Online eine Unterkunft gebucht – und doch im Auto übernachtet. Foto: Africa Studio–stock.adobe.com

Gäste und Beherbergungsbetrieb kommen nicht zusammen. Booking-Portal lässt Fragen offen.

Rottweil - Übernachten in Rottweil – das Thema ist spätestens seit dem wachsenden Touristenstrom in aller Munde. Und die Beherbergungsbetriebe investieren viel, um ihren Kunden einen schönen Aufenthalt in der Stadt zu ermöglichen. Eine ehemalige Rottweilerin, die in ihrer Heimatstadt übernachten wollte, hat nun aber schlechte Erfahrungen gemacht – und musste letztlich trotz Buchung eine unbequeme Nacht im Auto verbringen. Die Übernachtung musste sie trotzdem bezahlen. Der gute Teil der Geschichte: Am Ende fand sich noch eine nette Rottweiler Familie, die die Reisenden spontan zum Frühstück einlud.

Doch von vorn: Die ehemalige Rottweilerin Susanne Hofer bekam eine Einladung zum 20. jährigen Abiturtreffen in Rottweil. "Da das Treffen auf denselben Tag wie unser letzter Urlaubstag in der Schweiz fiel, lag Rottweil sogar auf dem Heimweg in die jetzige Heimat auf der Ostalb", berichtet sie. Durch den Urlaub habe sie jedoch vergessen, im Vorfeld Freunde in Rottweil zu fragen, ob ihr Mann und sie dort übernachten könnten. "Daher stellte sich uns kurzfristig auf dem Weg von der Schweiz nach Rottweil die Frage, wo wir denn übernachten werden. Kurzerhand habe ich bei Booking.com ein Zimmer im Landgasthof zum Seehof gebucht – unter der Bedingung, das wir nach 20 Uhr anreisen", betont sie.

Spätere Anreise geht nicht

Sie habe eine freundliche Bestätigungsmail erhalten, aus der hervorging, dass das Zimmer gebucht sei, sie sich jedoch telefonisch melden müssen, da eine Anreise nach 20 Uhr nicht möglich sei. "Wir haben dem Beherbergungsvater versucht zu erklären, dass wir mit einem elektrobetriebenen Auto unterwegs sind und es daher nicht schaffen werden, vor 20 Uhr anzukommen", berichtet sie. Doch das sei dem Wirt am Telefon egal gewesen. Auch habe er partout keinen Schlüssel hinterlegen wollen. Er habe das Zimmer abgesagt und gemeint, das Paar solle das mit Booking.com klären. "Das Ende vom Lied war, dass wir ohne Zimmer dastanden und die Nacht im Auto verbringen mussten."

Keinerlei Entgegenkommen? Keine spätere Anreise? Auf Nachfrage unserer Zeitung schildert die Chefin des Seehofs die andere Seite: Immer wieder gebe es Probleme mit Buchungen über das Protal Booking.com, weil die Leute "einfach mal schnell klicken", dann manchmal drei, viermal anrufen, dass es später und noch später werde, und teilweise auch überhaupt nicht kommen. Man habe schon viele schlechte Erfahrungen gemacht. Und einen Schlüssel hinterlegen – das sei schon aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen. Wenn es an dem betreffenden Tag möglich sei, könne man nach telefonischer Absprache natürlich eine spätere Ankunftszeit vereinbaren. An diesem Tag sei es nicht möglich gewesen. Problematisch sei, dass die Kunden auf dem Online-Portal oft nicht richtig verifiziert seien, meint sie. Dies geschieht bekanntlich unter anderem über die Zahlung über Kreditkarte – doch das bietet der betreffende Beherbergungsbetrieb nicht an.

Rechnung kommt trotzdem

Und natürlich müsse man das Zimmer in so einem Fall wie von Susanne Hofer trotzdem in Rechnung stellen, schließlich hätte man es ja sonst anderweitig vermieten können, erklärt die Chefin.

Tatsächlich: Wieder zurück auf der Ostalb, flatterte Susanne Hofer die Rechnung ins Haus. Ihrer Ansicht nach ein Unding: "Für nicht erbrachte Leistung und als Preis dafür, dass wir im Auto schlafen durften, wurden wir aufgefordert, knapp 90 Euro zu zahlen." Telefonate hätten zu keiner Einigung geführt. Mit Mahngebühren und allem drum und dran habe man nun final 160 Euro gezahlt.

Nach der Übernachtung im Auto hielt wenigstens der nächste Morgen noch eine nette Überraschung bereit: Das Ehepaar hatte zunächst versucht, an der Elektrotankstelle in der Innenstadt zu nächtigen, wo es dann aber doch "zu belebt" gewesen sei. Daraufhin machten sie eine Auflademöglichkeit in Bühlingen ausfindig und schliefen dort. Am nächsten Morgen sei der Bewohner des angrenzenden Hauses herausgekommen und habe das Ehepaar herzlich eingeladen. "Wir konnten uns frisch machen und er hat uns ein Frühstück gegeben. Unglaublich!", freut sich Susanne Hofer über diese Geste. Das habe ihr "den guten Glauben an die alte Heimat Rottweil wieder gegeben".

Viele zufriedene Gäste in Rottweil könnten ihr zudem sicher bestätigen, dass Übernachten in der ältesten Stadt Baden-Württembergs auch ganz einfach und überaus komfortabel sein kann. Ein Blick in die Bewertungsportale im Internet bestätigt dies – die Lektüre dort empfiehlt sich auch im Vorhinein.