Vollzugsbeamter Christian Reichle, JVA-Leiterin Jennifer Rietschler (von links) sowie die Sozialpädagogin Eveline Gronau und Dienstleiter Tim Zell (rechts) informierten in der Außenstelle Oberndorf der Justizvollzugsanstalt Rottweil die FDP Politiker Gerhard Aden und Daniel Karrais (Bildmitte von links). Foto: FDP Foto: Schwarzwälder Bote

Resozialisierung: FDP-Politiker Aden und Karrais informieren sich in JVA Oberndorf

Kreis Rottweil. Seit 2015 ist die Jugendstrafanstalt in Oberndorf die zentrale und einzige Einrichtung in Baden-Württemberg für straffällig gewordene Jugendliche, die während des Strafvollzugs eine Drogentherapie absolvieren wollen. Bei einem Besuch informierten sich der Landtagsabgeordnete Gerhard Aden und Europakandidat Daniel Karrais (beide FDP) über die Besonderheiten bei diesem speziellen Vollzug.

"Wir haben einen klaren Bildungsauftrag, um die Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn zu lenken", betont die Leiterin der JVA Rottweil, Jennifer Rietschler, die auch die Führung dieser Außenstelle innehat.

Die Anstalt beherberge bis zu 16 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren, die nach ihrem Aufenthalt in der JVA Adelsheim den Rest ihrer Haftstrafe mit besonderer Unterstützung verbringen könnten. Die Jugendlichen durchlaufen dabei ein mindestens neunmonatiges Programm, das auf ein drogen- und straftatfreies Leben vorbereiten soll.

Um in Oberndorf aufgenommen zu werden, müssten die Jugendlichen strenge Aufnahmekriterien erfüllen, so Rietschler. "Für uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen motiviert sind und den Aufenthalt in unserer Anstalt als Chance sehen. Außerdem legen wir Wert darauf, dass die Jugendlichen clean sind", erklärt die Juristin. In einer einmonatigen Probezeit müssten sich die Gefangenen zunächst bewähren bevor das Programm für sie weitergehe. "Wir überprüfen, ob der Jugendliche die Kriterien erfüllt. Fällt die Entscheidung positiv aus, darf er bleiben, ansonsten erfolgt eine Rückverlegung nach Adelsheim", sagt der Vollzugsbeamte Christian Reichle.

Bei einem Rundgang konnten sich Aden und Karrais davon überzeugen, dass der Aufenthalt für die Jugendlichen kein Zuckerschlecken ist. Durch psychologische Einzel- und Gruppensitzungen, Arbeitseinsätze in den gefängniseigenen Werkstätten, Sport und gemeinsames Kochen gewöhne man die Insassen an strukturierte und strikte Tagesabläufe, so die Sozialpädagogin Eveline Gronau. Außerdem seien Gefangene ohne Schulabschluss verpflichtet, den Hauptschulabschluss in der gefängniseigenen Schule nachzuholen. "In den letzten Jahren hat das aber jeder bei uns geschafft", betont der anstaltseigene Lehrer Michael Weber nicht ohne Stolz.

"Manchmal ist es schwer für die Betroffenen, das Erlernte umzusetzen, da der frühere Drogenkonsum oft Spuren hinterlassen hat", sagt Gronau auch.

"Nach etwa vier Monaten in Therapie dürfen die Jugendlichen dann für einen begrenzten Zeitraum unter Aufsicht eines Vollzugsbeamten oder einer Vertrauensperson die Anstalt verlassen, um sich auf ihre Haftentlassung vorzubereiten", erläutert Dienstleiter Tim Zell. Dies sei wichtig, um einen nicht zu abrupten Einstieg in das Leben in Freiheit zu ermöglichen. "Geflüchtet ist dabei noch niemand. Die jungen Gefangenen würden die Möglichkeit der Therapie aufs Spiel setzen", so Tim Zell.

Aden und Karrais zeigten sich beeindruckt von der Arbeit und dem Zeitaufwand, den die 18 Vollzugsbeamten und Fachdienste einbringen. "Es ist gut, dass den Jugendlichen eine neue Chance gegeben wird und sie mit einem schlüssigen Konzept dabei unterstützt werden", sagte Karrais bei dem Treffen. Als "gut investiert in eine wichtige Einrichtung" bezeichnet der Finanzpolitiker Aden die Mittel, die in die Außenstelle nach Oberndorf fließen. Gerade bei jungen Leuten müsse man alles für eine Resozialisierung ermöglichen, konstatiert der Rottweiler Landtagsabgeordnete.