Tobias Mall führt in die Ausstellung von Angela M. Flaig "Natur und Konzept" ein. Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder Bote

Werkschau: Ausstellung "Natur und Konzept" von Angela M. Flaig im Dominikanermuseum

Das "Museum der Gegenwart" des Dominikanermuseums in Rottweil zeigt seit Sonntag zum Siebzigsten von Angela M. Flaig die Werkschau "Natur und Konzept".

Rottweil (hf). Sie kamen alle. Und alle, das sind Künstlerfreunde und Weggefährten, Mitglieder des Skulpturenfelds Kunstdünger in Hausen, Mitglieder des Forum Kunst, viele Freunde und Kunstinteressierte. Oberbürgermeister Ralf Broß sprach angesichts des großen Besucherstroms von einem Zeichen der Würdigung des künstlerischen Schaffens von Angela M. Flaig. Er bedankte sich bei den Kuratoren der Ausstellung, Bernhard Rüth und Jürgen Knubben, für die Ausstellungskonzeption und betonte die Symbolkraft von Flaigs der Arte povera verpflichteten Werke. Die Ausstellung bewege sich im Jahr ihres 70. Geburtstages und des ihr zugesprochenen Anerkennungspreises der Kulturstiftung Rottweil für ihr Gesamtwerk.

"Im Samen ist Leben, der Samen ist das Leben", zitierte Kunsthistoriker Tobias Wall die Künstlerin selbst zu ihrer Materialauswahl für ihre Kunstobjekte aus Flugsamen, zu der sie immer wieder zurückkehre. In einer sehr persönlich gefassten Einführung – Wall kennt Angela M. Flaig seit mehr als zehn Jahren – zeichnete er ihr Porträt: "Angela Maria Flaig ist stark, konsequent und empfindsam – wie ihre Kunst." Die "Arbeiten aus Flugsamen haben Klassikerstatus und Angela M. Flaig ist eine feste Größe in der Kunst Baden-Württembergs" ging Wall übers Persönliche hinaus. Angela M. Flaig komme nicht von der Akademie-Ausbildung, ihre Kunst lebe mit der Natur. Wenn sie Tausende Samenstücke anordnet, sei das kein aufwendiger handwerklicher Prozess, sondern ein meditativer. So entstünden ihre räumlichen Reliefs aus Flugsamen, die in ihrer schwebenden Dreidimensionalität ein Leuchten von Innen erfahrbar machten. Strenge geometrische Räume wechselten mit freien, tänzerischen Flächen. "Minimal und Informel verbinden sich in ihrer Kunst", ordnete er das Werk kunstgeschichtlich ein.

Künstlerische Weggefährten wie Romuald Hengstler, Daniel Bräg, Gotthard Graubner und Jürgen Knubben kontrastierten Flaigs Werk in der Ausstellung. Die gemeinsame Doppelpyramide vereinige trotz unterschiedlichster Materialien. Blütensamen und Cortenstahl finden sich wieder in ihrer ästhetischen Disziplin und formalen Konsequenz.

Zeitgenössische Korrespondenzen in der Natur-Kunst des 20. Jahrhunderts, etwa der Landart-Künstler Mario Merz oder Richard Long, habe es sicher in ihren Arbeiten gegeben. Nicht zuletzt zählten die Arte-Povera-Arbeiten ihres Mannes Josef Bücheler dazu. Im umfassenden Sinn skizzierte die kanadische Zeichnerin Agnes Martin diese Natur-Kunst-Richtung: "Kunst ist die Verbildlichung unserer Hingabe an das Leben." Tobias Wall schloss seine Laudatio auf Künstlerin und Werk Angela M. Flaig mit ihren eigenen Worten: "Meine Kunst ist ganz normales Leben".