Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Heinrich del Core präsentiert gestern beim Ferienzauber seinen "Comedy Club on Tour"

Heimspiel: Heinrich del Core lud gestern beim Ferienzauber zu seinem "Comedy Club auf Tour". Dabei präsentierte er nicht nur namhafte Kollegen aus Hamburg, Duisburg und Trossingen, sondern gab auch Jonathan Engel eine Bühne.

Rottweil. So ein Warnschuss aus einem waschechten Panzer, noch von einem, der von seiner Liebsten selbsgehäkelte Panzerpantoffeln sein eigen nennt, ist ein gewichtiges Argument. Klar, dass Ausbilder Schmidt  zu solchen Mitteln nur dann greift, wenn das Reiseziel Rottweil ist – und Heinrich del Core eingeladen hat. Der Comedian im Kampflook mit markigem Bundeswehr-Sprech schafft es, wer hätte daran gezweifelt, pünktlich ins Zelt unterm Wasserturm, um bei "Heini’s Comedy Treff" am Montagabend seinen Alltag auszubreiten. Natürlich sieht der der Kollegen anders aus.

Neben dem Ausbilder scheinen Beckmann und Griess, die beiden Gäste aus dem Ruhrpott, wie Warmduscher. Doch sie haben’s faustdick hinter den Ohren. Ihre Anreise war, nun ja, weniger durchsetzungsfähig. Wie sonst sollte das Kabarettkonzertduo auf diese Melange von Soundtracks kommen, die von der Schicksalmelodie – nein, auch die ist nicht aus "Dr. Schiwago" – und dem Larghetto aus Beethovens Siebter bis hin zu "Eye of the Tiger" aus "Rocky" irgendwas reicht, kommen? Charmant wie sie sind, bauen sie für die Ankunft am Auftrittsort in der Musik zu "Der Pate" einen Dur-Schluss ein. Ja, das ist wohl der Ferienzauber. Und einmal hier, sind sie bester Laune und präsentieren den rund 550 Besuchern, was man mit Musik so alles machen kann. Beziehungsweise: Wie Musik funktioniert, sich aus Schnulzen jedweder Art in der Erinnerung festsetzt, wie sie entsetzt, wenn man sich an sie erinnert, und welche unschlagbaren Vorteile Musiker, bei Beethoven zum Beispiel Pianisten, haben, wenn sie sich nur gut mit dem Repertoire auskennen.

Spätestens da macht das Publikum gestern Abend lautstark mit. Und erlebt hatte es bis dahin schon viel. Empörung, wie es sich für ein Publikum gehört, wenn das Kabarett nicht nur pikant, sondern so richtig scharf ist, wie bei Sebastian Schnoy, der mit seinen Beobachtungen aus Deutschland – seinen Schilderungen nach übrigens ein erfrischend heterogener Haufen – nebst Ableitungen aus der germanischen Kriegskunst für den textilarmen Ostsee-Urlaub den Nerv der Besucher trifft. Oder dem Überraschungsgast Jonathan Engel, der mit tatsächlich überraschender Abgeklärtheit das grammatikalische Genus an den erstaunlich einfachen Linien des Geschlechter-Alltags durchdekliniert. Für Engel ist es ebenso wie für Gastgeber Heinrich del Core ein Heimspiel. Und für Frank Golischewski kein weiter Weg dahin. Denn der Kabarettist mit dem Faible für bitterböse Chansons kommt aus der zwar kabarettunverdächtigen, dafür annähernd benachbarten Stadt Trossingen zum Ferienzauber. Dass er beim Fasnetskonzert der Stadtkapelle schon den Karnevalsprinzen gab, macht ihn gestern zum "Rottweiler h.c.".