So sieht es aus, wenn Jugendliche am Friedrichsplatz Körner knabbern. Foto: Schleeh

Trend hinterlässt unschöne Spuren. Stadt: "Ärgerlich". Helfen höhere Strafen gegen Sauerei?

Rottweil - Es gibt Trends, die muss man nicht verstehen – ins Auge fallen sie dennoch: Weil Jugendliche derzeit an vielen Plätzen in der Stadt Unmengen an Körner-Schalen hinterlassen, flammt die Diskussion um Bußgelder für Müllsünder wieder auf. In Stuttgart schraubt man die Strafen jetzt deutlich in die Höhe.

Ja, man könnte auch darüber hinweg sehen und es als "biologisch abbaubar" deklarieren. Doch die Resonanz auf ein Foto, das wir auf unsere Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil" gestellt haben, zeigt, dass das Thema für allerhand Ärger sorgt: Körner knabbern und dann die Hülsen auf den Boden werfen ist derzeit "in". Auch vor dem Fenster unserer Redaktion am Friedrichsplatz können wir die genüsslich speisenden Jugendlichen regelmäßig beobachten. Hinterher ist der Boden von Schalen übersät.

"So sieht es auch fast jeden Tag auf der Treppe zwischen Predigerkirche und Museum aus. Und wenn man was sagt dann werden die noch unverschämt", kommentiert Silvia S. unser Foto. Reimond H. schreibt: "Sowas gehört sich einfach nicht. Das Ordnungsamt sollte da Aufklärung betreiben."

Auch von etlichen anderen Stellen in der Stadt, die mit Schalen übersät sind, wird berichtet. Leider sei es wohl auch Erziehungssache, wenn Leute meinen, einfach alles auf dem Boden entsorgen zu können, kommentieren einige. Manch einer sieht das Ganze freilich nicht so dramatisch: "Auf jeden Fall weniger schädlich als die Zigarettenkippen", meint Fritz P. Andere aber sind der Meinung, dass die Stadt nicht wegsehen sollte. Bego B. schreibt: "Da sollte man härter durchgreifen. Gibt nicht umsonst an jeder Ecke ’nen Mülleimer."

Stuttgart macht jetzt ernst

Schon im Herbst hatten wir berichtet, dass weggeworfene Kaugummis, Zigarettenstummel und anderer Unrat zunehmend zum Problem in der Innenstadt werden. Ein Anwohner der Hochbrücktorstraße hat allein an einem Abend vor seinem Haus 43 Zigarettenstummel eingesammelt.

Die Stadt Stuttgart will jetzt härter durchgreifen: Laut einer neuen Bußgeldverordnung werden für weggeworfene Kippen, für Kaugummis, Lebensmittelreste, Pizzakartons, Trinkbecher und etliches mehr bis zu 250 Euro Strafe fällig. Wer Glasflaschen oder Scherben hinterlässt, muss 100 bis 800 Euro zahlen. Die Strafen sollen "empfindlich" sein, damit sie auch Wirkung hinterlassen, heißt es aus der Landeshauptstadt. Und um sie überhaupt anwenden zu können, also, um Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen, soll es verschärfte Kontrollen an den bekannten Plätzen geben. Das Personal wird dementsprechend aufgestockt.

Genau hier liegt das Problem in Rottweil: Es gibt ein Bußgeld – verhängt wird es jedoch höchst selten.

Reinigung sehr aufwändig

Aktuell ist das Wegwerfen von Zigarettenkippen oder Kaugummis mit einem Verwarnungsgeld von 30 Euro belegt. "Eine Erhöhung der Strafe wäre grundsätzlich denkbar", sagt die Stadtverwaltung auf unsere Anfrage. Die Schwierigkeit liege aber in der konkreten Ahndung, "weil wir die Personen auf frischer Tat ertappen müssen". Die Zahl der verhängten Bußgelder sei im Jahr leider eher gering. "Insofern wäre dem Zweck einer vermeintlich größeren Abschreckung nur auf den ersten Blick gedient."

Handlungsbedarf wäre aber vielleicht dennoch gegeben, denn die Zunahme der Körnerschalen ist auch bei der Stadt und dem Betriebshof schon aufgefallen und "sehr ärgerlich, weil in der Reinigung sehr aufwändig", heißt es. In letzter Zeit habe "diese Art der Verunreinigung augenscheinlich zugenommen".

Als ob die vielen Kaugummis nicht schon genug wären. Im Oktober hatte der Betriebshof ein Spezialgerät zur Entfernung der hässlichen Flecken getestet. Der Effekt sei positiv gewesen, so die Stadtverwaltung. Derzeit werde geprüft, ob eine Vergabe an einen Dienstleister in Betracht kommt, weil der Einsatz dieser Technik viel personelle Kapazitäten bindet. Der Betriebshof hat bekanntlich auch noch anderes zu tun.