Beim Konzert "Die allerbeste Zeit" interpretierten der Münsterchor Rottweil und Sängerinnen der Mädchenkantorei, die Solisten Alice Fuder, Sopran, Henriette Gödde, Alt, Paul Sutton, Tenor, sowie Johannes Mooser, Bass, mit der Cappella Vivace unter der Leitung von Regionalkantor Wolfgang Weis Bachs "Actus tragicus" und Vivaldis "Gloria" im Heilig-Keuz-Münster. Foto: Hildebrand Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Münsterchor, Mädchenkantorei und Capella Vivace interpretieren Bach und Vivaldi

"Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" – mit dieser Kernaussage einer Trauer-Kantate von J.S. Bach begann der Münsterchor, verstärkt durch Gastsänger und Sängerinnen der Mädchenkantorei, sein Konzert mit der Capella Vivace unter der Leitung von Regionalkantor Wolfgang Weis.

Rottweil (hf). Die kleine Instrumentalbesetzung mit Blockflöten, Truhenorgel und Basso Continuo in diesem äußerst kunstvoll komponierten Werk des jungen Bach wies auf die individuelle Betroffenheit des Menschen hin. Das Sterben ist nicht die Schwelle zwischen Leben und Tod, sondern auch durch die Ablösung des Alten durch das Neue Testament. Langsam und getragen gab das Kammerensemble das Sterbe-Thema vor, während der Chor sehr geschlossen die "allerbeste Zeit" besang. "Herr lehre mich bedenken, dass ich sterben muss", intonierte etwas zurückgenommen Paul Sutton (Tenor), während in starker drängender Stimmlage Johannes Mooser (Bass) die Forderung an den Menschen Ausdruck verlieh, sein "Haus zu bestellen". Der tief nachempfundene Übergang in der Gewissheit des Sterbenmüssens gelang Alice Fuder mit ihrem klaren, strahlenden Sopran. Wunderbar in sicherster Koloratur und in einem einzigen Ton endend drückte Alice Fuder die Erwartung des Neuen aus. Bewegend war das Alt-Solo in klarer Stimmlage "In Deine Hände befehl ich meinen Geist", um über das Bass-Solo die Schwelle zum Paradies zu überschreiten. Henriette Gödde (Alt) übernahm den Choralpart gegen das Bass-Solo und überzeugte durch ihre linear getragene Stimmlage und klare Ruhe. Freudig ob der Heilsgewissheit stimmte der Chor mit allen vier Solisten, hell überlagert von der Sopranstimme zur Schluss-Glorie an. In betont raschen Tempiwechseln entstand eine wuchtige aber transparente Aussage der "allerbesten Zeit" in Gottes Händen.

Das hohe Konzertniveau fortführend stand das "Gloria" von Vivaldi mit größerer Kammerorchesterbesetzung unter Konzertmeisterin Heidi Augstein in deutlichem Kontrast zum subtileren Werk Bachs. Besonders festlichen Glanz verliehen Trompete und Oboe im Eingangssatz "Gloria in excelsis Deo" der Weihnachtsbotschaft der Engel. Der Chor bewies unter dem exakten Dirigat von Wolfgang Weis in Tempiwechseln sichere Übergänge und überzeugte im zweiten Teil mit Geschlossenheit sowohl im Crescendo als auch im Decrescendo. Der innige Satz für Oboe, Basso Continuo und Sopran bestach durch die warme Tonlage und zartes dialogisierendes Jubilieren. Im Tempo des siebten Satzes dominierten die Männerstimmen etwas zu staccatohaft, aber der Gesamtchor steigerte sich, die chromatischen Passagen deutlich herausarbeitend. Alle, Chor und Orchester, beendeten in festlicher Pracht Vivaldis Werk über die Herrlichkeit Gottes.