Ob Ralf Broß blickt zurück. Foto: Ralf Graner

Auch abseits der großen Themen viel los. 18. April war besonderer Tag. Entspannung beim Kochen.

Rottweil - Das Jahr geht zu Ende – für die Stadt Rottweil war es ereignisreich, geprägt von Themen, die noch lange nachwirken werden. Wir blicken im Interview mit Oberbürgermeister Ralf Broß auf 2018 zurück und fragen bei der Gelegenheit gleich nach den "Knallern", die uns 2019 erwarten.

Herr Broß, was antworten Sie einem Rottweiler, der Sie auf der Straße nach den Höhepunkten des Jahres 2018 fragt, dabei aber nichts über die Landesgartenschau, den Testturm und die JVA hören will?

Es war auch sonst eine Menge los. Kleine Kostprobe? Also: Wir haben die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung auf den Weg gebracht. Das Land fördert uns als digitale Zukunftskommune, der Autor Matthias Horx hat über Rottweil 5.0 gesprochen, beim High-Tech-Gipfel im Kraftwerk waren über 1000 IT-Fachleute aus dem ganzen Land zu Gast. Wir haben ein neues Feuerwehrhaus eingeweiht und die Bundesregierung hat uns für unsere klimafreundliche Straßenbeleuchtung ausgezeichnet. Die Sanierung der Stadtmitte und das Projekt Quartier 2020 in der Altstadt kommen gut voran. Für das neue Stadtmuseum haben wir drei spannende Varianten entwickelt und ganz aktuell das Doppeljubiläum 25 Jahre Weihnachtsmarkt & Patenschaft zum Marineboot Rottweil gefeiert. Das Ende der Sanierungsarbeiten am Schwarzen Tor gerät da fast schon ins Hintertreffen, obwohl das ein Millionenprojekt war.

Können Sie sich vorstellen, dass es hier tatsächlich jemand gibt, für den sich zu viel um die Themen Gefängnisneubau, Thyssen-Turm und Landesgartenschau dreht?

Natürlich. Im Leben der Menschen dreht sich schließlich vieles um die ganz normalen Alltagsprobleme. Turm, JVA, die Hängebrücke und insbesondere die Landesgartenschau sind aber die zentralen Zukunftsprojekte unserer Stadt, das Fundament für die weitere Entwicklung Rottweils. Daher ist es notwendig, dass wir uns in der Stadtverwaltung, im Gemeinderat und in der Öffentlichkeit intensiv damit beschäftigen. Alle Projekte stärken den Dienstleistung- und Wirtschaftsstandort und mit der Landesgartenschau haben wir gleichzeitig ein Schlüsselprojekt für eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt aufs Gleis gestellt.

Wenn Sie in zehn Jahren – vielleicht anlässlich der Eröffnung der Gartenschau – an 2018 als das Jahr der Entscheidung zurück denken, was glauben Sie wird Ihnen dann in Erinnerung geblieben sein?

Der 18. April, als die Bewertungskommission des Landes in Rottweil war. Unsere Leute haben den Tag professionell vorbereitet und perfekt durchorganisiert. Entscheidend aber war: Die zehn Vertreter der Bürgerschaft, des Gemeinderats und der Stadtverwaltung haben ihre Stadt mit ganz viel Herzblut und Leidenschaft präsentiert. Das war echtes Teamwork. Der Zuschlag ist der Erfolg aller Beteiligter, die sich mit großer Begeisterung für unsere gemeinsame Sache, die Landesgartenschau Rottweil im Jahr 2028, engagiert haben.

Bei so vielen großen Themen – wie groß ist Ihre Lust noch auf das Klein-Klein der Kommunalpolitik?

In der Kommunalpolitik sollte man nie vergessen: Klein-Klein ist die Voraussetzung für Groß-Groß. Auch die Erfolge der vergangenen Jahre haben immer sehr viel Geduld und Detailarbeit erfordert. Im Arbeitsalltag gibt es da also gar keinen so großen Unterschied. Meistens sind es eben nur 20 Prozent Inspiration, aber 80 Prozent Transpiration.

Welchen Knaller hält die Stadtverwaltung für das Jahr 2019 in der Hinterhand?

Es darf nicht das Ziel sein, jedes Jahr eine neue Rakete zu starten. Angesichts der vielen positiven Impulse der vergangenen Jahre ist auch Bodenhaftung gefragt. Wir brauchen Zeit, die begonnen Projekte sauber abzuarbeiten und zum Erfolg zu führen. Natürlich werden wir im Rathaus weiterhin offen für spannende Ideen sein und zugreifen, wenn sich neue Chancen tun. Und langweilig wird auch 2019 sicherlich nicht werden: Immerhin feiern wir 500 Jahre ewiger Bund – also die jahrhundertealte Freundschaft der Stadt Rottweil mit der Schweiz.

Wie sehen Sie den Kommunalwahlen im Mai entgegen?

Im Gemeinderat schlägt das Herz der kommunalen Demokratie. Ich wünsche mir daher viele engagierte Kandidatinnen und Kandidaten, die Lust darauf haben, die Zukunft unserer Stadt mitzugestalten. Ich möchte vor allem auch Jüngere und Frauen ermutigen, sich zur zu Wahl stellen. Je vielfältiger unser Gemeinderat zusammengesetzt ist, desto mehr Menschen fühlen sich durch ihn vertreten. Zudem hoffe ich, dass die gute, konstruktive Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg zum Wohl der Stadt auch nach der Kommunalwahl fortgesetzt wird.

Was wünschen Sie für sich persönlich und für die Stadt für das kommende Jahr?

Bei der Bewerbung für die Landesgartenschau habe ich sehr viel Gemeinsinn gespürt. Wenn wir uns den für die kommenden Jahre erhalten können, haben wir eine Basis, die trägt und noch vieles möglich machen wird. Wenn es dann noch gelingt, dadurch eine neue Generation für das bürgerschaftliche Engagement in unsere Stadt zu motivieren, dann wäre schon sehr viel gewonnen.

Wie entspannen Sie sich zwischen den Jahren?

Zuhause hier in Rottweil, unter anderem beim gemeinsamen Kochen mit der Familie und Freunden. Ich freue mich auf ausgedehnte Spaziergänge und habe hoffentlich die Zeit, auch einmal wieder ein gutes Buch zur Hand zu nehmen.