Engagement: 25-Meter-Schießstand umgebaut / Corona bremst Arbeiten aus / Nächstes Projekt am Start
Zwei Jahre lang geplant, in nur einem Jahr umgesetzt: Die Umbauarbeiten am 25-Meter-Schießstand der Historischen Bürgerwehr sind abgeschlossen. Die beeindruckenden 2600 Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder noch mehr zusammengeschweißt. Und das nächste Projekt steht bevor.
Rottweil. Idyllisch liegt die Schießanlage der Historischen Bürgerwehr Rottweil im ehemaligen Pulverloch im Neckartal, weit weg von Wohngebieten, mitten in der grünen Natur. Die Lichtverhältnisse, die zugelassene Geschossenergie bis zu 7000 Joule, die gepflegten Stände – all das schätzen diejenigen, die hier regelmäßig trainieren oder zu Gast sind. Die Anlage steht auch im internationalen Vergleich sehr gut da, sagt der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Henne.
Doch die Schießanlage hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Das Problem: Wurden die Geschosse früher direkt in den Fels abgedonnert, ist es auf den Schießanlagen seit Anfang August nun tabu – die Immissionsschutz-Vorschriften lassen es nicht mehr zu. Ein speziell eingehauster Kugelfang ist notwendig. Und dieser wurde nun pünktlich zum Inkrafttreten der Vorschriften auf dem 25-Meter-Stand realisiert.
Große Erleichterung ist beim Vorstandsteam der Historischen Bürgerwehr zu spüren – und Dankbarkeit für die vielen Stunden, die ihre Mitstreiter auf der Baustelle verbracht haben. Jeder half, wie er konnte: die einen mit dem körperlichen Einsatz, die anderen mit Baumaterialien oder Fachwissen, die dritten mit Geldspenden.
Denn auch finanziell war die Umgestaltung der Schießanlage mit rund 60 000 Euro ein ziemlicher Brocken für die Bürgerwehr. Stellvertretender Vorsitzender Stephan Grigas bezeichnet die finanzielle Frage als die größte Hürde bei der Umsetzung des Projektes. "Der Geschossfang ist hauptsächlich durch Eigenkapital finanziert", sagt er. Geholfen habe aber auch der Liquiditätsvorschuss der Stadt Rottweil.
Der Stand sieht nicht unbedingt besonders spektakulär aus: Es ist eine Betonwand mit Holz und 180 Tonnen Sand drin. Doch für jeden Schritt, für jedes Material habe es seitenweise Vorschriften gegeben, sagt Vorsitzende Margarete Bühner. Sie war und ist der treibende Motor bei der Bürgerwehr, sie will, dass es weitergeht, dass es vorwärtsgeht. Für den Verein, macht Bühner klar, ist die Fertigstellung ein Meilenstein. Durch die Corona-Situation, berichtet sie, sei man zwar etwas ausgebremst worden. Doch die Punktlandung gelang.
Seit dem 1. August darf am 25-Meter-Stand wieder geschossen werden. Die 14 Bahnen bieten genügend Platz, sodass auch die Hygienevorschriften eingehalten werden. Bei den Schützen, machen die Mitglieder der Bürgerwehr klar, sei es eh kein Problem, denn jeder trainiert für sich allein – immer schon mit Abstand. Probleme wie beim Mannschaftssport habe man nicht. Wie kommt aber dann das Miteinander zustande? "Gute Kameradschaft", sagt ein Mitglied. Und Jürgen Henne meint: "In unserem Sport ist es so: Da wird nicht nur geschossen, da wird auch viel diskutiert und geredet."
Auch für externe Nutzer
Die neu gestaltete Schießanlage, betont Vorsitzende Bühner, kommt auch externen Nutzern zugute – Gruppen, die sich einmieten, Sportschützen, die sich auf Meisterschaften vorbereiten, oder auch Jägern, die ihre Jagdwaffen einschießen.
"Auch für uns ist es natürlich sehr wichtig, dass wir trainieren können", sagt Bühner. Denn die Bürgerwehr – das ist viel mehr als das traditionelle Neujahrsschießen-Spektakel im Bockshof. Die Teilnahme an Meisterschaften steht regelmäßig auf dem Programm – und dafür muss geübt werden.
Die aktuelle Corona-Lage macht es der Bürgerwehr nicht einfach: Zwar darf seit Mitte Mai wieder trainiert werden, aber ob Feste, Umzüge und andere Veranstaltungen in diesem und im nächsten Jahr stattfinden, ist immer noch ungewiss. "Wir hoffen sehr, dass sich die Situation normalisiert", sagt Bühner.
Weiterhin genutzt werden darf der 100-Meter-Stand, der im Jahr 2000 in Betrieb genommen wurde und allen Anforderungen entspricht. Auf der 50-Meter-Bahn stehen jetzt aber Umbauarbeiten an. Auch hier will man in einem Jahr fertig werden: Schließlich hat man jetzt Erfahrung. Wenn dann auch dieser zweite Schießstand offen ist, will die Bürgerwehr ein Festle feiern.
Und auch sonst zeigt sich der Verein sehr aktiv und agil. Man blickt zuversichtlich in die Zukunft. Jürgen Henne verrät, dass im Pulverloch vielleicht auch Bogenschießen angeboten wird – um noch mehr Nachwuchs zu begeistern und so die Zukunft der Historischen Bürgerwehr zu sichern.