Vor der Corona-Krise war die Debatte um etwaige Hotelpläne in vollem Gange – jetzt wird das im Dornröschenschlaf liegende Alte Spital als Ausweichquartier für Patienten vorbereitet. Foto: Otto

Altes Spital wird für medizinische Nutzung vorbereitet. Krisenstab der Stadt hat viel zu tun.

Rottweil - Die Corona-Krise sorgt auch in der Stadtverwaltung weiter für Herausforderungen. Der Krisenstab hat gut zu tun: Arbeitsprozesse wurden umgestellt, die Abstimmungen mit dem Landratsamt für weitere Schritte laufen. Das Alte Spital wird ab sofort für eine medizinische Nutzung vorbereitet.

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Auf unsere Nachfrage beim Pressesprecher der Stadt, was derzeit in Sachen Krisenmanagement im Gange ist, kommt eine Antwort in rekordverdächtiger Länge: Die Liste bisher ergriffener und derzeit laufender Maßnahmen und Aufgabenfelder ist lang. "Alle beteiligten Mitarbeiter sind weit über das übliche Maß hinaus gefordert, aber auch motiviert und engagiert", heißt es.

Der Krisenstab, der am Aschermittwoch von Oberbürgermeister Ralf Broß einberufen worden war, koordiniere die Maßnahmen in Rottweil sowohl innerhalb der Verwaltung als auch mit den Einsatz- und Hilfsdiensten der Polizei, des DRK, der Feuerwehren, des Landratsamtes, des Gesundheitsamtes und der Kommunen im Kreis.

Neue Kontaktbüros

Die Schließung der Schulen und Kindergärten, die Organisation der Notgruppen, die Schließung der Sportstätten, die Absage von Veranstaltungen, die Gründung der Aktion "Rottweil hilft" und die Kooperation bei "Rottweil iefert’s" standen zu Beginn – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – im Vordergrund. Inzwischen, so wird erinnert, gebe es übrigens die Zusage der Stadt, die Kindergartengebühren für April zunächst auszusetzen.

Hinter den Kulissen seien außerdem die Arbeitsprozesse zum Schutz der Mitarbeiter umgestellt worden: Sämtliche Dienststellen sind für den Publikumsverkehr gesperrt, für zwingend notwendiges Erscheinen wurden "Kontaktbüros" im Alten Rathaus (Bürgerbüro) und im Neuen Rathaus in der Schulgasse eingerichtet. Der Dienstbetrieb in Büros mit Mehrfachbelegung wurde auf Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt.

Telefonkapazitäten erhöht

Daneben gelte es derzeit, am Telefon zahlreiche Bürgerfragen zu beantworten. Diese reichen laut Pressesprecher Tobias Hermann von allgemeinen Fragen zu Corona und zur Gesundheit über gewerbliche Nutzungen und wirtschaftliche Folgen bis hin zu organisatorischen Fragen bei Projekten und Veranstaltungen der Stadtverwaltung. "Wegen des großen Aufkommens wurden die Kapazitäten der Telefonzentrale erweitert", so Hermann.

Es hätten zudem Ortsbegehungen mit Vertretern des Landratsamts und des Gesundheitsamts stattgefunden, um zu prüfen, in wie weit sich städtische Liegenschaften für eine medizinische Betreuung eignen.

Die Stadtverwaltung Rottweil habe dem Landkreis verschiedene Liegenschaften als Ausweichquartiere, etwa als Fieberambulanz, Quarantänestationen oder Behandlungsplätze angeboten, darunter das Alte Spital. Die Stadthalle sei von vornherein im Pandemieplan des Landes berücksichtigt und werde derzeit als Reserve zum Aufbau medizinischer Versorgungseinrichtungen vorgehalten.

Spital geeignet

Das Alte Spital sei von Vertretern des Landratsamtes und der Kreisärzteschaft für geeignet als Ausweichquartier für nicht-intensivmedizinische Behandlungen befunden worden. Die Stadtbau Rottweil wurde am Montag beauftragt, den Gebäudeteil St. Vinzenz – das rote Gebäude an der Hauptstraße – für diese Nutzung vorzubereiten. "Die Arbeiten dazu beginnen unverzüglich", so die Stadtverwaltung.  

Derzeit fänden zweimal wöchentlich Lagebesprechungen mit dem Krisenstab des Landratsamtes und des Gesundheitsamtes statt. Daran nehmen Oberbürgermeister Ralf Broß und seine Kollegin Eisenlohr aus Schramberg als Vertreter der Großen Kreisstädte sowie die Bürgermeister Huber (Dornhan), Schumacher (Dunningen) und Ruf (Rottweil) als Vorsitzende des Kreisverbandes Gemeindetag teil. Besonders viel zu koordinieren gebe es zwischen dem Gesundheits- und dem Ordnungsamt der Stadt Rottweil. Das Ordnungsamt erlasse nach Vorgabe des Gesundheitsamts Auflagen zur Quarantäne bei Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert wurden.

Vollzugsdienst kontrolliert

Die Kontrolle, ob die Corona-Verordnung im Stadtgebiet eingehalten wird – was Versammlungen, andere Kontakte oder die Schließung von Geschäften und Gastronomie angeht – übernimmt der Gemeindevollzugsdienst, unterstützt durch Streetworker des Kinder- und Jugendreferats.

Handel und Wirtschaft

Rottweiler Unternehmen würden regelmäßig über Fördermöglichkeiten informiert. Außerdem habe man für gewerbliche Mieter der Stadt die Möglichkeit geschaffen, die Miete auszusetzen, um einer wirtschaftlichen Notlage entgegen zu wirken. Die städtische Haushaltslage werde weiter "auf Sicht" beobachtet – inklusive der Einnahmenausfälle, die mögliche Konsequenzen für künftige Projekte der Stadt haben könnten. Die laufenden und anstehenden Baumaßnahmen würden derzeit unter "durch die Corona-Krise erschwerten Bedingungen koordiniert".

Feuerwehr hat Masken

Was Schutzausrüstung angeht, so habe die Feuerwehr Rottweil vorgesorgt. "Sie kann ihre Einsatzkräfte im kritischen Bereich mit Schutzmasken schützen. Zudem haben wir weitere Schutzmasken und Schutzanzüge bestellt und gehen davon aus, dass die Lieferung noch diese Wochen kommen wird", heißt es von Seiten der Stadtverwaltung. Mit dieser Lieferung könne man die Feuerwehr und bei Bedarf auch die Ordnungskräfte für einen längeren Zeitraum weiter versorgen. Die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes können im Außendienst zusätzlich Schutzmasken tragen. Da sich die Mitarbeiter dabei größtenteils im Freien aufhalten, hält die Verwaltung dies "derzeit noch nicht für zwingend geboten". Weitere Nachbestellungen von Schutzmasken in der Zukunft seien grundsätzlich "nicht ausgeschlossen".