Lesestoff: Ulrich Fiedler stellt Werk über Bischöfliches Konvikt vor / 452 Seiten spannende Lektüre mit vielen Erinnerungen
Es hat Gewicht. Um genau zu sein stolze 1,728 Kilo. Aber auch inhaltlich ist das Buch mit dem Titel "Weißt Du noch damals...? – Erinnerungen ehemaliger Rottweiler Konviktoren", das Konviktsdirektor Ulrich Fiedler zum neunten Stiftungsfest herausgebracht hat, ein Schwergewicht.
Rottweil. Konvikts- und Schulgeschichte, vereint mit Stadtgeschichte, Kulturgeschichte und jeder Menge persönlicher Erinnerungen – das Buch von Ulrich Fiedler erzählt Geschichte und Geschichten in Bildern und Texten auf insgesamt 452 Seiten. Und teilweise sind die Beiträge der 46 Autoren so spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Freilich ist das Werk, das Ulrich Fiedler augenzwinkernd "sein Vermächtnis" nennt, für die Ehemaligen eine schöne Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Aber für Nicht-Konviktoren gibt es einen Einblick in den jeweiligen Zeitgeist des Internatlebens. Zu den Autoren gehören ein Pfarrer, ein Weihbischof, ein Theologieprofessor, Kirchenkritiker, ein Archivar, Mediziner, ein Redakteur, ein Richter, ein Personaltrainer, ein Akademiedirektor, ein Sparkassendirektor, ein Politologe, ein Berufsberater und ein Psychotherapeut. Die Rückblicke reichen von der Nachkriegszeit bis zum Aufbegehren der 1968er-Jahre.
Sehr beeindruckend ist auch die überaus große Anzahl historischer Bilder, die Fiedler zusammengetragen hat. Dazu haben die Ehemaligen ebenfalls Etliches beigesteuert.
Bearbeitet wurden alle 220 Bilder von Lisa Brüstle. "Die überwiegend historischen Bilder mussten alle retuschiert und teilweise sogar rekonstruiert werden", erzählt sie. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Diplom-Designer Rainer Zepf aus Frittlingen hat das Buch layoutet.
Die Beiträge beginnen stets mit einem Foto aus der damaligen Konviktsakte und einem aktuellen Porträtbild. Darunter folgt die Vita. Auf den folgenden Seiten sind dann die jeweiligen Beiträge zu lesen. Gedruckt wurde das Buch in der Druckerei Conzelmann in Albstadt-Tailfingen.
Auch kritische Beiträge
Alle Beteiligten haben nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Herzblut in das Buch investiert. Jeder berichtet von seinen Erlebnissen. Die Beschreibungen fallen dabei ganz unterschiedlich aus. Es gibt durchaus auch kritische Beiträge. Nicht allen hat das doch sehr kirchlich geprägte Internatsleben offenbar Freude bereitet. So mancher hatte damit zu kämpfen. Neben den sehr persönlichen Eindrücken sind aber auch zahlreiche Anekdoten, Streiche und lustige Begebenheiten festgehalten.
Die Idee für das Buch sei bereits beim zurückliegenden Stiftungsfest 2010 entstanden, erinnert sich Ulrich Fiedler. "›Weißt Du noch damals...?‹ – unzählige Male habe ich bei Besuchen ehemaliger Konviktoren diesen Satz gehört. Zudem wurde mir damals bewusst, dass es für die Zeit zwischen der Wiedereröffnung des Konvikts nach dem zweiten Weltkrieg und dem Beginn der 1980er-Jahre so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse gibt." So war die Idee für das Buch schnell geboren.
Die Herausgabe des Erinnerungsbuches sieht Ulrich Fiedler als sein ganz persönliches Vermächtnis an. 34 Jahre lang war er für das Konvikt tätig. "Als 21. Konviktsdirektor seit der Gründung im Jahre 1824 war es mir nicht nur ein Herzensanliegen, sondern ich habe mich geradezu verpflichtet gesehen, diesen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Bischöflichen Konvikts zu leisten", so Fiedler.
Und so mancher dürfte überrascht sein, wen er noch so kennt aus der Riege der Ehemaligen, sind doch eine ganze Reihe Personen des öffentlichen Lebens daraus hervorgegangen, so etwa der Rottenburger und der Balinger Oberbürgermeister, der Landrat des Zollernalbkreises, Weihbischof Johannes Kreidler und viele mehr.
Auch das nächste Projekt hat Ulrich Fiedler bereits im Blick. Die zehn Ehemaligen, die beim Festakt am Samstag über ihre Konviktszeit berichtet haben, sollen in einem Ergänzungsbuch ebenfalls zu Wort kommen. Das Buch ist im Bischöflichen Konvikt erhältlich und kostet 20 Euro.
