Fotos: Schnekenburger Foto: Schnekenburger

Mit Musketenknall und Kanonendonner das neue Jahr begrüßt. Zahlreiche Zuschauer. Erlös kommt Tieren zugute.

Rottweil - Am Neujahrstag wird es laut im Bockshof. Auch gestern begrüßte die Historische Bürgerwehr das Neue Jahr mit Musketenknall und Kanonendonner, mit Gedanken zu Zustand und Zukunft von Rottweil.

Es war schon kälter bei diesem Anlass, deutlich kälter, es war schon nässer, es war schon heller, dennoch: Das Wetter stellt am Dienstagnachmittag für den großen Salut eigentlich keine Empfehlung aus. Im Bockshof finden sich gleichwohl zahlreiche Zuschauer ein. Gegen die unfreundliche Witterung hilft im Zweifelsfall der Glühwein von den Eselfreunden, für deren Stand Dieter Prirsch gerne Werbung macht. Der Erlös komme den Tieren zugute, erklärt der Vorsitzende der Historischen Bürgerwehr, der noch eine Gruppe im Bockshof begrüßt: Die Jagdhornbläser des Hegerings Rottweil unter der Leitung von Eugen Schuler sind wieder mit dabei und sorgen musikalisch für den richtigen Ton.

Der Ton, den Prirsch dann anschlägt, ist durchaus kritisch. Nach dem Salut für die Patronin der Schützen, die heilige Barbara, geht es an die Aufregerthemen. So scheint es nur schwer vorstellbar, dass auf der Saline ein Kreisverkehr nach dem anderen für raschen und sicheren Verkehrsfluss sorgen soll. Drei Stück innerhalb von 150 Metern – sicher, die Szene ist zugespitzt – sind nach Meinung der Bürgerwehr eindeutig zu viel und eher geeignet, einen schwachen Magen vollends kollabieren zu lassen. Mancher Verkehrsteilnehmer werde ob solcher Verwirrung ohnehin gleich Richtung Bühlingen abbiegen und Hilfe in der Fachklinik suchen, mutmaßt Prirsch.

Kein Ringzug-Haltepunkt "Rottweil Mitte"

In der Innenstadt, so ein weiteres Thema, sei es in Sachen Gastronomie nicht unbedingt zum Besten bestimmt. Vereinzelt könne, wer heimische Küche suche, ab dem späten Nachmittag etwas Kost finden. Abhilfe könnte da ja der künftige Wirt der Villa Duttenhofer schaffen. Bei diesem müsse "schaffen" allerdings ganz groß geschrieben werden, will er die Vorstellungen für die Höhe der Pacht für den Anbau "schaffen".

Nicht zu schaffen ist in diesem Jahr wohl der Ringzug-Haltepunkt "Rottweil Mitte". Da könne ausnahmsweise mal nicht die Stadt was dafür, sondern der Landrat, der den Beutel für dieses Projekt noch nicht öffnen möchte. Dass die Stadt dessen ungeachtet den Aufzug von Neckar auf Innenstadtniveau auch ohne Ringzug-Anbindung schon einmal in Angriff nehmen könnte, ist unbenommen. Und, Ringzug hin oder her, eine tolle Sache wäre so ein Lift vom Stadtgraben herauf ja schon...

Bereits umgesetzt, allerdings weniger gelungen, findet die Bürgerwehr das neue Leitsystem. Farblich gestaltet in Anlehnung an die politische Denkrichtung, scheint es nicht wirklich sicher zu leiten. Wohin das führen soll? Nur vielleicht zum Ziel.

Nicht weniger Verwirrung gibt es in ganz anderem Zusammenhang, der dann doch wieder ganz nahe beim Themenbündel Stadt, Attraktivität, Besucher ist. Einen Hinweis auf die Fußgängerhängebrücke braucht das Beschilderungskonzept noch nicht. Diesem Thema ist übrigens bereits der dritte Salut gewidmet. Kein Wunder, denn wenn sie kommt, wird sie irgendwo dort anlanden, wo Bürgerwehrler und ihre Gäste regelmäßig das Neue Jahr begrüßen. Naheliegend also, dass sie sich so ihre Gedanken zum Thema Hängebrücke machen, die als Hängepartie nicht zum ersten Mal Anlass für eine Strophe ist. Er wünsche sich, dass die Stadt möglichst noch in diesem Jahr Platz für Ein- und Ausgang des erhofften weiteren Besuchermagneten findet. Idealerweise, bevor der Testturm, mit dem sie die Innenstadt ja verbinden soll, für die Touristen wieder geschlossen werde.

Vielleicht bringt Barbara aber auch da ihre schützende Hand ins Spiel. Immerhin ist die Heilige nicht nur für jene, die in die Ferne schießen, zuständig und soll jene beschützen, die sich durch den Untergrund graben, sondern neben weiteren Aufgabenfeldern auch mit der Sorge um Türme betraut. Ein besonders markanter steht gewissermaßen gegenüber. In diesem Moment kappt die tief liegende Wolkendecke seine Spitze. Da darf die Patronin gerne noch einmal einen dreifachen Gruß bekommen. Dieses Mal von den großen Kanonen, der historischen "Sardine" und ihren kaum volljährigen Zwillingen.