Schulleiter Stefan Maier und sein Stellvertreter Amir Jano vom DHG testen, ob der Sicherheitsabstand ausreicht. Foto: Schwarzwälder Bote

Schulen setzen Hygienekonzepte um. Einzelne Bereiche komplett gesperrt. Stundenpläne reduziert.

Rottweil - Wenn am Montagmorgen die Schulglocken klingeln, werden die Abschlussjahrgänge wieder mit dem "richtigen" Unterricht beginnen. Doch für Lehrer und Schüler wird diesmal alles ein bisschen anders sein. An den Rottweiler Schulen herrscht trotzdem Aufbruchsstimmung.

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Vier Tage vor dem "Neustart" des Präsenzunterrichts laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Schulleiter, Lehrer und Hausmeister sind mit Meterstab und Klebeband unterwegs. Sie rücken Tische und Stühle auseinander, sperren ganze Bereiche ab, bringen Markierungen und Warnschilder an. Veränderungen sind an vielen Stellen sichtbar. Die meiste Arbeit ist bereits erledigt. Die Hygienekonzepte und die stark abgespeckten Stundenpläne stehen, Schüler und Eltern sind mit Informationen versorgt. Es gibt Einbahn-Treppenhäuser und Pausenaufsichten.

An die drei Rottweiler Gymnasien kehren am Montag die Schüler der Kursstufen zurück. Unterrichtet werden sie in prüfungsrelevanten Fächern. Doch bevor der Unterricht überhaupt starten kann, wird es überall zunächst eine Einführung in die neuen Hygiene-Regeln geben. "Man geht sie dann gemeinsam durch, ähnlich wie die Hausordnung am Anfang des Schuljahres", erklärt Stefan Maier, Schulleiter am Droste-Hülshoff-Gymnasium (DHG). Er ist zuversichtlich, dass sich alle an die Regeln halten werden. "Es sind junge Erwachsene. Mit 16, 17 Jahren kann man mit der Situation verantwortungsbewusst umgehen", ist Maier überzeugt.

Der soziale Austausch fehlt

Die Wissensvermittlung habe in den Wochen des Homeschoolings ganz gut geklappt, findet er. "Der soziale Austausch fehlt aber allen." Diese emotionale Ebene dürfe man nicht vernachlässigen, hebt er hervor. "Die Schüler haben in den letzten Wochen sehr gelitten." Auch hier werde es deshalb Gespräche geben: Wo stehen die Schüler? Wo drückt der Schuh?

In größeren Räumen können am DHG 16 bis 18 Schüler unterrichtet werden. Bei kleineren Räumen werden die Kurse in zwei Gruppen eingeteilt und in benachbarten Räumen unterrichtet. "Vielleicht auch über Video-Live-Übertragung. Wir werden hier neue Erfahrungen sammeln", sagt Maier.

Per Streaming in die Parallelgruppe werden auch die Lehrer am Leibniz-Gymnasium (LG) unterrichten, sagt die stellvertretende Schulleiterin Beatrice Schmidberger. Teilweise werden Hilfslehrer im Einsatz sein. 146 Schüler kehren ab Montag ans LG zurück. Sechs verschiedene Pausenhöfe wurden laut Schmidberger für einzelne Gruppen eingerichtet. Für den Weg in die Pause werden sogar die Feuertreppen mit einbezogen. "Die Toilettengang-Organisation regeln wir mithilfe von individuellen Schülerkarten, unterstützt durch Lehrer-Aufsichten", erklärt Schmidberger.

Große Ungewissheit für Zeit nach Pfingsten

Jochen Schwarz, Rektor des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG), betont: "Wir setzen auf die Vernunft, aber wir bereiten uns natürlich vor." Auch hier werden größere Gruppen in kleinere aufgeteilt und parallel unterrichtet. "Es ist nicht angenehm, aber machbar", sagt Schwarz. Er ist überzeugt: "Die kommende Woche wird gehen. Aber die große Ungewissheit gilt für die Zeit nach Pfingsten." Wenn mehr Klassen zurückkehren sollten, "wäre das eine Wahnsinnsherausforderung".

Vier zehnte und fünf neunte Klassen fangen am Montag laut Konrektorin Margit Honer mit dem Präsenzunterricht an der Realschule an. "Die Zehnt- und Neuntklässler werden im Wechsel an der Schule da sein", erklärt sie. Genau geregelt ist, wer wo rein- und rausgehen darf. Auf den Fluren gelte Maskenpflicht. Gleich die doppelte Lehrkräftezahl wird im Einsatz sein, um die kleineren Gruppen zu unterrichten. Ein positiver Nebeneffekt: "Wenn in Mathe nicht 28, sondern nur 14 Schüler im Raum sitzen, hat man eine ganz andere Aufmerksamkeit. Man kann ganz andere Fragen stellen." Honer weiß: "Die Schüler freuen sich einfach, hierher zu kommen und ein bisschen das Gefühl der Normalität zu haben."

Nur noch alleine auf die Toilette gehen

Gut vorbereitet auf die kommende Woche sieht Rektor Willy Schmidt die Konrad-Witz-Schule. Vier Klassen werden hier auf zwei Gebäude verteilt. "Auch Toiletten und Pausenbereiche sind konkret zugewiesen", erklärt Schmidt. Überwacht wird, dass die Schüler die Toiletten nur einzeln betreten.

"Wir haben auch einen Abstandshalter eingeführt. Es ist eine Dachlatte von 1,5 Metern, umwickelt mit Farbband." Diese soll den nötigen Mindestabstand veranschaulichen. Schmidt ist wie die anderen Schulleiter zuversichtlich, dass sich die Schüler an die neuen Regeln halten werden. Man müsse transparent sein und klare Strukturen schaffen, betont er.

Sorgen bereitet ihm dagegen die personelle Situation. Aktuell stehe man gut da, doch rund 40 Prozent der Lehrer gehörten zur Risikogruppe. "Wenn noch mehr Schüler kommen sollen, haben wir eine große Baustelle."