Der Lehrhof im Außenbereich von Hausen. Foto: Otto

Bettlinsbad-Betreiberin kritisiert Vorgehen: "So geht man nicht mit Leuten um".

Rottweil-Hausen - Die Bürgerfragestunde am Montagabend im Hausener Ortschaftsrat wirkt nach. "Ich bin erschüttert", sagt die Betreiberin des Ausflugslokals Bettlinsbad, Marianne Burgbacher, am Telefon. Auch sie gehörte zu den Zuhörern, die sich in der Bürgerfragestunde über den Verkauf des Lehrhofs und die Planungen von Familie Scheidel informieren wollten.

Einen Tag später ist sie vor allem eines: enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie als nächstgelegene Gastronomin nicht über die Pläne informiert wurde, enttäuscht von "ihrem" Ortsvorsteher Herbert Sauter und enttäuscht von der Stadt. Für sie gehe es um Wertschätzung für das, was sie und ihre Mitarbeiter auf dem Bettlinsbad leisten, genauso wie Kollege Armin Daler vom im Eschachtal gelegenen Eckhof.

Burgbacher betreibt das Bettlinsbad seit fünf Jahren. "Der Eckhof und wir kommen uns nicht in die Quere. Im Gegenteil, wir empfehlen uns gegenseitig weiter", hebt Burgbacher das Miteinander hervor. Eine weiterer gastronomischer Betrieb im Eschachtal, wie von Familie Scheidel vorgesehen? "Dann können wir dicht machen." Burgbacher hat soziale Verantwortung, zwölf Mitarbeiter sind in dem Ausflugslokal beschäftigt. Bei schönem Wetter braucht sie jede Hand. "Wir brauchen die Schönwetterperioden um die Schlechtwetterperioden zu überbrücken." Das funktioniere nicht mehr, wenn eine weitere Wirtschaft öffne.

"Ich verstehe einfach nicht, warum man dieses Thema erst hinterher publik machen wollte", sagt Burgbacher. "So geht man nicht mit Leuten um."

Schäfer: "Können keine Wucherpreise zahlen"

Ähnlich sieht das auch Schäfer Walter Hall. Sein Sohn Roland beweidet die Wiesen um den Lehrhof mit seinen Schafen. Der Hang liegt quasi vor der Stalltür. "Wenn wir das verlieren, wäre das schlecht. Wir können keine Wucherpreise zahlen", sagt Hall am Telefon. Er beobachte das Schachern um den Lehrhof schon eine ganze Weile. Ein Kaufinteressent, der wohl mittlerweile wieder abgesprungen ist, habe ihm die Wiesen im Vorfeld angeboten. "Die wollen alle die Katze nicht so richtig aus dem Sack lassen", meint der Schäfer, der bereits Weideflächen wegen eines Hofverkaufs verloren hat. Im Fall des Verkaufs des Lehrhofs an Familie Scheidel befürchtet er eine ähnliche Entwicklung.

Auch Hausens Ortsvorsteher Herbert Sauter hat die Bürgerfragestunde vom Montag zugesetzt. Im Gespräch möchte er nochmals Stellung beziehen. Seit Langem bestehe in Hausen der Wunsch, das gastronomische Angebot zu verbessern. "Daher habe ich die Idee von Herrn Scheidel, den Lehrhof zu erwerben und dort unter anderem eine Wandergastronomie zu betreiben, gerne unterstützt." In der Sitzung am 29. April habe der Ortschaftsrat das Konzept in der vorgestellten Größenordnung abgelehnt und die Verwaltung beauftragt, mit dem Investor unter Berücksichtigung der Bedenken des Ortschaftsrats über eine deutliche Reduzierung des Konzepts zu verhandeln. "Ich bedauere, dass ich diese Beschlusslage am Montag in der öffentlichen Sitzung mit Verweis auf die Gemeindeordnung nicht bekannt gegeben habe, obwohl dies zulässig gewesen wäre", betont Sauter. Bevor eine weitere Beratung im Hausener Ortschaftsrat stattfindet – und das wird erst in neuer Zusammensetzung sein – soll das Konzept des Investors in einer Bürgerversammlung vorgestellt und diskutiert werden. "Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass Umwelt- und Naturschutz im weiteren Verfahren besonders berücksichtigt werden. Ich lade die Hausener Bürger dazu ein, gemeinsam in aller Offenheit, eine faire Diskussion zu führen."

Das Landratsamt hat auf Nachfrage unsere Zeitung gestern nochmals bestätigt, dass es einem Verkauf des Lehrhofs an einen Nicht-Landwirt nicht zustimmen wird. Ein Bebauungsplan ist für den Investor damit zwingend notwendig.