Mit dieser Grafik gibt Felix Greiner auf seiner Facebook-Seite bekannt, dass der "Hezelkessel" dieses Jahr nicht öffnen darf. Foto: sb

Fasnet: Stadt lässt private Wirtschaften oberhalb der "Kneipenmeile" dieses Jahr nicht zu. Betroffener berichtet von Verschmutzungen.

Rottweil - Oberhalb des Schwarzen Tors wird es während der Fasnet keine Besenwirtschaften geben: So versucht die Stadt, Anwohner zu schützen. Voriges Jahr hatte es heftige Beschwerden gegeben.

Wie ein Beitrag auf Facebook ankommt, das merkt der, der ihn gepostet hat, schnell: an den Kommentaren, die Nutzer des sozialen Netzwerks darunter hinterlassen. Im Fall von Felix Greiners Beitrag sind sie eindeutig. Was die Kommentatoren lesen, gefällt ihnen nicht. Der junge Rottweiler hatte auf seiner Seite nämlich angekündigt, dass bei der diesjährigen Fasnet die Besenwirtschaft in der Fahrschule Hezel, der "Hezelkessel", geschlossen bleibt. Nach zunehmenden Anwohnerprotesten habe die Stadtverwaltung beschlossen, keine Genehmigung zu erteilen, schreibt Greiner.

Er hatte den "Hezelkessel" 2014 und 2015 mit Freunden organisiert. "Er kam super an." "Des is ja echt ein Witz", kommentiert deshalb auch Tobias L., und Simon K. fragt: "Kann man für die armen Anwohner denn keine Spendensammlung organisieren und sie ne Woche ins idyllische Allgäu schicken?"

Betroffener berichtet in offenem Brief von Verschmutzungen

In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister hatte sich ein Anwohner im vergangenen Jahr massiv darüber beschwert, dass junge Betrunkene an der Fasnet an die Wände seine Hauses urinieren und sich übergeben würden. Auch über den Lärm aus den Kneipen und den Besen oberhalb des Schwarzen Tors hatte er sich beschwert.

Die Stadt nahm diese "in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Belastungen der dortigen Nachbarschaft" nun zum Anlass, in der Neutor-, Waldtor- und Flöttlinstorstraße – und nur dort – keine Besenwirtschaften mehr zu genehmigen. "Hier sind ohnehin schon sehr viele Gastwirtschaften vorhanden, die Besenwirtschaften verschärfen das Problem", erklärt Ordnungsamtsleiter Jörg Alisch. Bereits nach der Fasnet 2014 habe die Stadt mit den Besen-Betreibern intensive Gespräche geführt, verbunden mit der Aufforderung, "den Missständen entgegenzuwirken". Eine wesentliche Besserung sei nicht feszustellen gewesen.

Felix Greiner allerdings bemängelt, dass es zumindest im vergangenen Jahr eben keine gemeinsamen Gespräche gegeben habe, sondern Gerüchte über eine Besprechung zwischen Stadt und Gastronomen aus der Waldtorstraße. Die Besen-Betreiber seien – zu seinem Bedauern – nicht eingeladen gewesen. In einem Telefonat mit dem Ordnungsamtsleiter erfuhr er dann aber, dass es massive Anwohner-Beschwerden wegen Lärms aus ihrem Besen gegeben habe.

Während die Lautstärke Ansichtssache sei – zumindest sei nie die Polizei gekommen –, sagt Greiner zum Thema Verschmutzung: "Das wollten wir uns nicht ankreiden lassen." Denn die Jugendlichen die im Besen feierten, seien schon mal nicht auf der Straße. Und in ihren Räumen gebe es eine Toilette. "Es gab bei uns auch keine Zwischenfälle", sagt Felix Greiner. Er verweist auf zwei eigens engagierte Security-Leute.

Besenwirtschaften oberhalb des Schwarzen Tors zu verbieten, löst für ihn deshalb die Probleme nicht – auch wenn er manche Beschwerden der Anwohner verstehen könne. Der junge Mann meint, in einem gemeinsamen Gespräch auch mit den Besen-Leuten hätte man Lösungen finden können. Etwa kürzere Öffnungszeiten, etwas leisere Musik oder Patrouillen eines Sicherheitsdienst, die Gastronomen und Besen-Teams finanzieren könnten. "Wir haben das durchaus auch der Stadt gesagt, dass man darüber reden müsste."

Über Genehmigungen für Narrentag wird erst im Herbst entschieden

Die Verwaltung erhofft sich von den erteilten Genehmigungen eine Verbesserung der Situation. Außerdem kündigt Alisch an, dass Polizei und Ordnungsamt verstärkt Präsenz zeigen werden. "Wir appellieren zudem an jeden Fasnetsbesucher: Nehmen Sie Rücksicht auf die Anwohner. Nicht die Polizei und das Ordnungsamt, jeder Einzelne ist für sein Handeln selbst verantwortlich – auch nach dem Konsum von Alkohol!"

In diesem Jahr lassen Felix Greiner und seine Kumpels ihren Besen zu, aber: "Wir sind wirklich gespannt wie’s weitergeht." Denn mit Blick auf den Narrentag 2017 sei schon jetzt zu hören, dass es bisher zu wenige Besenwirtschaften gebe. Dazu sagt Alisch: "Darüber entscheiden wir im Herbst 2016." Die Verwaltung wolle die Erfahrungen der diesjährigen Fasnet abwarten.

"Betreiber von Besenwirtschaften, die sich an die Auflagen halten und die nötigen Anstrengungen zu einem verträglichen Miteinander mit der Nachbarschaft unternehmen, können auch in Zukunft mit einer wohlwollenden Prüfung einer Betriebsgenehmigung rechnen", erklärt der Ordnungsamtsleiter.