Mit dem Metalldetektor durchsuchen die Arbeiter die vom Bagger abgetragene Erde nach Metallstücken wie Münzen. Fotos: Moser Foto: Schwarzwälder Bote

Archäologie: Ausgrabungen an Villa Rustica im Baugebiet Brunnenäcker III dauern voraussichtlich bis Ende Oktober

In Göllsdorf graben Archäologen momentan – und voraussichtlich noch bis Ende Oktober – die erste Villa Rustica im direkten Umfeld der Stadt Rottweil aus. Mit weiteren Verzögerungen durch die Arbeiten rechnet man bei der Stadt aktuell nicht.

Rottweil-Göllsdorf. Vergangene Woche sind sie angerückt, die Arbeiter der Fachfirma Salisbury Archaeology. Mit Bagger, Metalldetektor und Archäologenkelle durchkämmen sie seitdem ein gut einen Hektar großes Areal im Baugebiet Brunnenäcker III in Göllsdorf, wo Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalschutz Ende vergangenen Jahres die Überreste einer römischen Villa Rustica entdeckt haben.

Um diese freizulegen und zu dokumentieren, hat die Stadt Rottweil das international tätige Unternehmen Salisbury Archaeology beauftragt. Beaufsichtigt werden die Arbeiten von Seiten des Landesdenkmalamts von Klaus Kortüm und Christoph Wulfmeier. Diese blicken mit einem lachendem und einem weinendem Auge auf die Maßnahme. Einerseits gewähre das Ausgraben Erkenntnisse über die Lebensweise der alten Römer, erklärt Kortüm, andererseits seien die Fundstücke und Mauerreste eigentlich im Boden am besten konserviert. "Wir fangen eigentlich nur dann an, zu graben, wenn die Zerstörung unabwendbar ist", pflichtet ihm Wulfmeier bei. In Göllsdorf ist das der Fall – schließlich soll auf dem Areal gebaut werden.

Bevor hier aber Krane und Bauarbeiter anrücken können, haben die Archäologen noch einiges an Arbeit vor sich. Wo ehemals das Hauptgebäude der Villa Rustica stand, haben die sechs Arbeiter rund um Ausgrabungsleiterin Tünde Kaszab-Olschewski bereits etwa einen halben Meter Erde abgetragen und legen nun in mühsamer Handarbeit die Mauerreste frei. Erst wenn diese so sauber sind, dass man die Fotos in einer wissenschaftlichen Arbeit veröffentlichen könnte, gibt Kaszab-Olschewski sich zufrieden. "Wir versuchen hier eigentlich, die Mauern für Germany’s-Next-Topmodel-Mauer bereitzumachen", spaßt die Ausgrabungsleiterin.

Während der Großteil der Archäologen vor Ort damit beschäftigt ist, die Mauerreste fotofertig zu machen, ist ein kleines Stück entfernt einer der Mitarbeiter mit schwerem Gerät zu Gange: Vorsichtig – und trotzdem mit beachtlicher Geschwindigkeit – trägt er mit einem Bagger die oberste Erdschicht ab. "Von unserem Ausgrabungsgebiet tragen wir etwa 2500 Quadratmeter vollflächig ab", erklärt Kaszab-Olschewski. Darüber hinaus führen die Arbeiter nur sogenannte Probeschnitte durch. "Nur wenn wir dabei auf etwas stoßen, graben wir an den Stellen weiter."

Dass die Arbeiter auch über das Hauptgebäude hinaus Mauerreste finden, ist dabei nicht unwahrscheinlich. Eine römische Villa Rustica bestand nämlich neben dem Hauptgebäude meist noch aus mehreren Nebengebäuden, die etwa Lagerräume oder Stallungen beherbergten, sowie aus einer Umfassungsmauer. "Momentan sind wir mit dem Hauptgebäude beschäftigt", erklärt Kortüm. "Wir wollen aber auch noch so viel wie möglich vom Rest der Villa Rustica freilegen", denn je mehr die Forscher erfassen können, desto fundierter die Erkenntnisse.

Für Kaszab-Olschewski und ihre Kollegen heißt das vor allem: Genau hinschauen – ja nichts übersehen. "Wir sind vergleichbar mit der Spurensicherung bei der Polizei", veranschaulicht die Ausgrabungsleiterin. Um Erkenntnisse zu gewinnen, ist es dabei nicht unbedingt nötig, Tongefäße, Münzen oder ähnliches zu finden. Diese würden zwar bei der Datierung helfen und sich zudem gut im Museum machen, aber "wir wollen herausfinden, wie die Menschen gelebt haben, nicht nur das Museum mit schönen Fundstücken füllen", betont Kortüm. Und dafür brauche man nicht immer die großen Funde, die den Arbeitern in den ersten beiden Wochen auch noch nicht gelungen sind.

Laut Stadtsprecher Tobias Hermann werden die Arbeiten in Göllsdorf voraussichtlich bis Oktober dauern. "Wir gehen momentan davon aus, dass die Zeit ausreichen wird und es dann mit dem Baugebiet weitergehen kann", teilt er mit. Durch den Einsatz von schwerem Gerät und modernen Technologien versuchen die Arbeiter, die Ausgrabungen so effizient wie möglich zu gestalten, um den Zeitplan einzuhalten. "Wir sind hier auch mit dem Bagger am Werk – nicht nur mit dem Pinselchen", betont Kortüm.