Damit Kinder schwimmen lernen, müssen ihre Eltern die Schulen unterstützen, meint DHG-Rektor Stefan Maier. Foto: pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Schwimmunterricht: DLRG: Zahl ertrunkener Kinder um 38 Prozent gestiegen / Wie sieht es in Rottweil aus?

Rottweil. Nur noch wenige Tage, dann öffnet das frisch renovierte Aquasol am 20. September seine Pforten. Praktisch dürfte das auch für so manche Schule sein, die ihren Zöglingen eine Abwechslung zum typischen Sportunterricht bieten will. Oder ist Schulschwimmen heute etwa gar nicht mehr aktuell?

Eine alarmierende Mitteilung gab die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg (GEW) kürzlich heraus. Die GEW spricht sich dafür aus, dass die Landesregierung mehr Geld für den Schwimmunterricht zur Verfügung stellt. 59 Prozent der Grundschulkinder können laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gemeinschaft (DLRG) nicht sicher schwimmen. Die Zahl der ertrunkenen Kinder und Jugendlichen sei im vergangenen Jahr in Deutschland um 38 Prozent gestiegen. Nur noch ein kleiner Teil der Kinder lerne das Schwimmen in der Schule.

Nachfrage bei Bädern groß

Das mag nun erst einmal besorgniserregend klingen. Aber wie sieht es mit dem Thema in Rottweil aus?

"Wir unterstützen den Schwimmunterricht, wo wir können", sagt Bäderleiter Steven Ulrich. "Ich finde es wichtig, dass Kinder gut schwimmen können." Die Nachfrage bei den Bädern sei groß. Neben den Schulen brauchen auch Vereine und die DLRG Platz. Noch könne man allerdings alle Gruppen bedienen. "Viele Rottweiler Schulen kommen regelmäßig ins Aquasol." In den heißen Monaten seien die Klassen teils auf das Freibad ausgewichen.

"Na klar bieten wir Schwimmunterricht an", sagt Stefan Maier, Schulleiter des Dorste-Hülshoff-Gymnasiums (DHG) Rottweil. Acht bis zehn Wochen Schwimmunterricht pro Jahr seien für jede Klasse bis zum Abitur obligatorisch. "Alle Sportlehrer machen im Rahmen des Referendariats den DLRG-Schein", erklärt er. Und dieser Teil der Ausbildung werde im Alltag dann auch gut genutzt. Die meisten Schüler seien von den Schwimmstunden begeistert. Nur bei den Noten gebe es manchmal Enttäuschungen. "Die Notentabelle, die einem verbindlichen Maßstab entsprechen muss, ist meiner Meinung nach recht hart", meint der Schulleiter.

Und das, wo es sogar hin und wieder Schüler gebe, die überhaupt nicht schwimmen können. "Für solche Fälle bietet eine engagierte Lehrerin eine AG an. Dort werden die Kindern ans Schwimmen herangeführt, aber sie lernen es nicht von Grund auf. Das würde den Rahmen unserer Möglichkeiten übersteigen", sagt Maier. "Da sind wir auch auf die Unterstützung der Eltern angewiesen."

Stolz auf die Lehrer

An der Maximilian-Kolbe-Schule in Rottweil-Hausen, die verschiedene Schulformen anbietet, wird ähnlich viel Wert auf das Schwimmen gelegt. "Von der ersten bis zur siebten Klasse haben alle Schüler Unterricht im Aquasol", sagt Schulleiterin Ute Brenner. "Die Eichendorffschule hat ihr eigenes Becken, aber das Aquasol wird auch von anderen Schulen wie der Konrad-Witz-Schule und den beruflichen Schulen genutzt. Daher sind wir sehr dankbar, dass die Stadt auch uns Plätze im Bad zur Verfügung stellt."

Nach der siebten Klasse werde die Fortsetzung des Schwimmunterrichts davon abhängig gemacht, wie begeistert die Schüler noch davon seien. "Wir bieten das Schwimmen dann in AGs an, weil sich einige Jugendliche ein wenig zieren, wenn sie in die Pubertät kommen." Die Sportlehrer, so Brenner, frischen den Rettungsschwimmer-Schein auch regelmäßig auf. Auf alle Fälle vorbereitet zu sein, sei wichtig, denn "manche Kinder haben in der ersten Klasse schon das Seepferdchen, andere können gar nicht schwimmen". Ab der Zweiten könne es der Großteil. Wenn ein Kind Angst vor dem Wasser hat, werde mit den Eltern geredet und nach Möglichkeiten gesucht. "Die Eltern sind sehr kooperativ." Abschließend betont die Schulleiterin, dass sie wirklich stolz auf ihre Sportlehrer sei. "Sie tragen eine große Verantwortung."

Die Rottweiler Gymnasien und Gemeinschaftsschulen scheinen viel Wert darauf zu legen, dass ihre Schüler schwimmen können. Wie es an der Realschule gehalten wird, ist nicht bekannt, da die Schulleitung nicht zur Auskunft bereit war.

Eltern als Begleitpersonen

In den Grundschulen wiederum äußert man sich positiv zum Schwimmunterricht, so auch Sabine Marti, Leiterin der Grundschule Rottweil-Neukirch. "Jeweils zwei Klassen haben bei uns zusammen Schwimmunterricht, sodass jede Klasse ein halbes Jahr lang dran kommt." Die Begeisterung für das Schwimmen sei groß unter den Schülern. Es werde das hauseigene Schwimmbecken der Eichendorffschule genutzt. Eine Sportlehrerin an der Grundschule Neukirch sei für den Schwimmunterricht qualifiziert, es sei zusätzlich auch immer eine Begleitperson dabei. "Da stellen sich Eltern zur Verfügung." An ihrer Schule haben bisher noch alle Kinder schwimmen gelernt.

Wenn man der Quote von landesweit 59 Prozent an Nichtschwimmern unter den Kindern Glauben schenkt, kann Rottweil stolz auf sich sein. Trotz des allgemein bekannten Lehrermangels geht der Schwimmunterricht hier nämlich nicht unter.