Sabina Kratt belegt mit Historienspiel-Idee ersten Platz / Premiere soll 2016 sein / Mitstreiter gesucht

Von Stefanie Siegmeier

Rottweil. Was muss das für ein Auftrieb im Städtle gewesen sein, wenn das Kaiserliche Hofgericht tagte. Damals. Im 15. Jahrhundert. Die Hofgerichtsglocke ertönte, und unter den Klängen der Rottweiler Stadtpfeifer zogen der Hofrichter und seine Assessoren zum Hofgericht.

Wochenlang wurde dort getagt. Und bis das Urteil verkündet wurde, dauerte es gleich noch einmal so lange. Spannend. Da möchte man doch zu gerne einmal dabei gewesen sein.

Wenn es nach Sabina Kratt geht, dann wird dies bald möglich sein. Mit ihrer Idee, das Kaiserliche Hofgericht zu Rottweil in einem Festspiel – ähnlich der Horber Ritterspiele oder des Kuchen- und Brunnenfestes in Schwäbisch Hall – nachzustellen, landete sie beim LEADER-Ideenwettbewerb Oberer Neckar auf dem ersten Platz. 46 Beiträge waren eingereicht.

Die Rottweiler Buchhändlerin ist begeistert. Um das Projekt umsetzen zu können, wurde kürzlich der Verein "Freunde des Kaiserlichen Hofgerichts Rottweil" gegründet, dessen Vorsitz Kratt innehat. Derzeit zählt der Verein neun Mitglieder, aber Sabina Kratt hofft auf Verstärkung. "Freunde der Tradition und Geschichte sowie der Justiz und des Theaters sind herzlich willkommen", wirbt sie. "Damit, den ersten Platz zu machen, hatte ich überhaupt nicht gerechnet", freut sich Kratt.

Über das Kaiserliche Hofgericht gebe es kaum Informationen, habe eine Bekannte ihr nach einer Stadtführung gesagt. "Dabei gibt es doch noch so viele Spuren in der Stadt. Nicht zuletzt der Gerichtsort bei der Post", erzählt Kratt. Und so sei die Idee für das Historienspiel gewachsen. Mit Unterstützung des ehemaligen Stadtarchivars Winfried Hecht hat sie sich auf den Ideenwettbewerb vorbereitet und ihr Konzept schließlich eingereicht. Mit Erfolg.

Als gute Chance für Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel bezeichnet Kratt das Spektakel. Zudem könne man das historische Bewusstsein in Bezug auf die Einmaligkeit des Kaiserlichen Hofgerichts in Rottweil im gesamten deutschen Raum stärken. Immerhin erstreckte sich der Zuständigkeitsbereich des Hofgerichts im Norden bis nach Köln und den Thüringer Wald, im Westen bis zu den Vogesen, im Osten bis zum Lech und im Süden bis nach Chur, Appenzell, Bern und Luzern. "Das Kaiserliche Hofgericht Rottweil war das bedeutendste der Kaiserlichen Landgerichte im deutschen Südwesten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Sein Name leitet sich von dem in Rottweil gelegenen Königshof ab, erlaubt aber keine Rückschlüsse auf seine gerichtsverfassungsrechtliche Stellung. Das Gericht war für Zivilverfahren sowie Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit zuständig", heißt es bei Wikipedia. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war die Autorität des Gerichts nachhaltig beschädigt, auch wenn es bis zum Ende des Alten Reiches 1806 nie formell aufgehoben wurde.

Das erste Festspiel soll 2016 realisiert werden. Auch einen Termin gibt es bereits. Das zweite Wochenende im Juli wäre perfekt. Bis dahin gibt es viel zu tun. Ideen zur Umsetzung müssen gesammelt werden, Gewänder genäht und vor allem ein Drehbuch geschrieben werden. Deswegen hofft Sabina Kratt auf viele Begeisterte, die sie bei der Umsetzung ihres Projektes unterstützen. Auch von der Stadtverwaltung erhofft sie sich Unterstützung. Schließlich gehe es ja hierbei um Tourismus.

Vor Sabina Kratt und den Vereinsmitgliedern liegt nun also ein großes Stück Arbeit, bis dann am 9. Juli 2016 die Hofgerichtsglocke am Kapellenturm erklingt und sich der Zug des Hofrichters hinaus zur Gerichtsstätte in Bewegung setzt. Möglichst unter den Augen mehrerer tausend Besucher aus nah und fern.