Armin Daler (links) und Walter Hall wollen nicht aus dem Eschachtal vertrieben werden. Foto: Schmidt

Armin Daler und Walter Hall bangen um ihre Existenz. Rückhalt aus der Bevölkerung macht Hoffnung.

Rottweil - Für Armin Daler und Walter Hall steht die Existenz auf dem Spiel. Der große Rückhalt aus der Bevölkerung tut den beiden nicht nur gut, sondern lässt sie auch hoffen.

Der Eckhof war gestern am späten Nachmittag gut gefüllt. Rasch legt die Bedienung das Reservierungsbuch vor. Ein Blick darauf lässt keinen Zweifel zu: Das Ausflugslokal ist beliebt. In der Gaststätte wird Handharmonika gespielt, die Gäste singen, die Stimmung ist heimelig, auch wenn dazwischen ein paar Rufe laut werden: "Eckhof forever".

Geht es nach der Stadt ist mit "forever" zumindest für Armin Daler im April Schluss. Ein halbes Jahr sei die Kündigungsfrist, erklärt der Eckhofwirt, im Oktober soll ihm die Kündigung zugestellt werden. Etwas mehr Zeit hat Schäfer Walter Hall. Mindestens zwei Jahre, vielleicht sogar drei, sagt Hall mit Blick auf die Kündigungsfrist bei landwirtschaftlicher Nutzung.

Enttäuscht sind sie beide. Vor allem von Oberbürgermeister Ralf Broß, der aus ihrer Sicht nur auf Druck unserer Zeitung langsam mit der Sprache rausrücke. Nicht mal der Gemeinderat habe Bescheid gewusst, ärgern sich die beiden, sprechen von Vertrauensverlust und von einem Alleingang der Stadtverwaltung. Von einem Oberbürgermeister könne doch erwartet werden, "dass er Klartext redet".

Umso mehr freut sie der "große Rückhalt aus der Bevölkerung". "Ganz ehrlich, das hätte ich in dieser Breite nicht erwartet", sagt Daler sichtlich gerührt. Sicherlich, er habe viele gute Stammgäste, von denen er wisse, dass sie die Natur um den Eckhof lieben und sich im Lokal wohlfühlen. Aber diese große Resonanz der Bürger und vonseiten der Bühlinger Vereine sei überwältigend und mache Mut.

Armin Daler kommt ursprünglich vom Kaiserstuhl. Der Eckhof sorge nicht nur für sein Auskommen, er wohne auch im Haus und liebe die Landschaft. Vor fünf Jahren gab es Gerede, er würde den Eckhof verlassen. "Da war absolut nichts dran." Sogar mit einer Anzeige in unserer Zeitung habe er damals dem Gerücht widersprochen. "Der Eckhof ist unsere Heimat, ich würde hier bleiben, bis es gesundheitlich nicht mehr geht", betont der 66-Jährige.

Walter Hall ist bereits seit 50 Jahren mit dem Eckhof verbunden. Seit 34 Jahren führt der 79-Jährige den Schafbetrieb (momentan grasen 1150 Mutterschafe und 900 Lämmer auf dem Eckhof) mit seinem Sohn Roland. Beide hauptberuflich. Nimmt man ihnen den Stall am Eckhof, "wissen wir nicht mehr weiter". "Wo sollen wir denn solch weite Flächen und den entsprechend großen Stall finden", zeigt sich Hall frustriert. Großes Lob hingegen für die zahlreichen Leserbriefschreiber: "Egal wie es ausgeht, ich bedanke mich schon jetzt für den großen Einsatz."

Verwundert zeigte sich Hall, dass sich die Verwaltungsspitze "nicht wenigstens an das Landratsamt gewandt hat". Schließlich bestehen mit der Naturschutzbehörde Pflegeverträge, die zu erfüllen seien. Ohne die Schafe, da ist sich der erfahrene Schäfer sicher, werde das Eschachtal seinen gewohnten Anblick verlieren. Die Wachholderhänge könnten aufgrund des Gefälles nur von Schafen gepflegt werden. Ohne sie würde die Landschaft von Pflanzen überwuchert, das Eschachtal würde versteppen, weiß Hall. Wer annehme, das könne mit ein paar Schafen bewältigt werden, die eventuell ein Nachfolger mitbringe, denke laienhaft.