Spurensuche: Gisela Roming stellt heute ihr Buch "Jüdisches Rottweil" vor / Leben von 1798 bis 1938

Wenn man genau hinschaut, dann kann man sie entdecken: die Spuren einstigen jüdischen Lebens in Rottweil. An mancher Fassade erzählen kleine Metallschildchen die Geschichte derer, die einst in den Häusern lebten.

Rottweil. In der Kameralamtsgasse gibt es noch den ehemaligen Betsaal. Nach dem Übergang der Reichsstadt an Württemberg im Jahr 1802 konnten sich Juden erstmals seit langer Zeit wieder dauerhaft in der Stadt niederlassen, und es entstand eine kleine jüdische Gemeinde, die zweite in der Rottweiler Geschichte nach der Auslösung der mittelalterlichen Judengemeinde an Weihnachten 1348 durch ein Pogrom.

Gisela Roming, die sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Juden in Rottweil beschäftigt, hat ihr Wissen und ihre Kenntnisse darüber in einem Buch niedergeschrieben. Heute Abend, 8. November, 19.30 Uhr, stellt sie ihr 115-seitiges Werk in der Buchhandlung Klein vor.

Im Sommer hatte der Verein Ehemalige Synagoge Rottweil, dem auch Gisela Roming angehört, anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht die Ausstellung "Vom Schutzjuden zum Rottweiler Bürger" im Alten Rathaus initiiert. Die Ausstellung war auf großes Interesse gestoßen und immer wieder sei nachgefragt worden, ob man die Geschichte auch irgendwo nachlesen könnte.

Daraufhin sei gemeinsam mit Sabina Kratt die Idee für das Buch entstanden. Texte habe es ja für die Ausstellung bereits gegeben, die Gisela Roming für das Buch erweitert hat. "Ich erzähle aber auch gerne die Hintergründe", sagt Gisela Roming und freut sich, dass sie in dem Büchlein die Möglichkeit hatte, die Geschichte des Jüdischen Rottweils in den Jahren von 1798 bis 1938 ausführlich darzustellen. Viele Bilder und Objekte verdanke sie auch Guntram Vater, der ihr Einblick in seine reichhaltige Sammlung gewährt hat, freut sie sich. So ist das Büchlein nicht nur mit viel Hintergrundwissen geschrieben, sondern auch reich bebildert.

Zu bürgerlicher Gleichberechtigung

Historiker Winfried Hecht beschreibt in seinem Vorwort zum Buch das jüdische Leben in Rottweil als "wichtiges Kapitel aus der Geschichte der ältesten Stadt Baden-Württembergs. Es zeigt auf, wie eine vielfach ausgegrenzte, oft verfolgte Minderheit ihrer Bevölkerung den Weg zu bürgerlicher Gleichberechtigung bewältigt hat", so Hecht. Es habe ja eine ganze Weile gedauert, bis Rottweil "seine" Juden angenommen habe. "Was danach auch in Rottweil aus Dummheit und kriminellem Fanatismus den Juden angetan wurde, gehört leider gleichfalls zu diesem Abschnitt der Vergangenheit unserer Stadt."

Roming hat das Buch in Kapitel aufgegliedert. So beschreibt sie den Wegbereiter Moses Katz aus Mühringen, die Gründerväter, erzählt von der kleinen Gemeinde, der zweiten Generation, aber auch wie die Schutzjuden zu Rottweiler Bürgern wurden. Drei Kapitel widmet sie dem jüdischen Leben, ein weiteres den jüdischen Unternehmern um 1900. Mit den Kapiteln "Ausgrenzung und Abwanderung" sowie "10. November 1938" schließt das Buch.

Bei der Buchvorstellung wird Gisela Roming weitere Hintergründe erzählen. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: Das Buch ist im Neckartal-Verlag erschienen und kostet 17,80 Euro.