Sein Sohn Lorenz habe vor Prüfungen manchmal ein kleines Holzkreuz in der Hosentasche. "Mit solchen Praktiken greifen wir auf den Glauben zurück", sagt Dominik Burkard. Er weiß, dass die Familie damit weitflächig gesehen, aber auch in Göllsdorf, nicht zur Mehrheit gehört. "Wir sind eher eine Ausnahme", so Dominik Burkard. Seine Familie habe einen Freundeskreis gefunden, der wie sie kirchlich engagiert ist.

Auch der Jahreskreis der Familie ist kirchlich strukturiert. Die Familie feiere alle Hochfeste, betont der Kommunionshelfer. Besonders achtet die Familie auf die Fastenzeit vor Ostern. Für die Kinder bedeutet das: keine Süßigkeiten und kein Fernsehen, die Eltern verzichten auf Alkohol.

Mittags ist Stefanie Burkard zuhause und betreut die Kinder – außer Julia, die die Ganztagsschule besucht. Vor dem Essen waschen sie ihre Hände, beten und sitzen am Tisch, bis der Letzte aufgegessen hat. Auch in ihrem Beruf als Krankenschwester setze sie manchmal ihren Glauben ein. Dort begegne sie oft Leid und Verzweiflung, berichtet sie. Wenn der Wunsch bestehe, organisiere sie beispielsweise eine Krankensalbung.

Am Ende des Tages kommen die Burkards zusammen, beten nochmals, lassen den Tag Revue passieren, spüren nach: Was war gut? Was nicht? Dabei ist es auch manchmal angebracht, aufeinander zuzugehen, sich zu verzeihen. Und die Familie schaut über den Tellerrand hinaus, überlegt, wen sie in ihr Gebet einschließen könnte.