Auch nach ein paar Durchgängen kommen die Ganter-Zwillinge noch nicht ins Schwitzen. Sie sind gut trainiert. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Towerrun: Ringer-Zwillinge Marius und Philipp Ganter sind entschlossen, unter die besten Zehn zu kommen

"Das sind keine normalen Typen", sagt Karl-Heinz Kreuzberger. Und in der Tat sind Marius und Philipp Ganter zwei außergewöhnliche 17-Jährige, die den Towerrun angehen wie jeden ihrer Ringer-Wettkämpfe: mit Ehrgeiz und eiserner Disziplin.

Rottweil/Fluorn-Winzeln. Bis zu sechsmal die Woche Sport, schwitzen bis die Kilos purzeln und bewusst ernähren – wenn Marius und Philipp Ganter etwas machen, dann richtig. Es ist Trainingstag bei den Ganter-Zwillingen.

Trotz hoher Temperaturen wirken die beiden Brüder ganz entspannt. Heute stehen jedoch keine Partner-Hebeübungen oder Angriffs- und Verteidigungs-Bewegungen wie beim Ringen auf dem Trainingsplan, sondern Treppensteigen. Die Winzelner starten beim Thyssen-Krupp-Towerrun in der Disziplin Zweier-Staffel-Lauf für das Schwabo-Team.

Treffpunkt mit Trainer Karl-Heinz Kreuzberger ist die Treppe in der Kirnbachstraße in Schramberg. Die 127 Stufen sind den jungen Männern wohlbekannt, schließlich verbringen sie hier in der Vorbereitung oftmals viel Zeit.

Immer und immer wieder rennen sie hinauf. Ins Schwitzen kommen sie aber erst nach mehreren Durchgängen. Kein Wunder, die Sportler sind gut in Form. Seit ihrem fünften Lebensjahr ringen sie beim KSV Winzeln, wurden schon Deutscher Meister (Philipp) und Vizemeister.

"Das sind wahnsinnig ehrgeizige Sportler, die jederzeit alles geben", lobt Kreuzberger, der die Jungen gut neun Jahre lang trainiert hat. "Sie sind einiges gewöhnt, vor allem ein hohes Trainingspensum." Mit 46 Schlägen pro Minute hätten sie einen Ruhepuls wie eine Schildkröte, sagt Kreuzberger. "Bis die ordentlich Puls haben, dauert’s."

Arbeit als Training

Mindestens dreimal die Woche stehen die Zwillinge auf der Matte, vor Wettkämpfen bis zu sechsmal. Dann gilt es, möglichst schnell ein paar Kilos zu verlieren, um in der richtigen Gewichtsklasse zu starten. "Die werden weggeschwitzt", sagt Kreuzberger. Der Sport sei immer in ihren Köpfen – ob sie essen oder feiern gehen. "Da muss man sich auch mal zurückhalten können, sonst zahlt man am Tag darauf die Zeche", weiß Kreuzberger, der früher auch gerungen hat.

Auf den Towerrun bereiten sich die Zwillinge gesondert vor. Philipp, der zwei Minuten älter als sein Bruder ist, nutzt die Arbeit als Training. Als angehender Fliesenleger müsse er oftmals Treppen steigen und schwere Gegenstände schleppen. Marius geht vor allem joggen, denn bei seiner Arbeit in der Industrie könne er ja nicht um die Werkbank herumrennen, sagt Kreuzberger. "Ich nehme steile Strecken wie am Tiergehege in Waldmössingen", erzählt er. Nebenbei helfen die Brüder bei der heimischen Landwirtschaft mit, stehen frühmorgens auf und packen, wann immer es geht, mit an.

Beim Towerrun mitmachen wollten sie vor allem, um über die eigenen Grenzen hinauszugehen – "und weil es oben im Turm etwas zu essen geben soll", scherzt Marius Ganter. Er hat schon Erfahrungen in "artfremden" Wettkämpfen, absolvierte ein großes Matsch- und Hindernisrennen sogar zweimal direkt hintereinander.

Trainer Kreuzberger sieht den Towerrun nicht nur als Herausforderung für die Jungen, sondern auch als Möglichkeit der Standortbestimmung und um der Konkurrenz zu zeigen, was die Ringer können. "Auch wenn es eine andere Sportart ist, nehmen wir das ziemlich ernst", sagt der Trainer.

Chancen stehen gut

Er habe im Vorfeld schon versucht, sich die Strecke genauer anzuschauen, doch ins Treppenhaus des Testturms durfte er nicht. "Ich weiß aber, dass es rechtsherum geht. Das ist wichtig im Hinblick darauf, auf welcher Seite man sich am Geländer hochziehen kann. Außerdem weiß ich, dass es einige Ebenen gibt, auf denen die Jungen ein paar normale Schritte machen können", hat Kreuzberger sich erkundigt.

"Wichtig ist, dass man gleichmäßig hoch geht", meint Marius Ganter. "Machbar ist die Staffel für jeden. Aber man verzockt sich, wenn man anfangs mit den Schnellen mitrennen will", warnt Karl-Heinz Kreuzberger.

Die Zwillinge schätzen ihre Chancen beim Wettkampf gut ein. "Ich würde uns die Note zwei geben", meint Philipp Ganter. Sein Bruder sieht ihren Vorteil im Alter: "Wir sind noch jung, das ist gut. Das Alter macht sich irgendwann bemerkbar."

Das Ziel der Winzelner ist es, unter die Top 10 zu kommen. Kreuzberger traut es ihnen zu, kennt die Disziplin der Zwillinge. "Das sind harte Kerle. Die gehen immer an ihre Grenzen."

Am 16. September ist es so weit. Dann findet erstmals der Towerrun im Testturm von Thyssen-Krupp Elevator in Rottweil statt. Es handelt sich dabei um den höchsten Treppenhauslauf Westeuropas. 1390 Stufen und mehr als 230 Höhenmeter müssen in verschiedenen Disziplinen bezwungen werden. Acht Läufer gehen für den Schwarzwälder Boten an den Start. Ein Mutter-und-Sohn-Team aus Zimmern, sportliche Brüder aus Rottweil, Ringerzwillinge aus Fluorn-Winzeln sowie – als unsere Vertreter – zwei Herren aus dem Schwarzwälder-Bote-Stammhaus in Oberndorf. Wir stellen die Duos vor – heute: Marius und Philipp Ganter.