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Gefängnisneubau: OB antwortet Schömberger Amtskollegen ebenfalls in offenem Brief.

Rottweil - Er hat sich sechs Tage Zeit gelassen. Aber nicht, um Gras über die Sache wachsen zu lassen: In seiner Antwort in Sachen Gefängnis teilt Oberbürgermeister Ralf Broß gegen den Schömberger Bürgermeister Karl-Josef Sprenger heftig aus.

Sprenger selbst war in einem offenen Brief von vergangenem Freitag nicht zimperlich gewesen und hatte Broß mit Vorwürfen konfrontiert. Jetzt also die offene Antwort. Broß kommentiert Sprengers Aussagen als insgesamt "abstrus und bizarr". Völlig wunderlich, so Broß, sei die verzerrte Aussage, "wir würden einen Standort ausweisen und diesen Standort dann dem Land melden".

Sprenger müsste als Bürgermeister den Unterschied zwischen einer förmlichen Ausweisung und einer Vorbereitung für den Aufstellungsbeschluss kennen, so Broß belehrend. "Sie wissen sehr wohl, dass wir noch nicht so weit sind, einen Standort auszuweisen", erinnert der OB seinen Amtskollegen an die Fakten. Nun von einer Standortausweisung zu sprechen bedeute, die Öffentlichkeit bewusst hinters Licht zu führen.

Broß schreibt sich in Rage: "Für schlicht unverfroren halte ich Ihre Taktik, wie Sie dem Rottweiler Gemeinderat und der Stadtverwaltung zitierte Argumente in den Mund legen. "Größtmöglicher Vorteil für die Stadtkasse", "Verschieben von Lasten an den äußersten Rand Ihrer Gemarkung" und "eiskaltes" Vorgehen würden den Verantwortlichen unterstellt.

Stärkung und Sicherung des Justizstandortes

Das indes entspreche nicht den tatsächlichen Gründen, so Broß. Es gehe um die Stärkung und Sicherung des Justizstandortes, um Erhalt und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, um die gesamtgesellschaftliche Verantwortung und die Unterstützung des Landes bei der Schaffung menschenwürdiger Haftbedingungen. "Und es geht um den Erhalt der zentralörtlichen Funktion des Mittelzentrums Rottweil", so Broß.

"Zum anderen erstaunt aber noch mehr, dass Ihr Gedächtnis wundersamen Wandlungen unterliegt", formuliert Broß. Zunächst habe Sprenger behauptet, von den angedachten Standorten erst aus der Presse erfahren zu haben und die anscheinend ausgebliebene interkommunale Abstimmung zwischen Rottweil und Schömberg beklagt. "Dann konnten sie sich – Gott sei Dank – wieder an ein Gespräch erinnern und nun überraschen Sie mit einem angeblich wörtlichen Zitat, das in diesem besagten Gespräch gefallen sein soll", so Broß süffisant-erbost.

Der Oberbürgermeister wirft dem Schömberger Bürgermeister populistisches Verhalten vor. Seine Einwände dienten lediglich dazu, "Stimmung zu machen, die Mitbürger zu verunsichern und dem Schömberger Gemeinderat zu beweisen, dass ihr Bürgermeister an vorderster Front gegen die Nachbarn in Rottweil kämpft."

Kommentar

Sachlicher
 

Der nachbarschaftliche Streit zwischen Rottweil und Schömberg um das geplante Gefängnis im Bitzwäldle nimmt immer komischere Züge an. Offene Briefe anstatt offener Worte. Mittlerweile führen sich Oberbürgermeister Ralf Broß und der Schömberger Amtskollege Karl-Josef Sprenger wie kleine Kinder im Sandkasten auf, die sich gegenseitig die Schaufeln auf den Kopf hauen und auf den anderen zeigen: der war’s. So nicht, meine Herren.

Mit gegenseitigen Beschimpfungen und Beleidigungen kommt man in dieser heiklen Angelegenheit keinen Schritt weiter. Das vergiftet die Atmosphäre, erschwert weitere Gespräche untereinander, schadet also beiden Seiten – siehe Stuttgart 21. Zumal die Bürger in Rottweil und Schömberg von ihren Rathausschefs ein anderes Verhalten erwarten dürfen. Zurück zur Sachlichkeit heißt die Devise.