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Jahreskartenbesitzer wütend über Anpassungen. ENRW hält dagegen und verteidigt Vorgehen.

Rottweil - Herbert Karrais geht gerne ins Aquasol. So gerne, dass er eine Jahreskarte besitzt. Jetzt wundert er sich allerdings, dass seine Karte deutlich teurer wird – obwohl die ENRW eine "moderate" Preiserhöhung angekündigt hatte. Auch andere Stimmen werden laut, die sich an dem Preisaufschlag stoßen.

Die ENRW hatte bei ihrer Ankündigung der Preiserhöhung zum 1. Mai betont, dass die Preissprünge nicht allzu hoch seien. Als Beispiel wurde die Erhöhung des Eintritts für drei Stunden Badezeit von 9 Euro auf 9,50 Euro angeführt und die Tatsache, dass der Eintritt für 1,25 Stunden Badezeit mit fünf Euro sowie die entsprechende Zehnerkarte mit 45 Euro gleich bleiben.

Für den Villingendorfer Herbert Karrais und etliche andere Jahreskartenbesitzer folgte die Überraschung nun im Bad, als sie per Aushang von der neuen Preisgestaltung insgesamt erfuhren. "Hier kann man von moderat absolut nicht sprechen", erklärt Karrais beim Besuch in unserer Redaktion. Der Preis für die normale Jahreskarte steige immerhin von 550 auf 610 Euro (rund elf Prozent), für die ermäßigte Karte von 480 auf 540 Euro (zwölf Prozent).

Er betont, dass er das Rottweiler Schwimmbad immer verteidige und für gut befinde. Über dieses Vorgehen ärgere er sich aber nun doch sehr. Auch andere seien überrascht über den Preissprung. Dieser sei bei der "moderaten" Ankündigung von der ENRW verschwiegen worden.

Auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil" melden sich zudem etliche Leser zu Wort, die Investitionen im Bad vermissen. Die Rutsche sei veraltet, man könne nicht mit Chip bezahlen, es werde "wenig geboten".

Ein Zuschussbetrieb

Jochen Schicht, Pressesprecher der ENRW, die das Sole- und Freizeitbad betreibt, kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen und hält dagegen: Das Aquasol sei als öffentliches Bad ein Zuschussbetrieb. "Wir können somit finanziell leider nicht aus dem Vollen schöpfen, sondern müssen mit Bedacht wirtschaften." Als einziges Bad der gesamten Region biete man überhaupt noch eine Jahreskarte mit Sauna an, nicht zuletzt, um den treuen Stammgästen entgegenzukommen.

Vorwürfe zum Thema "Investitionsstau" hält er für nicht angebracht: "Für die Instandhaltung und Weiterentwicklung des Aquasols besteht ein langfristig angelegter Instandhaltungs- und Investitionsplan. Jährlich wird durchschnittlich insgesamt rund eine Million Euro für Instandhaltungen und Investitionen ausgegeben."

Es handle sich zudem um eine Gebäudehülle aus den Jahren 1965/66. Die wesentlichen technischen Einrichtungen und Anlagen seien in den vergangenen Jahren schrittweise erneuert worden. Er nennt zahlreiche Baumaßnahmen, darunter den Anbau des Fitnessbeckens im Jahr 2000, den Anbau des Rutschenturms, den Bau der Aquasauna 2006, die Neugestaltung des Wellnessbereichs 2012 oder den Neubau des Sole-Innenbeckens 2014/15. Zudem sei die Elektrohauptverteilung erneuert und die Fensterfront neu verglast worden, es gebe neue Analysesysteme für die Badewasseraufbereitung, 2018 wurden Trinkwasseranlagen und Duschen erneuert. Der Deutsche-Sauna-Bund habe der Aquasauna sein höchstes Qualitätssiegel "Premium" verliehen.

Die Eintrittsgelder tragen laut Schicht nur zu einem geringen Teil zur Finanzierung eines solchen Freizeitbads bei. "Der restliche Betrag wird von uns als Betreiber getragen." Verglichen mit anderen großen Bädern in der Region sei die aktuelle Preisanpassung "ein verhältnismäßig kleiner Schritt". Im Quervergleich befinde sich das Rottweiler Bad im hinteren Drittel. Man tue alles, um den rund 400 000 Bade- und rund 80 000 Saunagästen pro Jahr einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen.

Herbert Karrais wird dem Aquasol auch jetzt nicht den Rücken kehren. Doch der Ärger bleibt. Nächstes Mal solle die ENRW die Karten gleich auf den Tisch legen – und das Wort moderat vermeiden.