Zum ersten Mal Thema im Ausschuss: Die Stiftung SELBSTentwicklung stellt ihre Konzeption für Bildungseinrichtungen im Vaihinger- und Eckhof vor. Foto: Schulz

Anonyme Drohungen und ein Desaster: Eckhof-Debatte mit Pleiten, Pech und Pannen.

Rottweil - Pleiten, Pech und Pannen – begleiten sie die Entstehungsgeschichte für den neuen Eckhof? Nach der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschusses am Mittwochabend könnte man den Eindruck gewinnen.

Manchmal sind es die Zufälle, die etwas ins Rollen bringen. Im Sommer 2011 war es das Angebot eines Landwirts an Martin Busch, den Hof zu übernehmen, das zum Kontakt mit der Stadtverwaltung Rottweil führte. Das berichtete Unternehmensberater Norbert Wölbl in der Sitzung zur Vorgeschichte, aus der heraus im Dezember 2011 Busch auf den Vaihingerhof aufmerksam gemacht worden sei. Nach ausgiebiger Prüfung in der Stiftung SELBSTentwicklung habe es dann den Gedanken gegeben, der Vaihingerhof und der Eckhof gemeinsam könnten eine Möglichkeit sein. Das war etwa ein Jahr danach.

»Wir sind ins Spiel gekommen«, stellte Busch klar, »weil es geheißen hat, dass beide Familien aufhören wollen« – also Schäfer Walter Hall und Wirt Armin Daler. Sie seien davon ausgegangen, dass die Pachtverträge auslaufen würden und die Kommune eine neue Nutzung wolle. Und der Stiftungsvorsitzende machte auch deutlich: »Wir respektieren die Lebensleistung der Familien Daler und Hall.«

Überdies erklärte Busch auch, dass er gerne selber hingegangen wäre, um persönlich mit den Pächtern zu reden. Vielleicht hätte man die Pferde einspannen und gemeinsam eine Runde auf der Kutsche drehen können. So sei der Prozess gedacht gewesen. Doch zuvorgekommen ist Busch bei diesem Vorhaben der städtische Eigenbetrieb Stadtbau, der die Pächter auf ein mögliches Ende ihrer Verträge vorbereitet hatte, was dann in der Folge zum Bericht im Schwarzwälder Boten vom 22. Juni führte.

Dass damit öffentlich geworden war, dass sich die Stadtverwaltung konkrete Gedanken um die Zukunft des Eckhofs macht und das das Aus für das Ausflugslokal bedeuten könnte, trat für Martin Busch und seine Frau Irmtraut eine Lawine der Entrüstung los, wie sie auch die Buschs bislang nicht kannten. »Wir hoffen jetzt, von weiteren Verleumdungen verschont zu bleiben«, berichtet Irmtraut Busch auch von anonymen Drohanrufen in den zurückliegenden Tagen. Brandstiftung, entlaufene Tiere und anderes mehr hat es laut ihrem Mann schon in den Jahren zuvor gegeben, die Belastung für die Familie im Moment sei aber nochmals größer. Er befürchtet gar, die Facebook-Gemeinde könnte »zum Sturm« blasen. Deshalb: Nicht nur im Gemeinderat sei bislang keine Entscheidung zur privaten Bildungseinrichtung im Vaihinger- und Eckhof getroffen, »auch für uns ist es offen, wie wir uns entscheiden«, sagte Busch in der Sitzung mehrmals.

Genug also mit Pleiten, Pech und Pannen: Mit dem Tagesordnungspunkt »Darstellung der Konzeption der Errichtung einer privaten Bildungseinrichtung im Bereich Vaihingerhof und im Bereich Eckhof« stand das Thema jetzt zum ersten Mal »im Gemeinderat beziehungsweise zuständigen Ausschuss« an, wie Oberbürgermeister Ralf Broß erläuterte. Die bisherige »Diskussion in der Öffentlichkeit in Unkenntnis aller Fakten ist wenig hilfreich«, sprach sich Broß dafür aus, dass nun die Fakten im Vordergrund stehen sollten. Marianne Wucher, Sprecherin der FFRundPRoFI-Fraktion, hatte zu Beginn in einer Erklärung von einem Kommunikationsdesaster gesprochen. »In letzter Zeit haben zu viele mitgeredet, die nichts davon verstehen«, schickte Busch sich am Mittwochabend an, gemeinsam mit seiner Vorstandskollegin Ulrike Schiller Einblicke etwa in das Projekt »Leichtigkeit und Gleichgewicht« oder die Gesundheitsförderung im Betrieb zu geben.

Die Konzeption der Stiftung für eine Schule und Akademie für Natürliche Entwicklung sieht den Vaihingerhof als Zentrum für Bildung, Gesundheit und Kommunikation als finanzielles Rückgrat vor. Er soll, laut Busch, mit den Aus- und Weiterbildungskursen, Seminaren sowie vielleicht sogar mit Blick auf die Neuausrichtung der Lehrerausbildung in den nächsten Jahren »ein wesentliches Angebot abdecken, um die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts zu sichern«. Die Schule, die im Eckhof Platz finden soll, wäre auch in der Anlaufphase also finanziell gestützt. Später, wenn auch die staatliche Anerkennung durch ist, solle sie sich selbst tragen. Für den alten Schafstall hat Busch dabei die Idee, ihn zum Treffpunkt für alle Rottweiler Schulen zu machen.

»Schon mit der Wahl des Eschachtals um den Eckhof wollen wir die Bedeutung eines natürlichen Umfelds für eine gesunde Entwicklung unterstreichen«, heißt es in den Grundlagen des pädagogischen Konzepts. Ein wesentlicher Bestandteil sei die Gewinnung gesunder Lebensmittel und deren Verarbeitung. Die Mitarbeit in der Landwirtschaft gehöre also für die Schüler dazu. In der Gastronomie, die die Stiftung in Aussicht gestellt hat, würden dann die Produkte der Schüler, etwa Käse, angeboten.

Stadträte wie Sibylle Schumacher (CDU) oder Gerhard Aden (FDP) haben sich von der Konzeption überzeugen lassen. Die Mehrheit der Redner hingegen blieb verhaltener – vor allem wegen offener Fragen zur Zukunft des Eckhofs. Und ob die bisherigen Anstrengungen reichen, mehrere Hundert Menschen zu überzeugen, die sich auf den Unterschriftenlisten der Bühlinger Vereine eingetragen haben, um ihre Solidarität mit dem Eckhof zu zeigen, muss sich zeigen. Ganz zu schweigen von mehr als 5000 Unterstützern auf der Facebook-Seite »Rettet den Eckhof«. Zumal Busch eine Statistik zitierte, wonach sich lediglich 80 Rottweiler im Internet (www.projekt-zukunft-rottweil.de) die Konzeption angeschaut hätten. Vielleicht geht es da manchen gar nicht um das Konzept, sondern um das Eschachtal und den Eckhof.