Die Kabiszunft plaudert aus dem Nähkästchen. Fotos: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Schmotziger: Gesammelte Narrenstückle aus der Altstadt / Ein tiefer Blick in die Zukunft

Eine Seefahrt, die ist lustig. Das weiß man in Rottweil-Altstadt. Indes: Auch daheim passiert genug, um damit einen Abend unterhaltsam zu füllen – erst recht am Schmotzigen.

Rottweil-Altstadt. Wenn also der Musikverein Frohsinn hier anlegt, sind ein Reifenwechsel, ein Thermomix-Aus- oder ein Güllefass-Zwischenfall für Narrastückle mehr als gut. Und wer schon immer vermutet hat, dass die MS Frohsinn ein Traumschiff ist, fühlt sich nun bestätigt. Auf beiden Brücken gibt es eine Ablösung.

Die Dipfelesscheißer machen in diesem Jahr als "Karl Lagergeld" eine gute Figur. Die Schwarzwaldmodels finden zwischen Foto, Blitzlicht, Laufsteg, Lächeln, Promis, Schampus, Schicki Micki, Müsli und Wasser ausreichend Zeit für ihre Geschichten.

Da bleibt sich auch die Narrenzunft Altstadt treu – und ihrem Schmotzigen ebenso. Energisch und lautstark demonstrieren sie deshalb, lassen sich vom Publikum vom Datenschutz befreien, um aus dem Nähkästchen plaudern zu können.

Was die Fasnet am Laufen hält ist auch den Altstadt-Bruddlern klar: Wenn’s daher als Aliens mit dem Raumschiff auf große Tour möglichst vorbei am Göllsdorfer Stern gehen soll, muss genug Kabis im Tank sein. Die Suche quer durch den Ort füllt nicht nur den "wahnsinnige Drive", sondern bringt auch gleich noch ein paar witzige Begebenheiten ein.

Ein neuer Narrenmeister, ein neuer Leiter im Kirchenchor und dann noch die Ratten aus dem Altstädter Moor – für die Junge vo de Alte prägen Veränderungen das zurückliegende Jahr. Bevor so viele Neuerungen für Verunsicherung sorgt, haben sie Kaffeesatz, Hühnerfüße, Kugel und Karten dabei, um einen tiefen Blick in die Zukunft zu werfen.

Dem Göllsdorfer Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau widmen sich dann Hefe & Pieps mit kräftigen "Gölli alaaf". Allzu diplomatisch bleiben die beiden dabei nicht, wenn sie die Saukirbe und ihr Nachbarvölkchen besingen. So verfallen sie alsbald ins Frohlocken, denn angesichts der Brückensanierung können die Altstädter ihr Glück kaum fassen: "Ab Aschermittwoch kennet se a Johr lang d’ Haustüra offa lassa."

Ausnahmsweise die Fasnet erleben, darf bei den Kabishüpfern eine Bienenkönigin mit ihrem Staat. Die Imkerin hat alle Mühe, ihr Volk einzufangen. Doch diese Probleme relativieren sich, angesichts der Stückle, die sie in der Altstadt aufgeschnappt hat. Fünf Tage vor Weihnachten mit Pelzkappe und Schal vor dem Fernseher, damit dem Christbaum nicht zu warm wird, oder das heimliche Aussortieren geliebter Schuhe kann schließlich gehöriges Streitpotenzial mit sich bringen.

Bei einem Ohrwurm will es die Quallenplage im Kabisland nicht belassen. Also gibt es den Holzwurm und den Apfelwurm gleich noch oben drauf. Dass manchem seit Dreikönig der Narrenmarsch im Kopf surrt, ist dabei nur das Vorgeplänkel auf weitere Narrenstückle aus der Altstadt. Wer kennt es nicht? Die Aussicht auf den Traumurlaub auf der Mittelmeerinsel lässt die lange Anfahrt durch halb Italien und dann noch mit der Fähre akzeptabel erscheinen. Doch wenn dann im Hotel auf Korsika niemand was von der Zimmerbuchung weiß, weil es auf dem Festland nicht nur die gleich lautende Stadt, sondern auch das gebuchte Hotel gibt, wird das Ferienglück ein bisschen getrübt.