Das alte Gefängnis hat vielleicht bald ausgedient, aber es ist zu schade zum Abreißen: Das Zauberwort heißt Nachnutzung. Wir haben da ein paar Ideen. Foto: Schönfelder

Mit dem Neubau der JVA auf dem Esch bleibt in der alten Platz für Ideen: vom Urlaub im Knast bis zu Führungen.

Rottweil - Alle reden über das neue Gefängnis auf dem Esch. Wird es gebaut, sollte aber auch die bisherige JVA am Nägelesgraben wieder in den Fokus rücken. Schließlich bieten sich dort viele Möglichkeiten, meint die Stadt. Auch wir haben schon ein paar Ideen.

Wo heute noch Gefangene hinter Gittern leben, könnte sich – steht die neue JVA auf dem Esch erst einmal – am Nägelesgraben städtebaulich etwas tun, sagt Oberbürgermeister Ralf Broß. Schließlich ist das bisherige Gefängnis zentral gelegen. Und abgesehen vom Stacheldraht ist es ein schmucker Bau, noch dazu mit Geschichte. Der Rathaus-Chef hat sich so seine Gedanken gemacht. Gastronomie könnte er sich dort vorstellen, wo bisher nicht gerade Haute Cuisine serviert wird. "Vielleicht hat ein privater Investor eine Idee", meint er. Auch ein ausgefallenes Hotel kommt für Broß infrage. Warum nicht? Ein prominentes Beispiel findet sich in Kalifornien: San Francisco hat sein Alcatraz, Rottweil sein etwas angejahrtes Gefängnis. Jedes Jahr strömen Millionen von Touristen zur Gefängnisinsel im Schatten der Golden Gate Bridge, um den sanften Grusel der berüchtigten Zellen und ihrer berühmten Insassen zu verspüren. Wäre das nicht etwas für Rottweil?

Knäste scheinen auf jene, die sich eben nicht notgedrungen dort aufhalten müssen, eine morbide Faszination auszustrahlen. Und das gilt sicher auch für das Rottweiler Gefängnis mit den mächtigen, Stacheldraht bewehrten Mauern mitten in der Stadt.

Wie wäre es denn mal mit einem verlängerten Wochenende im Knast, natürlich bei einfachem Essen, gemeinsam und unter Aufsicht eingenommen, mit anschließendem Hofgang? Die Betten heißen Pritschen und sind von ausgesuchter Unbequemlichkeit. Die Verwandtschaft darf nur zu den Besuchszeiten rein, was die Attraktivität des Angebots unter Umständen noch steigern könnte. Entlassung wegen guter Führung ist natürlich ausgeschlossen.

Und das alles gäb’s im Rottweiler-Knast-Ferien-Pauschalangebot. Das Stadtmarketing wird, ähnlich wie beim Test-Turm, nicht um gute Ideen verlegen sein. Im Andenkenshop gäbe es Blechnäpfe für den nachgekochten Knastfraß zu Hause oder T-Shirts, wie sie die Panzerknacker tragen. Zusätzlich könnte man Workshops, wie Mattenflechten oder der richtige Umgang mit der Eisensäge, anbieten.

Gut, wem das dann doch zu fremdartig ist, dem könnte man Führungen anbieten unter dem Motto "Strafvollzug einst und jetzt", wobei das alte Rottweiler Gefängnis eher für "einst" steht. Derjenige, der die Besucher herumführt, könnte eine kaiserliche Uniform mit Pickelhaube tragen, und ab und zu vernehmlich mit dem Schlüsselbund klappern. Dabei ist ein Blick in die Zellen inbegriffen und die Eltern könnten ihren Sprösslingen klarmachen, dass der verhängte Stubenarrest und der Handy-Entzug noch viel schlimmer hätten ausfallen können, als die läppischen drei Tage im Kinderzimmer.

Eine solche Führung, zweiter Teil in der neuen Haftanstalt auf dem Esch, wäre gegebenenfalls ein Mittel, die Gegner vom Zusammenhang zwischen Resozialisierung im modernen Strafvollzug und den Lebensbedingungen hinter schwedischen Gardinen zu überzeugen.

Zudem würde sich im Zusammenhang mit dem alten Gefängnis ein Rottweil-Monopoly anbieten. Ein zentrales Feld wäre: "Gehen Sie in das Gefängnis, gehen Sie nicht über Los." Die Hochbrücktorstraße wäre die Schlossallee und das Berner Feld würde zur Turmstraße. Zwischen Kraftwerk und römischem Bad könnten die Sehenswürdigkeiten der Stadt abgelaufen werden. Und gewonnen hat dann der Teilnehmer, der in der Stadt das meiste Geld ausgibt.

Gewinnen könnte das Gefängnis auch durch seine Nähe zur Rottweiler Jugendherberge, erklärt Ralf Broß. Finden wir auch: Man erinnere sich an den Streit zwischen Stadt und einem Anwohner wegen des Lärms, der mitunter entsteht, wenn jugendliche Juhe-Besucher das Außengelände nutzen. Warum nicht einfach Feuerstelle und Spielfeld hinter die Gefängnismauern verlegen? Dort könnten sich die Jugendlichen Tag und Nacht im Freien austoben, ohne dass viel Lärm nach außen dringt.

"Da ist Musik drin, da tut sich was", sagt Broß passenderweise mit Blick auf das alte Gefängnis. Noch ein gutes Stichwort: Wäre das nicht ein Notfallplan, falls es am irgendwann verkauften Wasserturm mit dem Ferienzauber doch schwierig wird: Warum mit dem Ferienzauber nicht hinter schwedische Gardinen wechseln? Die dicken Mauern sorgen für eine gute Akustik und lassen bestimmt nichts raus.