Die Besucher machen sich mit den Übungswaffen vertraut. Foto: Cools

Gewaltbereitschaft, Amokalarm und Terrorgefahr: 13 Trainer bereiten Beamte auf Ernstfall vor.

Rottweil - Große Gewaltbereitschaft, Amokalarm und Terrorgefahr – selten war der Job eines Polizisten so gefährlich wie aktuell. Umso wichtiger, dass die Beamten gut ausgebildet sind. Im Rottweiler Neckartal wurde nun das neue Einsatztrainingszentrum (ETZ) eingeweiht.

Wo Max Duttenhofer früher rauchschwaches Schießpulver hergestellt hat, lernen Polizisten heute, wie man sich verteidigt. 2014 habe das Einsatztraining beim Polizeipräsidium Tuttlingen noch an sechs Standorten stattgefunden, informierte Präsident Gerhard Regele die Besucher bei der Einweihung.

Nachdem das ETZ erst in Zimmern bei der Verkehrspolizeidirektion entstehen sollte, wurde es schließlich im Neckartal nahe der Hundeführerstaffel eingerichtet. Gut drei Jahre und etwa eine halbe Million Euro von der Polizei sowie 400.000 Euro vom Landesbetrieb Vermögen und Bau habe es gekostet, bis es soweit war.

"70 Prozent der 35 000 Stunden Einsatztraining können nun hier absolviert werden", sagte Regele stolz. 13 hauptamtliche Trainer zeigen den Polizisten, wie sie möglichst gewaltfrei einschreiten. "Der Einsatz der Schusswaffe gilt nach wie vor als Ultima Ratio", betonte der Polizeipräsident. Diesen gelte es, durch das richtige Auftreten zu vermeiden.

Die Elemente der Abwehr und des Zugriffs stellten Polizeihauptkommissar Rolf Karl und seine Trainer bei der Führung über das Gelände vor. Dazu zählen Handschließen, Schlagstock, "Pfefferspray" und die Schusswaffen P 2000 und MP 7.

Insgesamt bestehe das Einsatztraining aus den Komponenten Abwehr- und Zugriffstraining, Zwangsmittel- und Schießtraining, Erste-Hilfe-Training, Training psychologischer Einsatzkompetenz sowie Fahr- und Sicherheitstraining.

Beim Abwehr- und Zugriffstraining gehe es in erster Linie um die waffenlose Verteidigung und die verletzungsfreie Festnahme. Zudem lernen die Polizisten im Training die verschiedenen Einsatzmittel und "Kampftechniken" kennen.

Durch den Schulungsraum für die Erste Hilfe ging es bei der Führung in einen 220 Quadratmeter großen Übungsraum mit dazugehörigem Regiezimmer. Von dort aus könne das Training aus jedem Winkel gefilmt werden, erklärte ein Trainer. Die beweglichen Holzständer, die zu verschiedenen Raumsituationen umgebaut werden können, sollen beispielsweise dabei helfen, mit einer Amoksituation umzugehen.

Gleichzeitig könnte der Trainer den Raum abdunkeln und eine realistische Geräuschkulisse herstellen. "Vieles, was ein Polizist gewöhnt ist, funktioniert im Dunkeln nicht", erklärte der Trainer, dass ebensolche Situationen im Übungsraum simuliert werden. Auch der Umgang mit einer Taschenlampe, so banal es klinge, müsse erlernt werden. Plötzlich stünde dem Polizisten nur noch eine Hand zur Verfügung.

Im Rahmen einer kleinen Demonstration stürmten daraufhin drei Interventionseinheitskräfte mit vorgehaltenen Waffen den Raum. Ihre Schutzkleidung könne auch Sturmgewehrschüssen standhalten, meinte der Trainer und forderte die Besucher auf, sich in die Lage der Einsatzkräfte mit 15 Kilogramm Ausrüstung zu versetzen, die zu einer Terrorlage hinzugezogen werden.

"Wird es Verletzte geben, auch aus den eigenen Reihen?" – das sei oft die erste Frage, die sich ein Polizist stelle, meinte der Trainer. Und oft müsse man sie bejahen. Umso wichtiger sei es, auf die Gefahr und die Verletzungen vorbereitet zu sein. Bei der sogenannten "taktischen Notfallmedizin" müsse jeder Handgriff sitzen. Die Verletzung muss lokalisiert und der Kollege handlungsfähig gehalten werden, um weitermachen zu können.

Nach dieser Vorführung ging es zu den Räumen der Hundestaffel. Im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen setze man die Diensthunde sehr häufig ein, bei Rauschgiftfällen sogar häufiger als im Stuttgarter Bereich, meinte Polizeipräsident Regele.

Polizeihauptkommissar Markus Hauser führte vorbei an den Einsatzfahrzeugen bis zum Zwinger. Die Hundeführer, 18 gibt es insgesamt, seien 24 Stunden im Einsatz. Montags und mittwochs ist Ausbildungstag. Derzeit gibt es insgesamt 20 Hunde. Acht davon wurden für Rauschgifteinsätze ausgebildet, vier für Sprengstoff und einer für Brandmittel. Zudem gibt es zwei Leichenspürhunde.

Am Zwinger wurden die Besucher mit furchteinflößendem Knurren und Bellen begrüßt. "Manchmal reicht es beim Einsatz schon, den Hund nur zu zeigen", meinte Hauser dazu lachend.