Historische Uhren sind Walter Kellers große Leidenschaft. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Würdigung: Walter Keller mit Bürgermedaille ausgezeichnet / 30 Jahre Mitglied im Ortschaftsrat

30 Jahre lang hat sich Walter Keller als Ortschaftsrat für die Belange des Vaihingerhofs und von Neukirch eingesetzt, zwölf Jahre davon als Ortsvorsteher. Für sein Engagement wurde Keller jetzt von Oberbürgermeister Ralf Broß mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Rottweil-Neukirch/Vaihingerhof. Vaihingerhof ist die Heimat von Walter Keller. Hier ist er aufgewachsen, hier hat er seine Wurzeln. In der Großfamilie sei er in seine Aufgaben "so reingewachsen", wie er lächelnd erzählt. Und zu helfen mache ihm Spaß. Bereits in jungen Jahren seien Leute zu ihm gekommen, damit er beim Ausfüllen von Formularen hilft. "Ich habe das immer gerne gemacht", sagt er.

Sein Vater habe neben der Landwirtschaft eine kleine Versicherungsagentur gehabt, da habe er ausgeholfen, oder auch bei der Post. Hier verwaltete Keller während der Ferien eigenständig die Poststelle in Neukirch. "Verwaltungsarbeit habe ich immer gerne gemacht", gibt er zu. Und so absolvierte er nach dem Abitur eine Ausbildung zum gehobenen Dienst beim Versorgungsamt in Rottweil. 1989 wurde Keller dann erstmals in den Ortschaftsrat gewählt und übernahm sogleich das Amt des stellvertretenden Ortsvorstehers.

In seiner Heimat fühlt er sich wohl. Weg wollte er eigentlich nie. "Ich war wegen Personalmangels eine Zeit lang beim Versorgungsamt in Stuttgart tätig, aber ich wollte dann wieder aufs Land", erzählt er. Im Ortschaftsrat konnte er "etwas bewegen". Und das war ihm wichtig. "Es hat schon seinen Reiz, der Dorfentwicklung eine Richtung geben zu dürfen", schwärmt er. So wurde das Baugebiet Heiligen-Wiesen Nord erschlossen, der Spiel- und Bolzplatz eingerichtet oder die Ortsdurchfahrt Vaihingerhof ausgebaut. Und das sind nur einige der vielen Maßnahmen, an denen er beteiligt war. Harte Zeiten erlebte Keller dann als Ortsvorsteher von 2004 bis 2016, als die Diskussionen um die JVA im Bitzwäldle losbrach. "Es war alles so schön, dann kam die JVA", so Keller. Den Tag vergesse er nie, betont er. Er habe mit seinem Amtskollegen aus Zepfenhan nach einer Besprechung noch im Rathaus in Rottweil bleiben müssen. Der OB habe sie dann darüber informiert, dass das Thema JVA im Bitzwäldle am nächsten Tag in der Zeitung stehe.

Die Debatte um den Standort für den JVA-Neubau im Bitzwäldle, den die Stadtverwaltung und der Gemeinderat ins Spiel gebracht hatten, entbrannte und spaltete die Bewohner der beiden Stadtteile Neukirch und Zepfenhan. "Das waren schwierige Zeiten. Alles war sehr emotional", erinnert er sich. "Manchmal kam man in dieser Zeit schon auch an seine Grenzen", gibt er zu. In der Laudatio beim Bürgerempfang betonte OB Broß, dass Walter Keller immer Position bezogen habe, in der Sache aber immer fair geblieben sei. "Sie haben auf Augenhöhe diskutiert. Sie haben die Interessen der Neukircher Bürger vertreten, jedoch nie vergessen, dass sie als Ortsvorsteher auch immer ein Teil der Verwaltung sind", so Broß.

Nachdem das Thema vom Tisch war, habe mit der Unterbringung der Flüchtlinge im ehemaligen Schafstall Vaihingerhof gleich das nächste Thema gewartet. "Aber auch das haben wir gut hinbekommen", freut sich Keller rückblickend, der 2016 berufsbedingt vorzeitig sein Amt niederlegte. Doch langweilig wird ihm dennoch nicht. So steht zum einen in diesem Jahr die 900-Jahr-Feier von Neukirch an, "für die ich schon ganz viele Fotos zusammengesucht habe", wie er verrät. Hier gebe es noch vieles zu planen und zu organisieren. Zudem hat er aber auch wieder mehr Zeit für sein Hobby: Uhren. Walter Keller sammelt nicht nur historische Wanduhren, sondern er repariert sie leidenschaftlich gerne. Bereits als Kind hatte Keller Interesse an mechanischen Uhren. "Mit meinem Opa habe ich mich immer um die Neukircher Kirchturmuhr gekümmert", verrät er.