Jürgen Knubben sieht sich in seinen Erwartungen zu den Auswirkungen des Testturms bestätigt. Foto: Nädele

Thyssenkrupp-Testturm erfüllt Rottweiler Hoffnung. Jürgen Knubben: "Menschen finden Weg in Ausstellungen."

Rottweil - Was verspricht sich Rottweil nicht alles durch den Testturm? Er soll Einzelhandel und Gastronomie beflügeln, der Stadt Wachstum bescheren, obendrein als Symbol dienen für die Verquickung von Tradition und Moderne. Ach ja, und für die Kultureinrichtung darf der Kuchen auch noch reichen.

Einer, der die Kultur-Szene Rottweils bestens kennt, ist Jürgen Knubben. Im Bereich der bildenden Kunst ist der Geschäftsführer des Forums Kunst und stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der Kunststiftung Erich Hauser eine Instanz. Nicht von ungefähr ist der Bildhauer Träger des Kulturpreises der Stadt. Knubben hat aus seiner Begeisterung für den Testturm von Thyssenkrupp nie einen Hehl gemacht. "Von Beginn an, war ich ein absoluter Befürworter des Projekts". Er habe die großen Möglichkeiten gesehen, die der Turm der Stadt bietet, "sich nach außen weit zu öffnen". Und er sieht sich darin bestätigt: die Besucher strömen.

Knubben zieht ein klares Fazit

Während sich andere manchmal mit einer Aussage schwer tun, ob denn ihr Bereich vom wachsenden Interesse der Touristen an Rottweil einen Nutzen habe, kann Jürgen Knubben ein klares Fazit ziehen: Einrichtungen wie das Dominikanermuseum und auch andere Ausstellungsinstitutionen wie Forum Kunst oder Kunst Raum Rottweil haben steigende Besucherzahlen. Menschen, die wegen des Turms in die Stadt kommen, so seine Beobachtung, finden auch den Weg in die Ausstellungen. "Der Turm belebt das Geschäft" - durch das wachsende Interesse in der Region wie auch weit darüber hinaus.

In Knubbens Arbeit hat sich das bereits widergespiegelt. Begleitend zur Eröffnung kuratierte er die Doppelausstellung im Turm und im Dominikanermuseum. Das Forum Kunst hatte zudem bereits 2014 die Werke des Fotokünstlers Albrecht Fendrich gezeigt, der mit seiner Kamera ausgiebig auf der Turmbaustelle unterwegs gewesen ist. Das seien erfolgreiche Ausstellungen gewesen, die gut angekommen sind. Aber auch in der Rottweil-Darstellung des Malers und Grafikers Norbert Stockhus ist der Turm als Kunstobjekt nicht zu übersehen. Und in der Ausstellung "Kleine Festung Europa" von Reinhold Ulmschneider im Alten Rathaus und im Stadtmuseum finden sich Turmdarstellungen mit der charakteristischen Windung der Membran ebenso. Für Jürgen Knubben sind das gelungene Beispiele, wie der Turm in den Bereich der Kunst und Kultur hineinwirkt.

Für die Kultur insgesamt, und insbesondere für die bildende Kunst, so Knubben habe sich durch den Turm etwas verändert. "Und das ist gut so", mehr Menschen in der Region würden - zum Teil ungewollt - mit den Arbeiten der Künstler konfrontiert.

"Der Blick von der Plattform wäre gleichzeitig der Blick über den Tellerrand der Stadt"

Ob im Umkehrschluss die Kultur den Testturm verändern kann? Nun, Ideen dazu hätte Knubben seit einiger Zeit. Bereits recht weit gediehen war ein Konzept, das er gemeinsam mit einem Aufzugsingenieur entwickelt hat. Technik, Innovationen, bildende Kunst und Design sollten dabei zusammengebracht werden. Und dann gibt es den Ansatz, oben in 232 Metern Höhe auf der Aussichtsplattform für eine gewisse Zeit jeweils solitär ein besonderes Kunstwerk zu zeigen – quasi als Appetithäppchen, das die Turmbesucher dazu verführt die Institutionen und Sammlungen in der Region zu besuchen. "Der Blick von der Plattform in die weite tolle Landschaft wäre gleichzeitig der Blick über den Tellerrand der Stadt", gibt der Bildhauer die Hoffnung nicht auf, doch noch auf Gegenliebe zu stoßen.

Bleibt die Frage nach anderen Möglichkeiten für Kulturschaffende, die Testturm-Besucher auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Das laufe zu einem gewissen Grad automatisch, meint Knubben und verweist auf die verschiedenen Kanäle, mit denen in Rottweil geworben werde: Fahnen, Flyer, Vitrinen, Plakate, die auf Ausstellungen und Museen hinweisen. "Alles Weitere wäre nur mit einem größeren finanziellen Aufwand machbar", sagt Knubben. Denkbar wäre allerdings, Vereinbarungen mit Reiseveranstaltern zu treffen und diese mit Informationen über laufende Ausstellungen zu versorgen, um als Angebot in eine Tour integriert zu werden. Vieles laufe aber bereits über die Rottweiler Tourist-Information, ist Knubben dankbar.

Für Knubben ist klar: "Auch die Kultur profitiert vom Turm, aber der Turm hat die Kultur nicht verändert. Wir haben mehr Besucher, aber ein hohes Niveau war schon immer unsere Absicht", betont er.