Viele Besucher begeben sich bei den Denkanstößen in Rottweil auf Heldenreise. Foto: Ralf Graner

450 Gäste besuchen Veranstaltung. "Am Anfang jeder Heldenreise steht der Ruf nach Veränderung".

Rottweil - Was sind Helden? Existieren sie nur im Märchen oder steckt in jedem von uns ein Held? Cristián Gálvez hat die Gäste der "Denkanstöße" mit auf Heldenreise genommen.

Nur wenige Helden stürzen sich unvermittelt ins Abenteuer, weiß Cristián Gálvez, Experte für Persönlichkeitsentwicklung. Bei der Veranstaltung "Denkanstöße" des Schwarzwälder Boten und der Volksbank Rottweil erklärte er am Mittwoch rund 450 Gästen, wie man in seinem Alltag zum Helden werden kann. Gálvez nimmt den Saal schnell für sich ein. Seine Stimme ist selbstbewusst, er gestikuliert wild und die Zuhörer hängen während des knapp zweistündigen Vortrags an seinen Lippen.

"Am Anfang jeder Heldenreise steht der Ruf nach Veränderung", erklärt Gálvez. An einem gewissen Punkt erkenne man, dass man seine gewohnte Welt verlassen und Neues wagen muss.

So ging es auch dem ehemaligen DDR-Profischwimmer Axel Mitbauer, dem nach der Frage "Wie ist es im Westen?" lebenslanges Sportstättenverbot erteilt wurde. Er entschloss sich, zu fliehen, sprang dabei aus einem fahrenden Zug, schwamm 25 Kilometer durch die Ostsee.

Es sind Geschichten wie diese, die Cristián Gálvez inspirieren, die auch seine Zuhörer an diesem Abend fesseln. Aber geht mit dem Heldsein immer eine große Heldentat einher? Nein, sagt Gálvez. Jeder von uns sei schon oft auf Heldenreise gewesen. Es sind kleine Situationen im Alltag, wie zum Beispiel das Windeln wechseln oder der erste Sprung vom Dreier, die uns zu Helden werden lassen. Der Persönlichkeitstrainer ist in seinem Leben schon vielen Helden begegnet. Interessiert hat ihn vor allem ihre Motivation, aus der gewohnten Welt auszubrechen.

"Warum träumen manche Menschen vom Fliegen und andere fliegen?", fragt Gálvez und erzählt, dass im Gespräch mit allen Helden, die ihm begegnet sind, ein Satz gefallen ist: "Ich habe angefangen mir neue Fragen zu stellen". Dies sei der entscheidende Punkt, denn die Qualität unserer Fragen bestimme auch die Qualität unseres Lebens. Gálvez Stimme wird ruhig, als er das am Schicksal seines eigenen Vaters erläutert.

Als dieser an Lungenkrebs erkrankte, habe er sich zunächst die falschen Fragen gestellt. "Warum ich?", habe er gefragt. Später sei ihm klar geworden, dass es wichtiger ist, die verbleibende Zeit am besten auszunutzen. Gálvez rät seinen Zuhörern an diesem Abend, auch in ausweglos erscheinenden Situationen keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Wenn einen das Leben mit Härteprüfungen konfrontiere, solle man dankbar für die Wachstumschance sein.

"Humor ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg", betont Gálvez. Und Erfolge solle man feiern, sowohl die großen als auch die ganz kleinen. Jeden Abend müsse man sich also bewusst machen, was man erreicht hat, anstatt daran zu denken, was man noch erledigen muss. Nur so könne man selbstbewusster werden.