Das Schlüssel-Schloss-Prinzip für die eigenen vier Wände: Wer ein Haus bauen oder eine Eigentumswohnung kaufen will, braucht gute Bedingungen für eine solide Finanzierung. Aber daran hapert es bei den 25- bis 40 -Jährigen immer häufiger. Foto: Diller

Quote bei Wohnungseigentum liegt bei 64 Prozent. Pestel-Institut: 25- bis 40-Jährige sind "Verlierer-Generation".

Kreis Rottweil - Im Landkreis Rottweil gibt es rund 38 100 Wohnungen, für die keine Miete bezahlt werden muss. Denn ihre Eigentümer nutzen sie selbst. Die Wohneigentumsquote im Kreis Rottweil liegt damit bei rund 64 Prozent.

Nur die Stadt Rottweil betrachtet, sind es rund 53 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Regional- Untersuchung zum Wohneigentum hervor, die das Pestel-Institut in Hannover gemacht hat.

Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Eigentumsquote bei knapp 45 Prozent. Damit sei Deutschland weit weg von einem "Wohneigentümer-Land" und lande in Europa lediglich auf dem drittletzten Platz. Auch vor diesem Hintergrund sieht das Pestel-Institut beim Wohneigentum im Landkreis Rottweil "noch Luft nach oben". Denn es gebe eine neue "Verlierer-Generation": Insbesondere die 25- bis 40- Jährigen könnten sich immer seltener ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung leisten. Immer mehr von ihnen seien gezwungen, zur Miete zu wohnen.

Dabei gehörten gerade die Jobstarter und Familiengründer eigentlich zur typischen Klientel für Wohnungskauf und Hausbau", sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. Immerhin handele es sich bei den Mitzwanzigern bis Enddreißigern um eine starke Bevölkerungsgruppe: Rund 23 300 Menschen dieser Altersgruppe leben im Kreis Rottweil, davon allein rund 4500 in der Stadt Rottweil.

Ihre Chance auf Wohneigentum ist laut Statistik stark gesunken: "Bei den 25- bis 40-Jährigen ist die Eigentumsquote innerhalb von zwölf Jahren um 3,3 Prozent zurückgegangen", sagt Günther. Er beruft sich dabei auf Zahlen aus dem Mikrozensus. „Die eigenen vier Wände rangieren bei vielen zwar ganz oben auf der Wunschliste. Aber es hapert oft an guten Bedingungen für eine solide Finanzierung. Daran ist auch eine unsichere berufliche Perspektive schuld: Häufig werden gerade jungen Menschen nur Zeitverträge angeboten. Für einen Immobilienkredit wären allerdings unbefristete Jobs notwendig. Vor allem aber fehlt eine staatliche Unterstützung für Wohneigentum, das die Menschen anschließend für sich selbst nutzen", so der Institutsleiter.

Mit der Abschaffung der Eigenheimzulage sei die letzte Förderung von Wohneigentum in Deutschland faktisch eingestellt worden. Und das schon vor elf Jahren. Diese lange Phase der "staatlichen Eigenheim-Bremse" räche sich nun: "Wohneigentum ist nämlich ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Und die kommt bei vielen jetzt zu kurz. Immerhin ist die eigene Wohnung die einzige Alterssicherung, die – unabhängig von jeder Schwankung bei der Rentenhöhe – im Alter verlässlich genutzt werden kann", so Günther.

Deutsche Immobilien ließen bei ihrer Qualität und Langlebigkeit keine großen Reparaturen erwarten . Jedenfalls dann nicht, wenn vor der Rente noch einmal alles in Schuss gebracht werde. Rentner müssten sich deshalb um ihre eigene Wohnung auch nicht groß kümmern. "Sie haben damit für die gesamte Phase ihres Ruhestands die Sicherheit eines dauerhaften ›Daches über dem Kopf‹ – ohne Angst vor einer Mieterhöhung oder Kündigung", sagt der Leiter des Pestel-Instituts.

Der Stellenwert, den die eigenen vier Wände im Alter hätten, lasse sich auch daran erkennen, dass es derzeit bei den Senioren, die auf staatliche Grundsicherung im Alter ("Alters-Hartz-IV") angewiesen seien, kaum Wohnungseigentümer gebe. Genau das sei für die Initiative "Wohn- Perspektive Eigentum" ein entscheidender Grund, Bund und Länder zu einer "politischen Kehrtwende pro Wohneigentum" aufzufordern. Die Initiative, die das Pestel-Institut mit der Regional-Untersuchung beauftragt hat, appelliert auch an die heimischen Bundestagsabgeordneten, den Wunsch der Bevölkerung nach Wohneigentum ernst zu nehmen. Wer sich im Kreis Rottweil mit welchem Einkommen welche Immobilie leisten kann – dazu kündigt die Initiative einen "Vor-Ort-Kauf-Check" für Juni an.

Zur Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum" haben sich unter anderen der beim Hausbau und Wohnungskauf beratende Verband privater Bauherren (VPB), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks - und Wohnungsbau (DGfM) zusammengeschlossen. Gemeinsam sprechen sie sich für neue Rahmenbedingungen beim Erwerb von Eigentum aus. Dazu gehöre insbesondere auch eine intensivere und eigenständige Wohneigentums- Förderung durch die staatliche KfW-Bank. Hier seien Zuschüsse erforderlich. Ebenso wie eine langfristige Zinsgarantie. Darüber hinaus solle die von den Ländern festgesetzte Grunderwerbsteuer auf ein möglichst niedriges, bundesweit einheitliches Niveau gesenkt werden. Gleichzeitig müsse es Freibeträge für Menschen geben, die in eine selbstgenutzte Wohnung investierten. Und um Bauland möglichst günstig anbieten zu können, sei es notwendig, öffentliche Grundstücksreserven zu mobilisieren – allerdings ohne diese dabei nach dem Höchstpreisverfahren zu vergeben.

Weitere Informationen: www.wohn-perspektive-eigentum.de