So wie die Brücke in Reutte (Bild) soll auch das Exemplar in Bad Wildbad aussehen. Foto: Composer/Fotolia.com

Investor baut auch in Bad Wildbad eine Verbindung in luftiger Höhe. Über 400 Meter lang.

Rottweil/Bad Wildbad - Investor Günter Eberhardt ist auf den Geschmack gekommen: Neben der "Neckar Line" wird er auch in Bad Wildbad (Kreis Calw) eine Hängebrücke errichten. Und die steht vielleicht noch eher als das Rottweiler Pendant.

Viele Jahre litt Bad Wildbad unter mangelnder Beachtung: Nach glanzvollen Zeiten als Kurstadt blieben die Gäste aus. Seit einigen Jahren allerdings wendet sich das Blatt. Gerade der dortige Sommerberg zieht Besucher an. Nach der traditionsreichen, runderneuerten Sommerbergbahn; nach dem spektakulären Baumwipfelpfad, der sich längst zum Publikumsmagneten gemausert hat; nach dem direkt angrenzenden Märchenweg "Das kalte Herz", der aktuell gebaut wird, und den weiteren Attraktionen auf dem Sommerberg wie der "Erlebnislodge" sorgt ausgerechnet Unternehmer Günter Eberhardt für einen weiteren, echten Höhepunkt in Bad Wildbad.

Gut anderthalb Wochen, nachdem er beim Rottweiler Bürgerentscheid grünes Licht für seine Rekord-Brücke "Neckar Line" erhielt, gibt er den nächsten Coup bekannt. Das Cleverle aus Hohentengen baut eine weitere Fußgänger-Hängebrücke, dieses Mal in Bad Wildbad. Wahrscheinlich rund 400 Meter lang soll sie werden, und damit vergleichbar mit der bis dato "längsten Seilhängebrücke der Welt" nach Tibet-Style in Reutte/Tirol. Die Höhe über Grund liegt bei maximal 48 Metern – allerdings in bis zu mehr als 300 Höhenmetern über dem Enztal, auf das man von der Hängebrücke aus wird blicken können; getragen von nur zwei Brückenköpfen an den Talrändern. Gehalten wird sie durch vier stählerne Tragseile.

Die Investitionssumme werde "einen mittleren einstelligen Millionenbetrag" betragen, erklärt Eberhardt am Mittwochvormittag in Bad Wildbad. Sein Projektleiter Roland Haag betont im Gespräch mit unserer Zeitung: Das neue Vorhaben werde "Rottweil nicht torpedieren". Die "Neckar Line" bleibe Eberhardts Baby.

Spaziergang durch die Luft

Der Standort für die neue Tourismus-Attraktion im Nordschwarzwald: das Tal Bärenklinge. Er sei ideal, weil sich die Hängebrücke so gut in die Infrastruktur der bestehenden Tourismus-Angebote auf dem Sommerberg einfügen ließen.

Wer über die Hängebrücke läuft, hat einen Gitterboden unter sich, der den freien Blick nach unten zulässt. Nach links und rechts sichert Maschendraht gegen die Schwerkraft. "In der Bewegung wirkt die filigrane Konstruktion aber, als wäre da rein gar nichts um einen herum – und man liefe quasi so in der Luft", berichtet Haag.

Bereits am Dienstag hatte der Gemeinderat von Bad Wildbad dem Projekt einstimmig zugestimmt und mit dem Investor eine formale Absichtserklärung für das Projekt abgeschlossen. Nun sei es an Günter Eberhardt und seinem Team, die komplette Planung für das Projekt realisationsreif zu entwickeln und den Genehmigungsbehörden vorzulegen. Die Stadtverwaltung geht aber davon aus, dass eine einfache Genehmigung reicht statt eines kompletten neuen Bebauungsplanverfahren, wie dies in der ältesten Stadt des Landes der Fall ist.

Daher könne es durchaus sein, dass die Hängebrücke in Bad Wildbad das Schwester-Projekt in Rottweil, obwohl später gestartet, in der Realisationsphase noch überholt. Haag erklärt, der erste Kontakt zum Wildbader Bürgermeister Klaus Mack sei erst im Dezember gewesen. Visualisierungen gibt es noch keine – weil sich das Team bisher auf die "Neckar Line" konzentrierte.

Kein langes Verfahren

Zwar ist auch in der Kurstadt eine Bürgerversammlung geplant, eher aber kein -entscheid wie in Rottweil. Das Vorhaben lässt sich aus Sicht der Verwaltung nämlich nahezu perfekt in die langfristigen Entwicklungsplanungen für den touristischen "Hotspot" Sommerberg einfügen. Die betroffenen Grundstücke – Stadtwald – befinden sich in städtischem Besitz.

Auch aus Sicht des Umwelt- und Artenschutzes rechnet Mack mit keinerlei Problemen, da man auf dem Sommerberg bereits genau zwischen Aktionsflächen und Reservaten für den Umweltschutz unterscheide und dies auch bei den neuen Plänen berücksichtigt habe.

Geht alles glatt, könnte noch dieses, spätestens Anfang nächstes Jahr mit dem Bau der Hängebrücke begonnen werden. Nach maximal einem halben Jahr Bauzeit könnte die Hängebrücke spätestens zur Sommersaison 2018 für Publikum freigegeben werden. Eröffnung der Rottweiler Brücke ist bestenfalls im Herbst 2018.

Für Günter Eberhardt ist das Thema Brücke damit noch lange nicht abgeschlossen. Er schielt in Richtung Loreley: Am Mittelrhein findet 2031 eine Bundesgartenschau statt. Dafür soll eine Hängebrücke gebaut werden. "Brückentechnisch geht es weiter", erklärt Roland Haag, der das Loreley-Vorhaben bereits vor Ort vorgestellt hat. Dabei sprach er von einer Brücke mit gut 530 Metern Länge. Eine Gefahr für den jüngsten Rottweiler Rekord bedeutet also auch diese nicht. Mit geplanten 606 Metern bleibt die "Neckar Line" Spitzenreiter. Vorerst, wenn Günter Eberhardt so weitermacht.