Dietlinde Ellsässer unterhält. Foto: Werner-Gnann Foto: Schwarzwälder Bote

Kreislandfrauentag: Dietlinde Ellsäßer sorgt für Lachsalven / Mobbing von Bauernkindern entgegentreten

Kreis Rottweil. Langeweile war beim Kreislandfrauentag Rottweil in Dietingen ein Fremdwort. Ein trockener schwäbischer Humor und ein schrilles Outfit sind Markenzeichen von Dietlinde Ellsäßer, die als eine der "Drei vom Dohlengässle" des Theaters Melchingen bekannt wurde.

Sie weckte Erinnerungen an die Landwirtschaft früherer Tage, als sie von der Heuernte mit der Heukatze berichtete oder vom Kartoffellesen. "Du wirscht nicht ebber durch ebber", schrieb sie als "überzeugte Ledige" den Gästen in der Graf-Gerold-Halle ins Stammbuch.

Verpackt in humorvolle Einlagen spießte Dietlinde Ellsässer aber auch Hintersinniges auf. So verwies sie auf die starke Sozialkontrolle auf dem Land, brachte ihre Kritik am deutschen Antragswesen zum Ausdruck oder appellierte an die Landfrauen, zusammenzuhalten.

Dass sich dieser Appell für Landfrauen eigentlich erübrigt, hatte eingangs Ute Haag deutlich gemacht. "Wir sind ein starkes Netzwerk für Frauen im ländlichen Raum", unterstrich die Rottweiler Vorsitzende, die einem Kreisverband mit 661 Mitgliedern vorsteht. Noch allzu häufig verbinde die Bevölkerung die Landfrauen mit Kochen und Backen. Doch Landfrauen seien weit mehr, hielt Haag dagegen und verwies auf die Interessensvertretung der Frauen im ländlichen Raum. Ergänzt werde dies durch das Programm mit Vorträgen, Lehrfahrten und Seminaren.

Bei der Rückschau erinnerte die Vorsitzende an die Lehrfahrt nach Bremen, Treffen für Sprengelvorsitzende sowie den Ausflug für die Landfrauen in den Schwarzwald. Rottweil war zudem Gastgeber für das Sommertreffen der Kreisvorsitzenden im Landesverband. Seit Jahren ist auch eine Gruppe junger Landfrauen aktiv, die sich alle 14 Tage zum Stammtisch trifft und darüber hinaus ein eigenes Programm aufbietet. "Begeisterung, Berufsstand, Bildung und Begegnung – das sind die vier "B’s", die Landfrauen antreiben", erklärte Renate Benne, Vizepräsidentin der Landfrauen Württemberg-Hohenzollern.

Die Umfrage zu Mobbing von Bauernkindern habe traurige Erkenntnisse zutage gefördert. "Es muss aufhören, dass Kinder von Höfen gemobbt werden", forderte sie. Die Kultusministerin habe zugesichert, dass Schulbücher auf eine einseitige Darstellung der Landwirtschaft durchforstet würden. Ferner wollen die Landfrauen einen Zehn-Punkte-Plan für betroffene Familien erarbeiten. Im Vorfeld der Kommunalwahlen ermunterte sie zur Kandidatur. "Frauen sollten unbedingt ihre Meinung und Stimme in die Räte einbringen, denn hier geht es um die Politik des täglichen Lebens", machte sie deutlich. Dabei nannte sie die Digitalisierung als wichtiges Zukunftsthema. "Wenn der Ausbau nicht gelingt, verlieren wir unsere Jugend an die Stadt", befürchtet die Vizepräsidentin.

Aufgrund des gewachsenen Kontrollaufwands mit nunmehr 13 Prozent der Betriebe statt der laut EU-Vorgaben vorgesehenen fünf Prozent kündigte Hans Klaiber, Chef des Rottweiler Landwirtschaftsamtes, an, dass die Auszahlung der Agrargelder wohl erst zum Jahresende möglich sei. Abschließend verwies er auf den für das Landesprogramm FAKT nötigen Vorantrag. "Dies ist ein Signal dafür, dass das Interesse der Landwirtschaft an den Maßnahmen groß ist, die Mittel aber endlich sind."