Hans Haas zeigt eines der Siebe, mit denen das Saatgut in der Maschine (Hintergrund) aufbereitet wird. Foto: Kammerer

Landwirte strömen zur Aufbereitungsanlage in Flözlingen. Zwischen 150 kg und sieben Tonnen.

Kreis Rottweil - Die letzten Felder sind nun abgeerntet, schon bald wird das nächste Wintergetreide ausgesät. Davor steht für viele Landwirte aus dem Kreisgebiet noch ein Besuch bei Saatgutaufbereitungsanlagen auf dem Programm.

Zum Beispiel bei Hans Haas in Flözlingen. Haas betreibt seit drei Jahren die Anlage des Zimmerner Ortsbauernverbandes. Bis Ende der 1970er-Jahre stand diese noch am Flözlinger Ortsausgang in Richtung Zimmern, dann wurde die Maschine in die ehemalige Dreschhalle des Dorfes am Ortsausgang in Richtung Weiler verlegt.

Der Ortsbauernverband übernahm sie Anfang der 1980er-Jahre vom vorherigen Eigentümer, der Volksbank. Der Betrieb der Aufbereitungsanlage stellt bis heute die größte Einnahmequelle der Ortsbauern dar, was sich Jahr für Jahr deutlich in den guten Kassenbilanzen des Vereins zeigt.

Im September und Oktober sowie im Februar und im März ist die Anlage in Betrieb. Dann kommen zwischen 40 und 50 Landwirte aus dem ganzen Kreisgebiet, ja sogar aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis nach Flözlingen, um sich dort einen Teil ihres abgeernteten Getreides wieder in neues, reines Saatgut umwandeln zu lassen. "Die Landwirte bringen davon zwischen 150 Kilogramm und sieben Tonnen mit", sagt Haas. Um eine Tonne aufzubereiten, brauche man gut eine Stunde.

Über einen Schacht gelangt das Rohmaterial in die Maschine. Dort wandert es, in 25-Kilogramm-Portionen aufgeteilt, durch mehrere Siebe. Stroh, Unkrautsamen und Ähnliches werden auf diese Weise von den restlichen, den wiederverwertbaren Samen getrennt. Zudem wird das Rohmaterial mit Luft beblasen. Unverwertbare, leichte Teile werden so ausgelesen.

Das bei diesem Prozess ausgelesene Material kann der Landwirt an Schweine und Hühner verfüttern. Wie viel wiederverwertbares Saatgut letztendlich rauskommt, liegt laut Haas an der Qualität des Mähdreschers. Das ausgesiebte, gute Saatgut wird zum Abschluss mit Chemikalien gegen Pilzbefall "geimpft" (im Fachjargon: gebeizt). Danach kann es vom Landwirt wieder ausgesät werden.

"Die Bauern kaufen pro Aussaat durchschnittlich zehn Prozent Saatgut neu dazu, der Rest ist wieder aufbereitet", weiß Haas aus Erfahrung. Er ist ebenfalls Landwirt.

Aufbereitung, in der Fachsprache Getreidenachbau, sei um einiges billiger als Neukauf, wie er betont. Trotzdem fallen auch hier zusätzliche Kosten an. "Landwirte mit mehr als 20 Hektar müssen für die Aufbereitung einen bestimmten Betrag an die ›Saatgut Treuhand‹ abführen", erklärt Haas. Bei einem Betrieb mit 80 Hektar seien dies ungefähr 500 Euro pro Jahr.

Für die Landwirte ist nach der Ernte gleich schon wieder vor der Ernte: In rund vier Wochen beginnt die Aussaat des Wintergetreides. Davor steht für Hans Haas und die Aufbereitungsanlage noch viel Arbeit an. Die Reinigung eines Doppelzentners Getreide für die Verwendung als Saatgut kostet 2,55 Euro, das Beizen 9,20 Euro.