Ein langes Ding: Der geplante Test-Turm von ThyssenKrupp Elevator im Neckartal. Foto: dpa

Gemeinderat soll eine Hürde in Richtung Test-Turm von ThyssenKrupp Elevator nehmen.

Rottweil - Heute Abend soll der Gemeinderat eine Hürde in Richtung Test-Turm von ThyssenKrupp Elevator nehmen. Geht es nach der Stadtverwaltung, beschließt das Gremium die Aufstellung eines Bebauungsplans. Doch der Turm wirft Fragen auf. Mindestens 84.

Auf elf Seiten und in 84 Fragen schlägt sich nieder, was einige Rottweiler Bürger in Sachen Aufzug-Test-Turm umtreibt. Wann und in welcher Form liegt eine realitätsnahe Simulation aller Ansichten von außerhalb und innerhalb der Stadt vor? Was kann ein Aufzug-Test-Turm zum touristischen Erfolg Rottweils beitragen? Und kann das mittelalterliche Erbe der Stadt durch den Riesen im Neckartal Schaden nehmen?

Die Fragen seien vor dem Hintergrund mangelnder Information und hoher Verunsicherung der Bürger, die sie formuliert haben, zu sehen, heißt es. Der Fragenkatalog liegt der Stadtverwaltung und den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats vor. Er ist das Ergebnis eines "Workshop über Chancen und Risiken des von der Firma Thyssen-Krupp Elevator GmbH geplanten Aufzug-Test-Turms im Rottweiler Gewerbepark Neckartal". Unterzeichnet haben ihn Ute Bott, Winfried Hecht, Sabine Hoffmann, Susanne Schneider-Schulz, Günther Lang, Jürgen Mehl, Georg Schanz und Martin Heinrichs. Teils Neckartal-Anwohner, teils Interessierte, teils Freunde des historischen Rottweil.

Jürgen Mehl vom Geschichts- und Altertumsverein beispielsweise. Zunächst sei er begeistert gewesen von der Nachricht, dass ThyssenKrupp Elevator einen Test-Turm im Neckartal bauen wolle, erzählt er. Dann sei er ins Grübeln gekommen. Schon bei der Bürgerinformationsveranstaltung im Kapuziner hatte Mehl seine Bedenken geäußert. Was erhofft sich die Stadt von dem Projekt und was bekommt sie? Diese Fragen seien sein Beweggrund gewesen, nach Gründen für und gegen den Turm zu suchen. "Wir erhoffen uns eine Versachlichung der Diskussion." Jetzt sei er gespannt, welche Reaktionen es gebe.

Auch Winfried Hecht, ehemaliger Stadtarchivar, gehört der Arbeitsgruppe an, die den Fragenkatalog erstellt hat. Dieser sei auch Protokoll der bisherigen Überlegungen. Hecht erhofft sich Antworten: "Möglichst fundiert, möglichst bald." Etwa, wenn es darum geht, einen Ballon hochsteigen zu lassen, um die Höhe des Turms zu simulieren. "Wenn der Turm steht, dann ist es zu spät."

Ute Bott, die im Neckartal lebt und arbeitet, gehört der Gruppe ebenfalls an. "Mein Anliegen ist es, dass die Bürger sich mit dem Projekt auseinandersetzen." Sie lehnt den Test-Turm ab: Nach der Bürgerinfoveranstaltung hatte sie bemängelt, als Anwohnerin nicht vor Bekanntwerden des Projekts darüber informiert worden zu sein. Und sie stört sich daran, dass für den Mega-Turm offenbar andere Denkmalschutzauflagen gelten als für andere Anlieger.

"Das erschlägt uns, dieses Projekt", meint die Geigenlehrerin. Sie wünscht sich, dass Rottweiler Bürger ins Neckartal kommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Natur und die Landschaft würden massiv geschädigt. "Ich finde, es ist ein Monstrum", sagt sie über den geplanten Aufzug-Test-Turm.

Die Dimensionen des Bauwerks seien geschönt – beim Modell beispielsweise würden die Dimensionen nicht stimmen. Sie fordert deshalb genaue Modelle und Ansichten, um sich ein realistisches Bild machen zu können. Trotz Arbeitsgruppe ist indes die Gründung einer Bürgerinitiative gegen den Turm bisher nicht vorgesehen.

Und sie hofft auf Kommunikation: Bisher seien die Neckartal-Anwohner nicht von der Stadt kontaktiert worden. Und: "Ich weiß nicht, ob eine Anwohnerversammlung geplant ist."

Allerdings hält auch Ute Bott sich bedeckt: Inzwischen hat sich das Team Gewerbepark Neckartal, dem Anlieger des Gebiets angehören, getroffen. Innerhalb der Gruppe gehen die Meinungen auseinander: Neben Projektgegnern gibt es auch Befürworter. Zum Treffen allerdings will Bott nichts sagen: Es habe den Wunsch gegeben, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen.

Auch den Fragenkatalog will die Arbeitsgruppe erst heute veröffentlichen: auf einer Internetseite. Dann könne die Bevölkerung darüber diskutierten. Bis dahin will Martin Heinrichs beispielsweise nichts dazu sagen: "Das Dokument spricht für sich."