Der Vorstand der Volksbank Rottweil: Henry Rauner und Gislinde Sachsenmaier. Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Pressegespräch: Nach umfassender Analyse soll agiler gearbeitet werden / Volumen steigt um 2,2 Prozent

Die Volksbank Rottweil stellt ihre aktuellen Entwicklungen anlässlich der am 4. Juni stattfindenden Vertreterversammlung vor. Neben vielen positiven Zahlen verzeichnet der Vorstand auch einen Optimierungsprozess zum agilen Arbeiten als Erfolg.

Rottweil. Bereits im vergangenen Jahr begann die Volksbank Rottweil damit, Transaktionen am Schalter zu analysieren, wie Vorstandsmitglied Gislinde Sachsenmaier beim Pressegespräch gegenüber dem Schwarzwälder Bote berichtet. Die Mitarbeiter sollten sich Alter, Wochentag und den jeweiligen Transaktionswunsch des Kunden notieren. "Tatsächlich war es beispielsweise in Sulz so, dass an manchen Vormittagen nur drei bis vier Kunden kamen und in der Zeit zwischen 12 und 12.30 Uhr in der Regel niemand", erzählt Sachsenmaier. Vor allem Markttage würden Kunden mit einem Bank-Besuch verbinden, oder wenn andere Ereignisse in der Stadt stattfänden. "Da kann man sich vorstellen: Den Bankangestellten wird langweilig, wenn stundenlang niemand kommt. Deshalb haben wir unsere Öffnungszeiten nach dieser Analyse so angepasst, dass die Bank nur noch zu den Zeiten offen hat, wenn die Kunden auch kommen wollen", erklärt Sachsenmaier.

Die meisten Kunden würden gängige Bankgeschäfte, wie beispielsweise Transaktionen, ohnehin inzwischen online tätigen. In den vergangenen sieben Jahren seien die Onlinegeschäfte um 50 Prozent gestiegen, folglich gehe nur noch die Hälfte der Kunden zur Bank.

Um agileres Arbeiten zu fördern, gebe es außerdem "Inno- und Entwickler-Teams", die sich regelmäßig beraten würden, sowie regelmäßige Frühstückstermine mit Vorstandsmitglied Henry Rauner. Neben "Stand-Up-Meetings" in Führungskreisen, die bewusst im Stehen stattfinden, um schneller zu Ergebnissen zu kommen, gebe es außerdem weitere zahlreiche Möglichkeiten, um das agilere Arbeiten weiter zu stärken.

Henry Rauer präsentierte die Zahlen: "Bereits jeder zweite Kunde von uns ist inzwischen Mitglied". 823 Neuzugänge habe es im Jahr 2018 gegeben, allerdings seien auch 567 Mitglieder ausgeschieden – "meist durch Tod oder Kündigung", wie Rauner erklärt. Insgesamt habe die Volksbank Rottweil 22 665 Mitglieder im Jahr 2018 verzeichnen können.

Das Kundenvolumen –sowohl der Volksbank Rottweil, aber auch der Volksbank Baden-Württemberg – sei gestiegen: In Baden-Württemberg um 2,1 Prozent und in Rottweil um 2,2 Prozent. 732 Millionen Euro Einlagen durch Privat- und Firmenkunden können verzeichnet werden, 3,5 Prozent mehr an Privatkrediten sowie 3,1 Prozent Zuwachs an Krediten von Firmenkunden: "Viele Firmen müssen derzeit aber gar keine Kredite bei uns aufnehmen, weil es wirtschaftlich gerade so gut läuft", erklärt Rauner.

Auch bei der Bilanzsumme verzeichnete die Volksbank Rottweil im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 3,2 Prozent: Insgesamt 926 Millionen Euro sind es im Jahr 2018. Die Zinserträge aus Kreditgeschäften und Wertpapieren sind um 3,2 Prozent gesunken. Bei den Provisionsüberschüssen kann jedoch ein Plus von 4,44 Prozent zum Vorjahr verzeichnet werden.

Das Risikoergebnis, das geprägt ist durch geopolitische Risiken, "wie beispielsweise den Brexit, USA, China", führt Rauner an, hätte im vergangenen Jahr ein positives Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft (um 0,977 Millionen Euro) erzielt. Negativ seien jedoch die Abschreibungen bei den Eigenanlagen infolge massiver Ausweitung der Risikoprämien zum Bilanzstichtag: Die Risikospanne betrage minus 0,67 Prozent.

Für die Rottweiler Volksbank sei das Betriebsergebnis "Licht und Schatten", kündigt Rauner an: Dieses sei "sogar besser als der Verbandsdurchschnitt". Grund dafür seien hohe Zinsüberschüsse, ein geringer Verwaltungsaufwand sowie hohe Abschreibungen bei Wertpapieren. Die Gewinnspanne würde bei einem Plus von 0,84 Prozent liegen, in Baden-Württemberg lediglich bei 0,65 Prozent.

Rauner vergisst nicht einige Erfolge zu nennen, die die Volksbank Rottweil im vergangenen Jahr erzielte: 823 Einwohner aus der Region sind Mitglieder geworden, die Note 2,1 hätten sie von ihren Kunden bei einer Befragung erhalten. 14 300 Kunden seien im vergangenen Jahr zu Finanzthemen beraten worden, 334 433 Euro wurden an Dividende für das Jahr 2017 ausgeschüttet.

In Rottweil würden außerdem 130 Mitarbeiter beschäftigt werden, elf junge Menschen werden ausgebildet. Drei Millionen Euro an Steuern habe die Rottweiler Volksbank 2018 bezahlt, 103 635 Euro Spenden seien an soziale Projekte im Kreis übergeben worden. Mit der Bürgerstiftung Rottweil, die von der Volksbank Rottweil gegründet wurde, sei man außerdem für den "Deutschen Engagementspreis 2019" nominiert.

Als Fazit resümierte Rauner: "Im Punkt Anstieg der Mitgliederzahl: Weiter so! Positiv ist auch unser solides Wachstum in der Bilanz, wir können eine angemessene Kostenstruktur aufweisen, wir haben eine gute Dividende und unser Eigenkapital weiter gestärkt. Das Betriebsergebnis ist noch zufriedenstellend." Dieses könnte durch die Niedrigzinsen im kommenden Jahr jedoch deutlich schlechter werden. Außerdem sei das Risikoergebnis negativ, das Firmenkundengeschäft sei durchaus ausbaufähig und die Bürokratie, was das Aufsichtsrecht und den Verbraucherschutz anginge, müsse dringend reduziert werden.