Locker-leicht versüßen Lee Ritenour und Band Jazzfest-Besuchern ihren Feierabend.
Rottweil - Manche Sachen erledigen sich von alleine. Zum Beispiel: Lee Ritenour hat seine Haare geschnitten. Die Vokuhila, ist, vor allem im Nacken, gestutzt. Jetzt lässt sich gar nichts Negatives mehr sagen über diesen Mann und seinen Auftritt gestern Abend beim Rottweiler Jazzfest. Außer: Schöner kann man in seinen Feierabend nicht hineingleiten.
Ritenour, Pianist Jesse Milliner, Bassist Melvin Lee Davis und Roger Biwandu am Schlagzeug liefern den Soundtrack für einen absolut entspannten Abend. Maximal zum Mitwippen mit der Bierflasche in der Hand, oder um den Takt mit dem rechten Fuß mitzuschlagen. Zumindest zunächst. So lässt sich’s aushalten in der Alten Stallhalle.
Bei dem 61-Jährigenist so gut wie alles geschmeidig
Völlig entspannt stehen die vier auf der Bühne. Lee Ritenour konzentriert sich auf seine Gitarre und lächelt. Zwischendurch erzählt er, Rottweil sei unglaublich und er heute ziemlich viel herumgelaufen in der Stadt.
Genauso wie er erzählt, spielt er: völlig entspannt. Sein Metier ist die smooth gespielte Jazzgitarre. Was das heißt, weiß nach dem Konzert sogar der, der vorher nichts damit anzufangen wusste. Bei dem 61-Jährigen ist so gut wie alles smooth, also geschmeidig. Selbst wenn Ritenour leicht in die Knie geht, die Hüfte kreisen – aber maximal zehn Zentimeter von links nach rechts – und die Saiten schnalzen lässt, selbst wenn sein Bassist Davis singend mit seinem Instrument um die Wette quakt oder wahlweise jault wie eine Katze, selbst wenn sich Lautstärke und Tempo steigern und das Spiel beinahe aggressiv wird und das Auf-dem-Stuhl-Mitwippen dem ein oder anderen Zuhörer doch nicht mehr reicht.
"L.A. by bike" (Los Angeles mit dem Fahrrad) beispielsweise hat Reggaeklänge und Wendungen, die ihm beim Radeln am Strand in seiner Heimatstadt gekommen seien. Dass er auch dabei völlig entspannt sein dürfte, ist dem Stück anzuhören. Was für ein gelungener Feierabend.