Kein "Impfzwang"
Landrat Michel sprach den Einwohnern seinen Dank für die "nahezu vollständige Einhaltung" der bisherigen Kontaktbeschränkungen aus. Weitere Lockerungsschritte könnten nun nur gelingen, "wenn wir das mit Disziplin machen". Grundrechte seien ein hohes Gut, ging er auf die aktuelle Debatte ein, jedoch seien diese "nicht für die Ich-AG da", sondern könnten nur so weit reichen, wie sie auch die Grundrechte anderer nicht einschränken. Zum Recht auf körperliche Unversehrtheit gehöre eben auch, dass andere diese nicht durch ihr unvorsichtiges Handeln gefährden. Dazu gebe es das Infektionsschutzgesetz, das diese Belange berücksichtige.
Angesprochen auf die auch in Rottweil laut gewordene Angst vor einer "Corona-Impfpflicht" meinte Gesundheitsamtsleiter Adam: "Es wäre ja toll, wenn wie die COVID-Impfpflicht schon hätten". Bis dahin sei es ein langer Prozess. "Da warten wir noch zwei Jahre", so auch Landrat Michel mit Blick auf die Tatsache, dass noch gar kein Impfstoff gefunden ist. Petra Sostak vom Gesundheitsamt betonte, dass es in Deutschland keinen "Impfzwang" gebe. Eine "Impfpflicht" bringe lediglich etwaige Einschränkungen für jene mit sich, die diesen Schritt nicht tun.
Auf zweite Infektionswelle gut vorbereitet
Heinz-Joachim Adam begrüßte außerdem die Einführung einer Lockdown-Grenze als Prüfwert für die Entwicklung in den Landkreisen. Ab 50 neuen Fällen innerhalb von sieben Tagen – auf den Kreis Rottweil mit 140.000 Einwohnern hochgerechnet sind es 70 Fälle – müsse man nun Analysen vorlegen und Erklärungen für den Anstieg liefern. Wenn dieser räumlich eingegrenzt werden kann, könne dem gut begegnet werden. "Ein Anstieg verteilt über den ganzen Kreis wäre der Worst Case", so Adam. Man sei auf eine zweite Infektionswelle gut vorbereitet und habe ein Netzwerk an Kräften gebildet. "Innerhalb von sechs Stunden können wir das Ganze wieder hochfahren."
Derzeit sei die so genannte Lockdown-Grenze weit entfernt. Seit der Woche vom 14. bis 20. April bewege man sich kontinuierlich darunter. Mit dem neuen Programm "Sormas" könne man künftig Kontaktpersonen noch besser erfassen. Die Gesundheitsamtsmitarbeiter werden von Kräften des Robert-Koch-Instituts (RKI) eingelernt und auch derzeit schon unterstützt.
Landrat Michel, der nach einer durch eine Augen-OP bedingten Auszeit jetzt wieder im Einsatz ist, war es ein Anliegen, sich bei den Mitarbeitern des Gesundheitsamts, den Mitarbeitern im Gesundheitswesen, im Landratsamt und in den Gemeinden vor Ort und nicht zuletzt den vielen ehrenamtlichen Kräften für ihren Einsatz in der Krisensituation zu bedanken. Die große Hilfe von Feuerwehr, DRK und THW seien mit ein Grund dafür, dass die Lage bislang so gut habe bewältigt werden können.
Ehrenamtliche unermüdlich im Einsatz
Als tolles Beispiel für ehrenamtlichen Einsatz nannte der Gesundheitsamtsleiter Anita Schmitt vom DRK Villingendorf: Seit 27. März sei sie nahezu täglich unermüdlich im Einsatz, um die bestätigten Corona-Fälle telefonisch zu betreuen, lobte Adam.
Wie Thomas Seeger vom Kreisordnungsamt berichteten, wurde am Mittwoch die achte Lieferung an Schutzgütern verteilt. Bund und Länder hätten angekündigt, dass diese Lieferungen Ende Juni eingestellt würden und sich die Einrichtungen dann selbst um die Beschaffung kümmern müssten.
Ein gute Nachricht hatte Verkehrsdezernentin Martina Bitzer bezüglich der Schülermonatskarten parat: Nach dem aktuellen Kabinettsbeschluss, dass das Land die Eigenanteile der Eltern von zwei Monaten erstatten wird, werde die Mai-Abbuchung gestoppt. Juni oder rückwirkend April sollen noch dazugenommen werden, hier gebe es noch Abstimmungsbedarf. Die Eltern müssen nicht selbst aktiv werden, um die Erstattung zu erhalten.
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