FußballJoshua Kimmich aus Bösingen peilt morgen mit der U 19 den Titel an
Von Andreas Pfannes
Ein Finale jagt derzeit das andere. Gerade erst das nervenaufreizende Endspiel gegen Argentinien um die Fußball-Weltmeisterschaft und morgen das Endspiel der U19 um die Europameisterschaft gegen Portugal. Mit dabei: Joshua Kimmich aus Bösingen.
Aufgeregt? Scheinbar nicht. Jedenfalls nicht am gestrigen Nachmittag in der Lobby des Mannschaftshotels. Dabei liegt ein beeindruckendes 4:0 gegen Österreich im Halbfinale hinter und ein Endspiel vor ihm.
Am Morgen habe die Mannschaft leicht trainiert. Mittags auf einem Schiff auf der Donau gegessen. Der 19-jährige Supertechniker mit der Rückennummer sechs gibt sich am Telefon cool. "Wir haben vieles richtig gemacht. Was sollen wir groß ändern?" So cool wie auf dem Platz als Bindeglied zwischen Verteidigung und Mittelfeld, so routiniert sind seine Aussagen.
Joshua Kimmich freut sich auf Portugal. Der Sieger der anderen Vorrundengruppe, der Österreich 2:1 geschlagen hat, gilt als spielstarke Mannschaft. "Sie haben eine gute Offensive, werden sich sicher nicht hinten reinstellen." Kimmichs Aufgabe? Nicht anders als sonst, sagt er. "Wir werden alles geben."
Gut, dass er sich fußballerisch an Bastian Schweinsteiger, den Führungsspieler, orientiert. "Das ist mein Ziel." Hinten viele Bälle gewinnen, aggressiv gegen den Ball spielen, dann mit dem Ball ruhig agieren, geschickte Pässe spielen. Von guten Kritiken an seinen Leistungen bei der EM lässt er sich nicht groß beeindrucken. Er bleibt: cool.
Natürlich ist ein Endspiel etwas Besonderes. Es wird sein zweites sein. Das erste war um die deutsche Meisterschaft mit der U 17 des VfB Stuttgart (und endete 0:2 gegen Hertha BSC Berlin). Vom VfB (Bösingen) wechselte er 2007 zum VfB (Stuttgart) in die C-Jugend. Seit einem Jahr spielt er bei RB Leipzig, schaffte den Aufstieg in die 2. Bundesliga, duellierte sich sogar vor ein paar Tagen noch in einem Testspiel gegen Paris Saint Germain mit Zlatan Ibrahimovic (4:2).
Und dann ging der 1,76 Meter große Kimmich zur Nationalmannschaft, spielte gegen Serbien, Ukraine und Österreich. Und jetzt Portugal. Der Tipp. "Natürlich ein Sieg!" Die Höhe? "Das ist egal." Joshua Kimmich sieht den WM-Gewinn als großen Ansporn. "Da müssen wir nachziehen." Gab es denn Kontakt zu den Helden von Rio? "Nein, direkt nicht. Aber wir haben ein Video gesehen mit Glückwünschen. Das motiviert uns."
Natürlich ebenso, wenn er weiß, dass in der alten Heimat alle alle Daumen drücken. VfB-Chef Ingo Ohnmacht gerät ins Schwärmen, wenn er über das "Aushängeschild" des VfB spricht. "Wir haben alle Spiele der Nationalmannschaft im Fernsehen gesehen." Dann kann ja eigentlich nichts schief gehen. Morgen, In Budapest. Gegen Portugal. Mit Joshua Kimmich.