Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam (links) und Landrat Wolf-Rüdiger Michel informieren über die aktuelle Lage im Kreis.Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Entwicklung: Behörde warnt vor Sorglosigkeit / Adam: "Impfpflicht – das wäre toll" / Sieben Neuinfizierte

Jetzt bloß nicht nachlässig werden: Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam und Landrat Wolf-Rüdiger Michel mahnten am Mittwoch beim Pressegespräch zur aktuellen Lage weitere Disziplin bezüglich der Corona-Schutzmaßnahmen an.

Kreis Rottweil. Nur dadurch könne eine weitere "Infektionsdynamik" verhindert werden, so Landrat Michel. Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis flacht, wie berichtet, derzeit ab. Zuletzt waren täglich zwei bis drei neue Fälle gemeldet worden, am Mittwoch waren es sieben. Die Gesamtzahl liegt jetzt bei 653, 508 Betroffene wurden bei der letzten Aktualisierung als wieder genesen gemeldet.

Die Testkapazitäten seien aktuell gut, betonte Adam. Es könnten nun auch asymptomatische Menschen getestet werden, wo dies sinnvoll ist. Inzwischen seien in 25 Heimen rund 1600 Testungen vorgenommen worden. Testergebnisse liegen laut Adam nach 24 Stunden vor.

Dank an Kreisbewohner

Gleichzeitig beobachte er nun allerdings eine "gewisse Sorglosigkeit", wenn er bei schönem Wetter auf gefüllte Straßen blicke, in denen von Abstandsregelungen nichts zu sehen sei. "Psychosozial habe ich dafür Verständnis", so Adam, medizinisch allerdings nicht: Die bekannten Schutzmaßnahmen seien neben der Kontaktverfolgung bei bestätigten Fällen die wichtigste Säule der Viruseindämmung. "Ohne wird es nicht klappen", so Adam. In zwei Wochen werde sich zeigen, ob sich die weiteren Lockerungen auf die Zahlen auswirken.

Landrat Michel sprach den Einwohnern seinen Dank für die "nahezu vollständige Einhaltung" der bisherigen Kontaktbeschränkungen aus. Weitere Lockerungsschritte könnten nun nur gelingen, "wenn wir das mit Disziplin machen". Grundrechte seien ein hohes Gut, ging er auf die aktuelle Debatte ein, jedoch seien diese "nicht für die Ich-AG da", sondern könnten nur so weit reichen, wie sie auch die Grundrechte anderer nicht einschränken. Zum Recht auf körperliche Unversehrtheit gehöre eben auch, dass andere diese nicht durch ihr unvorsichtiges Handeln gefährden. Dazu gebe es das Infektionsschutzgesetz, das diese Belange berücksichtige.

"Es gibt keinen Impfzwang"

Angesprochen auf die auch in Rottweil laut gewordene Angst vor einer "Corona-Impfpflicht" meinte Gesundheitsamtsleiter Adam: "Es wäre ja toll, wenn wir die COVID-Impfpflicht schon hätten". Bis dahin sei es ein langer Prozess. "Da warten wir noch zwei Jahre", so auch Landrat Michel mit Blick auf die Tatsache, dass noch gar kein Impfstoff gefunden ist. Petra Sostak vom Gesundheitsamt betonte, dass es in Deutschland keinen "Impfzwang" gebe. Eine "Impfpflicht" bringe lediglich etwaige Einschränkungen für jene mit sich, die diesen Schritt nicht tun.

Heinz-Joachim Adam begrüßte außerdem die Einführung einer Lockdown-Grenze als Prüfwert für die Entwicklung in den Landkreisen. Ab 50 neuen Fällen innerhalb von sieben Tagen – auf den Kreis Rottweil mit 140 000 Einwohnern hochgerechnet sind es 70 Fälle – müsse man nun Analysen vorlegen und Erklärungen für den Anstieg liefern. Wenn dieser räumlich eingegrenzt werden kann, könne dem gut begegnet werden. "Ein Anstieg verteilt über den ganzen Kreis wäre der Worst Case", so Adam. Man sei auf eine zweite Infektionswelle gut vorbereitet und habe ein Netzwerk an Kräften gebildet. "Innerhalb von sechs Stunden können wir das Ganze wieder hochfahren." Derzeit sei die so genannte Lockdown-Grenze weit entfernt. Seit Mitte April bewege man sich darunter. Am Mittwoch wurden 17 Fälle in den vergangenen sieben Tagen gezählt.

Landrat Michel, der nach einer durch eine Augen-OP bedingten Auszeit wieder im Einsatz ist, war es ein Anliegen, den Mitarbeitern des Gesundheitsamts, im Gesundheitswesen, im Landratsamt und in den Gemeinden vor Ort sowie den vielen ehrenamtlichen Kräften für ihren Einsatz in der Krise zu danken. Auch die große Hilfe von Feuerwehr, DRK und THW sei mit ein Grund dafür, dass die Lage bislang so gut habe bewältigt werden können.

Anita Schmitt unermüdlich

Als tolles Beispiel nannte der Gesundheitsamtsleiter Anita Schmitt vom DRK Villingendorf: Seit 27. März sei sie nahezu täglich im Einsatz, um die bestätigten Corona-Fälle telefonisch zu betreuen.

Wie Thomas Seeger vom Kreisordnungsamt berichtete, wurde am Mittwoch die achte Lieferung an Schutzgütern verteilt. Bund und Länder hätten allerdings angekündigt, dass die Lieferungen Ende Juni eingestellt würden und sich die Einrichtungen selbst um die Beschaffung kümmern müssten.

Erstattung für Buskarten

Ein gute Nachricht hatte Verkehrsdezernentin Martina Bitzer bezüglich der Schülermonatskarten parat: Nach dem aktuellen Kabinettsbeschluss, dass das Land die Eigenanteile der Eltern von zwei Monaten erstatten wird, werde die Mai-Abbuchung gestoppt. Der Juni oder rückwirkend April soll noch dazugenommen werden, hier gebe es noch Abstimmungsbedarf. Die Eltern müssen also nicht selbst aktiv werden, um eine Erstattung zu erhalten.