Norbert König-Weih (links) und sein Partner Albert Weih haben sich nach 31 Jahren am 16. Mai das Ja-Wort gegeben. Foto: Merk

Norbert und Albert Weih leben seit 31 Jahren zusammen. Ehe ist für sie Krönung ihrer Partnerschaft.

Rottweil - Als die "Ehe für Alle" vor gut einem Jahr beschlossen wurde, knallten auch in Rottweil die Sektkorken. Zu den Feiernden gehörten Norbert und Albert Weih. Seit 31 Jahren leben sie zusammen, die Ehe ist für sie die Krönung ihrer Partnerschaft.

"Es war gleich ein Gefühl von Verschossenheit da", erinnert sich Albert Weih an die erste Begegnung mit seinem späteren Mann Norbert König. Das war am 24. Januar 1987 in dem Club 46A in Villingen-Schwenningen. Beide, damals Anfang 20, waren noch in einer Beziehung. Am Tag darauf fuhr Norbert nach Radolfzell, wo Albert wohnte, um "reinen Tisch" zu machen, so Norbert. Doch dabei waren sich beide auf Anhieb sehr sympathisch und starteten eine Beziehung, die seit damals anhält.

Bereits im März desselben Jahres zog das Paar zusammen in ein Haus in Rottweil, dem Heimatort von Norbert König. Von Anfang an habe das Paar seine Beziehung offen gelebt, betonen beide. "Wir haben uns nie versteckt", sagen sie. Und der Wunsch, sich zu trauen, sei immer da gewesen. Was 1987 zwar außergewöhnlich, aber bereits möglich war, das war eine Freundschaftssegnung. Ein befreundeter Pfarrer holte sich die Erlaubnis dafür. Norbert erzählt, wie es war, mit seinem Partner einen Ring beim Goldschmied auszusuchen. "Wo haben sie die Frau", habe die Verkäuferin gefragt. Schon damals habe er geantwortet, sein Partner sei sein Mann.

Die Segnung fand am 16. Mai 1987 auf dem Dreifaltigkeitsberg (schwäbische Alb) statt. "Wir haben es wie eine kirchliche Hochzeit gefeiert", so Norbert König-Weih, der beim Gespräch mit unserer Zeitung Bilder von der Feier zeigt. Die Segnung der Männer, beide Katholiken, fand in der Klosterkapelle statt. Es gab sogar Trauzeugen – dieselben wie 31 Jahre später bei der Eheschließung. Die Nachricht von der Segnung habe sich wie ein Lauffeuer verbreitet mit der Konsequenz, dass der Pfarrer versetzt wurde, erzählt Norbert.

Die Beziehung stößt nicht nur auf Akzeptanz

Albert Weih, der aus einem 800-Seelen-Dorf neben Bad Buchau kommt, habe es lange nicht wahrhaben wollen, eine Präferenz für Männer zu haben. Er habe versucht, mit Frauen eine Beziehung einzugehen – wie auch sein Partner, der die Beziehung mit seiner Frau am geplanten Hochzeitstag beendete. "Da war mir klar, dass ich mein Leben nicht mit einer Frau verbringen möchte", so Norbert König-Weih.

Dass beide ihre Beziehung offen lebten, stieß nicht nur auf Akzeptanz. In manchen Gaststätten bekam das Paar Hausverbot. Norberts Vater wandte sich von seinem Sohn ab. Albert Weih ist dennoch überzeugt: "Je normaler man lebt, desto eher wird man akzeptiert."

Ein weiterer Schritt in Richtung Normalität war die eingetragene Partnerschaft, die 2008 wieder an einem 16. Mai stattfand. Nach 21 Jahren wurde ihre Beziehung damit erstmals amtlich. Geschlossen wurde die Partnerschaft aber nicht im Rathaus, sondern bei der Ausländerbehörde des Landratsamts. Damit war das Paar erstmals rechtlich abgesichert. "Das war ein großer Fortschritt", so Norbert König-Weih. Von der Anzahl der Geschenke und Gratulationen sei er überwältigt gewesen.

Die Hoffnung, dass irgendwann auch die Ehe für Alle käme, hatten sie schon fast aufgegeben. Als im Oktober 2017 das neue Gesetz verabschiedet wurde, waren sie mehr als überrascht. "Ich war platt", sagt Norbert, der damit gerechnet habe, dass das Gesetz doch noch ausgehebelt werde. Dass sie heiraten werden, sei beiden "gleich klar" gewesen, betonen sie.

Als Datum wählten sie natürlich wieder ihren Tag, den 16. Mai. Das Standesamt sei aus allen Nähten geplatzt, berichtet Norbert. Er und sein Partner wählten das Motto "Tracht" und kleideten sich dementsprechend in eine Schwarzwald-Tracht.

Angestoßen wird auf dem Testturm

Nach der Trauung auf dem Standesamt ging es mit dem Panoramabus weiter zum Testturm, auf dessen Besucherplattform das Catering angerichtet war. Als Überraschungsgast kam Heinrich del Core vorbei. Dann ging es zurück zum Haus des Ehepaars, wo es Bockbier mit Haxe, Hähnchen und Pommes gab. Die kirchliche Trauung blieb dem Paar verwehrt. Ebenso der Kinderwunsch. Ein Adoptionsversuch hat das Paar ohne Erfolg unternommen, jetzt fühlen sich die über 50-Jährigen zu alt für ein Kind.

Der große Heiratsboom bei gleichgeschlechtlichen Paaren in Rottweil blieb derweil aus. Laut Angaben des Standesamts haben fünf Paare seit dem 1. Oktober 2017 geheiratet und zwei ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt.