David vor dem Portal der Kappellenkirche. Er interessiert sich für Kunstgeschichte und besichtigt gerne Kirchengebäude. Foto: Schwarzwälder Bote

Reihe: Ein paar Schritte mit... David, der

Er ist erstaunt, wie schön die Fenster der Heilig-Kreuz-Kirche sind, hat den Hochturm erklommen und sogar ein kleines Bistro gefunden, wo es nachmittags um 15.30 Uhr etwas zu essen gibt. Die Rede ist von David aus Tübingen, der einen Nachmittag investiert hat, um sich Rottweil anzuschauen.

Rottweil. Seit einer halben Stunde ist David in Rottweil, als er aus dem Heilig-Kreuz-Münster spaziert. Er wirkt schwungvoll und hat ein Lächeln auf den Lippen. "Von außen betrachtet finde ich die Kirche unscheinbar, ich habe erst überlegt, ob ich überhaupt reingehen soll", erzählt er. Vom Inneren sei er dann aber erstaunt gewesen, vor allem von den golden schimmernden, kunstvoll bemalten Fenstern.

Zuvor hatte er nachmittags in einem Bistro in der Waldtorstraße gegessen. Für ihn ein Glücksfall, um diese Zeit etwas Gehaltvolles zu bekommen. Von Gästen und Touristen hört man sonst häufiger, dass sie Schwierigkeiten haben, in der Innenstadt eine Einkehrmöglichkeit zu finden. David hat Reis mit Zuchini gewählt, das Tagesessen.

"Sehr ruhig" sei es in Rottweil, schildert der 35-Jährige, der aus Rottenburg kommt und in Tübingen lebt, seinen ersten Eindruck. Man kann das als "zu ruhig" interpretieren oder als "angenehm ruhig", aber total begeistert scheint David vorerst nicht zu sein. Was er zunächst positiv hervorhebt, sind die geringen Parkgebühren. In Rottweil ist er, weil er einen Termin in der Nähe hatte und sich die historische Stadt einmal anschauen wollte.

Dann aber, beim Spaziergang durch die Fußgängerzone, stechen ihm die alten Häuser ins Auge. "Das ist ein interessantes Gebäude", sagt er, als er das Haus neben einem indischen Restaurant sieht, ein historisches Handwerkerhaus mit Lastenaufzug. "Hier gibt es viel alte Bausubstanz", stellt er fest. Man sehe, dass die älteste Stadt des Landes von den Bomben des Weltkriegs verschont blieb und im Laufe der Stadtgeschichte nicht viel kaputt ging. "Die Stadt wirkt so unversehrt", stellt David fest. Was ihn beim Spaziergang durch die Fußgängerzone in Richtung Kapellenkirche wundert, ist, dass es wenige Cafés gebe.

Typisch gotisch

Dann gehen wir weiter zur Kapellenkirche. David ist katholisch und hat in Freiburg eine Zeit lang in einem katholischen Wohnheim gelebt, ist aber kein praktizierender Christ und interessiert sich vor allem wegen der Kunstgeschichte für Kirchen. Durch die verschnörkelten Elemente am Turm der Kapellenkirche ist die Einordnung als gotisches Bauwerk für ihn kein Problem. Der Turm mit den typisch gotischen Figuren ist bei Kunsthistorikern bekannt als "Rottweiler Stil", wovon er aber noch nichts gehört habe. Dieser Stil habe für seinen Geschmack manchmal "zu viele Schnörkel". Hochaltar, Kanzel und Deckenfresko im Inneren der Kirche gingen nach Davids Einschätzung eher Richtung Barock.

Zum Abschluss der Runde durch die Innenstadt holt David den Schlüssel für den Hochturm im Touristenbüro ab. "Ich betrachte Sachen gerne von oben", sagt er. Die Holztreppen des historischen Turms hochzugehen ist ziemlich anstrengend, es geht vorbei an einer Gefängniszelle und der ehemaligen Turmhüterwohnung. Aber oben der weite Blick entschädigt für die Anstrengung. "Die Aussicht ist schon cool", findet David. Zu sehen sind vor allem die anderen Türme: der Testturm und die Kirchentürme. Außerdem der Albtrauf. Davids Fazit mit Blick von oben auf die Innenstadt: "Die Altstadt ist überschaubar, aber es ist ein schönes Städtchen und einen Besuch wert."

Wer ist in der Stadt unterwegs? Und warum? Welche interessanten Geschichten haben Passanten zu erzählen? In unserer Reihe "Ein paar Schritte mit..." begleiten wir Menschen und schildern die Begegnungen.

Walter Dorn, Elektromonteur aus Wendlingen, ist wegen des Testturms nach Rottweil gekommen. Danach schaute er sich mit seiner Frau noch den Pulverturm, die Lorenzkapelle und die Altstadt an. Sie wollen wieder kommen, wenn die Hängebrücke steht.

Auch Roland Hartmann und seine Frau Adelgunde sind hauptsächlich wegen des Testturms gekommen. "Wir haben sogar die Alpen gesehen", so Roland. Die Stadt kenne er schon ganz gut, er sei vor einigen Jahren bei einer Stadtführung dabei gewesen.

Martina und Georg aus München machen einen Zwischenstopp auf dem Weg an den Bodensee. Sie waren zwar nicht auf dem Testturm, dafür aber auf dem Hochturm. Die Form und Architektur der Häuser beeindruckte sie auch von oben.