Foto: Jannik Nölke

Fans erleben Energiebündel mit bester Laune im ausverkauften Kraftwerk. Vierfache Zugabe.

Rottweil - Die Bude voll, das Publikum selig, die Stimmung auf der Bühne bestens: Am Freitagabend servierte der 31. Ferienzauber ein Schlager-Feuerwerk. Oder besser: Beatrice Egli sorgte bei den Schlager-Fans für Begeisterung.

Kaum eine ähnlich kontrastreiche Programmwoche wie diese hat es in den vergangenen Jahren beim Rottweiler Sommerfestival im Kraftwerk gegeben. Führungen: ja; Hardrock: ja; deutscher Pop: ja; alles zusammen: ja. Aber Schlager? Da muss man schon ein Weilchen zurückblättern. So gesehen ist der Abend mit der Schweizer Sängerin auch für das Team ein bisschen Abenteuer. Doch Grund zur Sorge besteht nicht. Im längst ausverkauften "Kolossaal" fiebern die Besucher, die einmal quer durch alle Kategorien gehen, Beatrice Egli entgegen. Und die nimmt das persönlich – was in diesem Fall positiv gemeint ist.

Von Beginn an gibt es viel Interaktion zwischen Bühne und Publikum. Selbstverständlich singen die Besucher auch bei den Songs wie "Le Li La" vom erst vor wenigen Wochen erschienenen Album "Natürlich!" alle Verse mit. Falls es doch mal ein bisschen am Text klemmt, freuen sie sich, mit ihrem Star gewissermaßen auf Tuchfühlung zu sein. Manche dürfen das wörtlich nehmen. Für Sabine wird der erster Konzertbesuch überhaupt unvergesslich bleiben: Sie darf auf der Bühne neben Beatrice Egli Platz nehmen. Es ist ein Moment, der nicht nur die Beteiligten anrührt. So ist es nunmal, wenn sich die Vorfreude in einem sehr authentischen Rahmen entladen darf. Egli ist authentisch. Da wirkt nichts verstellt, nichts inszeniert. Und wenn sie singt: "Keiner küsst mich (so wie Du)", mögen viele das nicht verstehen, nehmen es der Sängerin aber ab, tragen es mit.

Vielleicht ist das ein Geheimnis ihres Erfolgs, im Kleinen gestern Abend, im Großen in ihrer Karriere, die sie gerade mal wieder auf die vorderen Plätze der deutschsprachigen Charts geführt hat: Die Musik ist handgemacht und eingängig, die Texte sind nicht lau, sondern scheinen empfunden, ihr Auftritt lebt dieses Empfinden. Das überträgt sich gestern auch aufs Publikum, das selbst bei einer Reminiszenz an Joan Jett gerne mitfeiert. Dass Beatrice Egli, um wirklich jeden irgendwie zu erreichen, während ihres Konzerts einen Mittelstreckenlauf hinlegt – teilweise als Polonaise mit Band – kann da auch nicht mehr verwundern. Sie ist ein Energiebündel, das seine Energie gerne auslebt und genau so gerne teilt.